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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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was?«
    »Erraten.«
    »Komm, wir trinken erst mal einen.«
    »Hör mir zu, Alex. Das sind keine Drogen, das …«
    »Hörst du schlecht? Ich sagte, wir trinken erst mal einen.« Aus Alex’ Stimme war jeder Anflug von Humor verschwunden. Er deutete auf die Alkoholika im verspiegelten Regal. »Keine Lust auf Wodka? Du hast freie Auswahl. Was darf’s denn sein?«
    Hier stimmte etwas nicht. Er hatte damit gerechnet, dass Alex überrascht sein würde, ihn zu sehen, vielleicht auch wütend. Doch stattdessen wirkte sein alter Freund irgendwie abwesend. Nicht als ob er den Verstand verloren hätte, so weit wäre Mitch nicht gegangen, aber er war definitiv nicht ganz da.
    »Alex. Das Zeug in den Flaschen …«
    »Alex, Alex, Alex«, äffte er ihn mit hoher Stimme nach. »Die Flaschen, die Flaschen, die Flaschen.«
    Mitch zögerte. Was sollte das? Machte es überhaupt Sinn, mit ihm zu reden? Oder sollte er sich lieber die Flaschen schnappen und abhauen? Nein, das würde wohl kaum funktionieren. Alex war zwanzig Kilo schwerer als er, zwanzig Kilo pure Muskelmasse. Und wenn er eine der Flaschen fallen ließ …
    »Okay«, sagte er. »Dann nehm ich ein Bier. Und einen Schnaps.« Möglichst gelassen schlenderte er zur Theke. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber vorerst blieb ihm nichts anderes übrig, als mitzuspielen. Körperlich war ihm Alex klar überlegen. Also musste er ihn wohl oder übel mit Worten überzeugen, auch wenn ihm die Zeit davonlief.
    »Bedien dich.« Alex fummelte ein Päckchen Zigaretten aus der Hemdtasche und zündete sich eine an. »Ach ja, willkommen in Johnny Loves fabelhaftem Familienrestaurant. Heute ausnahmsweise mit Selbstbedienung.«
    Mit einem Nicken umrundete Mitch die Theke. Seine Nerven waren gespannt wie Stacheldraht, der im Wind knarrte und zitterte. Er nahm sich ein Bierglas und hielt es unter den Zapfhahn. »Was ich dir sagen wollte. Das Zeug in den Flaschen …«
    »Ich war heute bei Cassie.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Natürlich auch bei ihrer Mutter und meinem Nachfolger. Eine hübsche Familie.«
    »Das tut mir leid.« Vielleicht doch kein Schnaps. Mit dem Bierglas in der Hand ging Mitch zum nächsten Barhocker und setzte sich. »Muss ein beschissenes Gefühl sein.«
    »Du musst es ja wissen.« Alex’ Lächeln scheiterte auf halbem Weg. Er hob das Glas. »Worauf sollen wir anstoßen?«
    »Bitte, hör mir kurz …«
    »Ich hab’s: auf den Donnerstagabend-Kneipen-Club. Auf dass wir alle bekommen, was wir verdienen. Ohne Ausnahme.«
    Widerwillig beugte Mitch sich vor, und sie stießen an. »Prost.« Er setzte das Glas an die Lippen, lehnte den Kopf zurück und – und kippte nach hinten. Das Glas rutschte ihm beinahe aus der Hand, Bier spritzte in alle Richtungen. Seine Schläfe brannte, wo Alex ihm eine runtergehauen hatte, einfach so, mit dem Handrücken. Mitch ruderte mit den Armen und klammerte sich im letzten Moment an die Theke. »Scheiße, was soll das?«, stieß er hervor, doch im selben Augenblick sprang Alex auf, packte ihn am Kragen und riss ihn keuchend hoch, schleuderte ihn scheinbar mühelos herum, trug ihn zwei Schritte weit zum nächsten Tisch und klatschte ihn auf die Platte. Der Aufprall presste das letzte bisschen Luft aus Mitchs Lungen, seine Wirbelsäule explodierte vor Schmerz.
    »Willst mir mal wieder die Welt erklären, was?« Wieder zerrte er ihn hoch, wieder donnerte er ihn auf den Tisch. »Willst mal wieder den Boss spielen, was?«
    Mitch hatte immer noch das Bierglas in der Hand. Instinktiv schlug er zu. Das Glas sauste durch die Luft und knallte gegen Alex’ Kopf. Scherben rieselten auf den Boden, er spürte ein feuchtes Brennen in den Fingern. Mit einem Ächzen ließ Alex los und fasste sich an die Schläfe. Mitch rollte sich vom Tisch herunter, schnappte sich einen Stuhl, der vor ihm auf dem Boden lag, und wich mehrere Schritte zurück.
    Doch Alex hatte sich schon wieder gefangen. Er wippte vor und zurück wie ein Boxer, eine Hand vor dem Gesicht, die andere am Ohr. Mitch hörte seinen raschen Atem, sah das Blut auf seinem Gesicht. Sie standen sich gegenüber, Auge in Auge. Keiner wagte es, den ersten Schritt zu tun. Am liebsten wäre Mitch sofort zum Angriff übergegangen, am liebsten hätte er seinen ehemaligen Freund mit dem Stuhl niedergestreckt und so lange auf ihn eingeprügelt, bis er ihm nicht mehr in die Quere kommen konnte. Dann könnte er sich einfach nehmen, was er wollte, und von hier verschwinden. Sollte er doch den Boden

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