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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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hatten die Jungs die Nerven verloren, am Ende hockten sie im Wagen und warteten auf sie? Wenn ja, was würde sie tun? Die beiden auffordern, die Sache durchzuziehen? Oder würde sie Mitchs Beispiel folgen und ihnen die Wahl lassen?
    Sie hatte keine Ahnung, und zum Glück musste sie sich nicht entscheiden – als sie näher kam, sah sie, dass niemand im Chevy saß. Auf den letzten Metern fühlte sie sich lebendig und gefährlich wie nie zuvor.
    Ein Knirschen in ihrem Rücken. Sie blickte über die Schulter. Hinter ihr bog ein Auto in die Gasse ein.
    Ihre Gedanken zersprangen in alle Richtungen, wie eine Handvoll Murmeln auf dem Boden. Für den Bruchteil einer Sekunde hätte sie sich noch wegducken können, doch schon im nächsten Moment wurde sie vom blendenden Scheinwerferlicht erfasst. Auf einmal war ihr Mund staubtrocken. Am liebsten wäre sie weggerannt, zu Mama gerannt, während der große, fremde Wagen mit klapperndem Fahrgestell hinter dem Chevy hielt.
    Hinter dem Chevy. Verdammt. Er hatte sie eingeparkt.
    Cool bleiben. Du musst jetzt unbedingt cool bleiben.   Aber wer war das überhaupt? Die Cops? Ein Angestellter der Bar? Oder Johnnys »Geschäftspartner«?
    Eigentlich egal. Sie musste sich entscheiden, und zwar sofort: Sollte sie einsteigen und den Typen ignorieren, oder sollte sie ihn auffordern, woanders zu parken? Was würde sie tun, wenn sie nichts zu verbergen hätte?
    Jenn drehte sich um, trat einen Schritt vor und schirmte die Augen mit der linken Hand gegen das Schweinwerferlicht ab, die rechte halb zu einem Gruß erhoben. Vor ihr stand ein ramponierter Cadillac, eine Art rostige Riesenflunder. Jetzt öffnete sich die Tür, und ein Mann stieg aus, ohne den Motor abzustellen oder das Licht auszuschalten – ein einzelner Mann mit durchschnittlichem Körperbau. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. »Hey, Sie haben mich eingeparkt.«
    Als der Typ aus dem Lichtkegel trat, war er besser zu erkennen: ein bleicher, dürrer Kerl mit schwarzem, zu einer Schmalzlocke geformtem Haar. Er trug eine teuer aussehende Motorradjacke und seine rechte Hand steckte in seiner Gesäßtasche. Für einen Moment musterte er sie schweigend, von Kopf bis Fuß. Eine zusätzliche Angst gesellte sich zu ihrer ohnehin schon vorhandenen Panik, eine Angst, die keine Frau ganz hinter sich lassen konnte, erst recht nicht allein im knappen Kleid in einer dunklen Gasse.
    »Was willst du da hinten?«
    Schon der Tonfall ließ sie erschaudern, doch sie zwang sich, das Kinn zu heben.   »Bitte?«
    »Dein Aufzug passt nicht zu der Mülltonne da.«
    Die feuchte Abendluft klebte an Jenns Haut. Sie wusste nicht warum, aber in der Gegenwart dieses Typen hatte sie das Gefühl, ununterbrochen auf Alufolie zu beißen. »Es geht dich zwar nichts an, aber ich warte hier auf meinen Freund.«
    »So, so, auf deinen Freund.« Der Mann schlurfte auf sie zu und warf einen flüchtigen Blick auf den orangefarbenen Chevy. »Und dein Freund arbeitet hier?«
    »Ja«, erwiderte sie, während sie einen winzigen Schritt zurückwich. Einerseits durfte sie ihn nicht misstrauisch machen, andererseits wollte sie ihn keinen Meter näher an sich heranlassen. Was war das bloß für eine Gestalt? Ganz sicher kein Cop. Vielleicht war er ja nur irgendein Typ, der einen Parkplatz suchte. Nein, dann hätte er den Motor abgestellt. Davon abgesehen wäre jeder normale Mensch mit einer kurzen Entschuldigung abgezogen. Oder etwa nicht?
    Oder wollte er sie anmachen? Eine ziemlich absurde Idee, eine Frau in einer dunklen Gasse anzubaggern, aber sie hatte schon so einiges erlebt.
    »Wie heißt er?«
    »Wer?«
    »Dein Freund.«
    Was sollte sie antworten? Alex? Johnny? Oder lieber einen Namen erfinden? Doch dann erinnerte sie sich daran, wie sie normalerweise in so einer Situation reagieren würde. »Das geht dich nun wirklich nichts an.« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Und jetzt fährst du bitte deinen Wagen weg, damit ich hier raus kann.«
    »Ich dachte, du wartest hier auf deinen Freund?«
    »Klar, er wird jeden Moment hier sein. Also könntest du freundlicherweise woanders parken, damit wir dann hier rauskommen?«
    Der Mann trat noch einen Schritt vor. »Ich hätte da eine bessere Idee.«
    »Ich sagte doch: keine Bewegung«, zischte Mitch und richtete die Pistole auf Johnnys Stirn. Sein Herz klopfte, als wollte es ihm aus dem Brustkorb springen. Alex lag wimmernd auf dem Boden, blutige Finger vor dem Gesicht. Warum hatte Ian nur so hart zugeschlagen? Egal,

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