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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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LIEBTE.
    Bennett war ein geübter Beobachter. Oft starrte er stundenlang auf ein einziges Fenster, um die entscheidenden fünf Minuten abzupassen, die ihn für das tagelange, manchmal wochenlange Geduldsspiel belohnen würden. Er bevorzugte andere Aspekte seiner Arbeit, doch mittlerweile betrachtete er das Warten fast schon als meditative Übung.
    Heute war er kaum zum Meditieren gekommen. Victor hatte ein gutes Gespür bewiesen – alles drehte sich um Miss Lacie. Binnen Stunden hatte jede einzelne Figur der kleinen Seifenoper bei ihr vorbeigeschaut, darunter auch ein Cop: Um kurz nach zehn, als Bennett von einer Pinkelpause in der nächsten Gasse zurückkehrte, war ein blassblauer Wagen vorgefahren. Ein offizielles Nummernschild, das entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße bog. Die gute, alte Polizei. Zuständig für Recht und Ordnung – und Sonderrechte.
    Er hatte sich in einen Hauseingang gesetzt und Victors Handynummer gewählt. »Grad ist ein Cop angerollt.«
    »Ein Uniformträger?«
    »Nein, ein Detective. Nur einer.«
    Eine kurze Pause. »Okay, danke. Hier gibt es auch Neuigkeiten. Ich habe ein wenig Druck gemacht. Vielleicht bringen wir die Sache doch etwas früher über die Bühne. Womöglich schon heute Abend.«
    »Klingt gut. Details?«
    »Nicht am Handy. Was halten Sie von unserem Detective?«
    »Bin mir nicht sicher. Wenn er länger als zwanzig Minuten bleibt oder Verstärkung bekommt, melde ich mich noch einmal. Ansonsten müssen wir uns wohl keine Gedanken machen.« Damit hatte Bennett aufgelegt.
    Er lehnte sich zurück. Da war etwas im Gange. Er spürte es, schmeckte es.
    Victor hatte recht: Sie würden die Sache noch heute Abend zu Ende bringen.
    Noch schlimmer? Sie waren doch sowieso schon absolut am Ende. Also was, überlegte Jenn, konnte jetzt noch kommen?
    Eins nach dem anderen. Erst mal aufstehen.
    Während sie sich mühsam aufrappelte, fragte Mitch: »Was soll das heißen? Johnny ist doch ein Drogendealer.«
    »Tja, wie es aussieht, hat er einen Karrieresprung gemacht.«
    »Aber …«
    »Hör mir einfach zu, okay?« Der spöttische Unterton, um den Ian sich normalerweise bemühte, war verschwunden – offensichtlich meinte er es todernst. Jenn und Mitch betrachteten ihn verwundert. »Ich hab mit einem Kumpel von mir geredet, einem Chemiker. Das Zeug in den Flaschen, das sind keine Drogen. Nie im Leben. Ich hab ihm die Flüssigkeit beschrieben, und er hat gesagt …« Ian verstummte und rieb sich die Augen. »Also er meinte, für ihn klingt es nach …«
    »Nun sag schon.«
    »Nach einem chemischen Kampfstoff. Nervengas.«
    Mit einem Mal war Jenn sich jedes einzelnen, jedes noch so kleinen Geräuschs bewusst, selbst ihrer eigenen gleichmäßigen Atemzüge. Das Leben hielt nicht inne, die Welt drehte sich unbeirrt weiter, ob sie es wollte oder nicht.
    Dann brach sie in Lachen aus.
    Es war kein Kichern, sondern ein hohes, schrilles Wiehern tief aus dem Bauch, gewürzt mit ein wenig Hysterie. »Was?«, keuchte sie. »Sag das noch mal.«
    »Ein chemischer Kampfstoff. Wahrscheinlich Sarin.«
    »Moment.« Mitchs Stimme klang seltsam leblos. »Sarin wurde doch bei den Anschlägen auf die Tokioter U-Bahn verwendet.«
    »Ja.« Ian hob die Schultern. »Ganz genau.«
    »Aber … Aber wir haben eine Flasche aufgemacht und dran geschnüffelt.«
    »Aber ihr habt das Zeug nicht berührt, oder?«
    »Nein.«
    »Exakt. Das ist ein wichtiger Hinweis, meinte mein Kumpel. Wäre es richtiges Sarin, wärt ihr wahrscheinlich schon tot. Also handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine sogenannte Vorstufe. Angenommen, du bist ein größenwahnsinniges Arschloch, das sich ein bisschen Sarin zusammenbrauen will. Dann benötigst du dafür zwei Bestandteile, und der eine ist die Vorstufe, also das Zeug, das ihr gefunden habt. Die Symptome – Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe und so weiter – lassen laut meinem Freund darauf schließen, dass es sich dabei um …« Ian griff in eine Tasche und zog eine vollgekritzelte Serviette heraus. »… um Methylphosphonyldifluorid, kurz DF, handelt. Und weil dieses DF gar nicht so leicht herzustellen ist, ist es verdammt teuer. Der andere Teil ist kein Problem. Dafür braucht man nichts weiter als ein bisschen Alkohol.«
    Jenn kriegte sich nicht mehr ein. Drogendealer, Terroristen, chemische Kampfstoffe, das wurde ja immer besser! Zwischen den einzelnen Lachsalven schnappte sie nach Luft. Sie bekam schon Seitenstechen.
    »Das ist mein völliger Ernst«, meinte Ian. »In

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