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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Kommando setzte ein pulsierender Schmerz ein. Egal. »Ian und Jenn reden gerade mit der Polizei.«
    »Und warum bist du dann hier?«
    »Zur Sicherheit, falls die Cops zu spät kommen. Ich schätze, Victor ist schon unterwegs?«
    Alex nickte.
    »Dann müssen wir hier weg, zur Polizei. Dort sind wir in Sicherheit.« Mitch wollte schon aufstehen.
    »Nein.«
    »Hast du denn nicht kapiert, was ich gesagt habe? Das …«
    »Es ist zu spät, Mitch. Ich hab ihn angerufen. Ich hab ihm gesagt, dass ihr ihn angelogen habt, dass ich das Zeug habe, dass wir uns hier treffen können.«
    »Ja, klar, aber wir können trotzdem noch …«
    »Was denkst du, was passiert, wenn er hier auftaucht, und ich bin nicht da? Wo wird er wohl zuerst vorbeischauen?«
    »Dann kommen wir ihm eben zuvor. Wir fahren direkt zu Cassie und nehmen sie mit.«
    »Und wenn er einen seiner Männer vorm Haus postiert hat? Wenn es nur um mich gehen würde, okay … Aber es geht auch um meine Tochter. Verstehst du das?«
    »Ja, aber hast du kapiert, was ich gesagt habe? Mit dem Zeug kann man   Sarin   herstellen, und wir haben eine ganze Gallone davon. Man muss nur ein bisschen Alkohol hinzufügen, und schon hat man genug Gift, um Hunderte, wahrscheinlich Tausende von Menschen umzubringen.«
    Alex kicherte.
    Was sollte das jetzt? »Das ist nicht lustig.«
    »Nein, nein, aber … Na ja, der Alkohol. Jetzt weiß ich, warum du vorhin halb ausgerastet bist. Wegen der Wodkaflasche.«
    Mitch spürte ein Zucken in den Mundwinkeln. Nun war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu amüsieren – doch als sie sich über die Theke hinweg anblickten, mussten sie auf einmal beide lachen. Bald verstummten sie wieder – nicht zuletzt wegen der heftigen Schmerzen, die dabei durch Mitchs Brust schossen –, doch für diese eine Sekunde war die Welt wieder in Ordnung.
    »Komm schon, Alex. Wir müssen los.«
    Mitch sah, wie er mit sich rang, wie er mit derselben Entscheidung rang, die Jenn, Ian und er vorhin getroffen hatten. Auch er grübelte darüber nach, mit welchem Szenario er besser leben könnte, ob es nicht doch einen anderen Ausweg gab. Was, wenn er sich weigerte? Was sollte Mitch dann tun?
    Doch im selben Moment hörte er eine Stimme.
    »Ach, Sie wollen schon gehen? Wie schade.«
    Jede Sekunde tat weh.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben begriff Jenn, dass die Zeit ein Gewicht, eine Form annehmen konnte, scharfe Kanten, die sich mit jedem gemächlichen Ticken der Uhr tiefer ins Fleisch bohrten. Während sie und Ian hilflos auf der Couch saßen, betrat Mitch die Höhle des Löwen. Sie erinnerte sich an das Leuchten in seinen Augen – er hatte sich direkt darauf gefreut, sich für die anderen zu opfern. Endlich hatte er sich seinen Taten gestellt, endlich war er nicht mehr davongelaufen, aber genau das konnte er nicht ertragen. Deshalb würde er nicht auf Nummer sicher gehen, sondern ein letztes Mal den Macho rauskehren. Augen zu und durch.
    Damit waren sie seine einzige Chance. Und jede Sekunde, die sie als Gefangene in Jenns eigenem Wohnzimmer zubrachten, konnte eine Sekunde zu viel sein.
    Sie spürte die Schere in der Hand. Das Metall hatte sich erwärmt, ihre Finger waren feucht und verschwitzt. Eine lächerliche Waffe, aber besser als nichts. Wenigstens gab sie ihr einen Funken Hoffnung.
    Der Fremde zog ein Handy aus der Tasche, wählte, wartete ab. »Ich hab sie.« Eine Pause. »Ja.« Mit kalten, starren Augen blickte er ins Leere, eine Kreatur aus der Tiefsee. »Okay.«
    Jenn hörte ein Flüstern von der Seite. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Denke schon.« Sie bemühte sich gar nicht erst, unauffällig zu sprechen. Der Fremde beobachtete sie sowieso. »Und mit dir?«
    Ian schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich.«
    »Halt durch. Du darfst jetzt nicht aufgeben, okay?«
    »Erinnerst du dich an das Spiel, von dem ich euch neulich erzählt habe?«
    »Was soll das denn jetzt?«
    »Das Gefangenendilemma. Erinnerst du dich daran?«
    Sie seufzte. »Ja, klar.«
    »Du weißt doch noch, was ich gesagt habe, oder? Dass es eine Frage der Wiederholung ist. Es kommt darauf an, wie oft man spielt.« Kurz meinte sie, ein halbes Zwinkern um seine Augen zu erkennen. Wollte er ihr etwas mitteilen? »Wenn man aber nur ein einziges Mal spielt, ist es besser …«
    »Den anderen zu verraten. Ja, ja, ich weiß.«
    »Genau.« Ian musste husten. »Vor allem«, keuchte er, »vor allem beim allerletzten Spiel, oder wenn es um etwas wirklich, wirklich Wichtiges geht. Wichtiger als alles

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