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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Lächelnd holte Mitch aus und trat   Johnny mit voller Wucht in die Seite. Der Kerl schnaufte, und das Blut schoss ihm ins Gesicht.
    Was für ein großartiges Gefühl.
    »Ich hätte da eine bessere Idee«, sagte der Mann in der Motorradjacke, während er einen weiteren Schritt vortrat. »Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit? Also, was hast du hier verloren?«
    Jenns Puls überschlug sich fast. Nein, das war keine x-beliebige zwielichtige Gestalt, die sich rein zufällig hierher verirrt hatte. Nicht unter diesen Umständen, nicht mit dieser Frisur, diesem Wagen, und erst recht nicht mit diesem Auftreten. Es gab nur eine Erklärung: Das war der Dealer, den Johnny empfangen wollte.
    Und damit war alles anders. Ihr ganzer Plan hatte darauf basiert, dass Mitch und Ian wieder draußen sein würden, ehe der Dealer aufkreuzte. Deshalb hatte sie ihnen sofort geschrieben, als Johnny und Alex im Büro verschwunden waren – es musste verdammt schnell gehen. Zudem waren sie davon ausgegangen, dass der Dealer durch die Vordertür kommen würde, und so hatte sich das Risiko in erträglichen Grenzen gehalten.
    Bis jetzt. »Was geht dich das an?«, fragte sie.
    »Gehörst du zu Johnny?«
    Als er noch einen Schritt vortrat, wich sie weiter zurück – und stieß gegen den Müllcontainer. Die schmierige, kalte Metallkante strich über ihre nackte Haut. Verdammt.
    Natürlich könnte sie versuchen, aus der Gasse zu fliehen, aber in ihren Pumps konnte sie sich schon im Stehen kaum auf den Beinen halten. Noch dazu würde sie die Jungs im Stich lassen, und das durfte sie nicht. Nein, es reichte nicht, dass sie hier rauskam. Irgendwie musste sie den Typen von hier wegbekommen.
    Nur wie? Sie dachte an den Revolver in ihrer Handtasche. Aber nein, dafür war er schon zu nah dran.
    »Raus mit der Sprache. Was wird hier gespielt?«
    Sie glaubte, seinen säuerlichen Atem zu riechen.
    Und im selben Moment kam ihr die Erleuchtung. Es gab einen Weg, jeden Mann in die Flucht zu schlagen, egal ob es sich um einen dahergelaufenen Widerling oder um einen knallharten Drogendealer handelte.
    »Wenn du nicht sofort verschwindest«, sagte sie, »schreie ich, dass ich vergewaltigt werde.«
    Er erstarrte mitten in der Bewegung. »Warum solltest du das tun?«
    Statt zu antworten, atmete sie tief ein, öffnete den Mund und blickte ihm in die Augen. Sie sah, wie die Rädchen in seinem Kopf rotierten: Wie lange und wie laut könnte sie wohl schreien, wie viele Leute waren auf der Straße, wie viele würden sie hören? Es war früher Abend, noch lange nicht Nacht, auf der Lincoln Avenue war eine Menge los, und dann die Apartmenthäuser in der Nähe …
    »In Ordnung.« Er hob die Hände und wich einen Schritt zurück. »Nur die Ruhe. Ich tu dir nichts.«
    »Hau ab.« Die Handtasche vor die Brust gedrückt, ging sie auf ihn zu, weg vom Müllcontainer.
    »Es gibt keinen Grund, einen Aufstand zu machen.«
    »Steig in deine beschissene Karre, und verzieh dich.«
    Er schnitt eine Grimasse, warf einen kurzen Blick über die Schulter und schaute auf die Uhr. »Ich muss kurz wo anrufen.«
    »Nein. Du steigst   sofort   ein.«
    Mit einem Seufzen wich der Mann weiter zurück. »Okay, du hast gewonnen.«
    Kaum hatte er die Schlüssel aus der Tasche gezogen, flog die Hintertür zur Bar auf.
    Ian musste sich beherrschen, um nicht auf und ab zu hüpfen und den Mond anzuheulen. Sie hatten es geschafft, sie hatten es tatsächlich geschafft. Johnny Love lag auf dem Boden, über und über verklebt; er schnappte noch immer nach Luft, Mitch hatte ordentlich zugetreten. Auf dem Tisch stand die Sporttasche, eine Tasche voller Hunderter, mehr als genug, um seine Schulden bei Katz zu begleichen, selbst geteilt durch vier. Endlich war er wieder da, wo er hingehörte: ganz oben. »Alles klar?«
    »Alles klar.« Mitch trat einen Schritt zurück und blickte sich um, nahm die Schlüssel vom Tisch und schulterte die Tasche, ohne den stöhnenden Johnny eines Blickes zu würdigen. »Raus hier.«
    Die Pistole in der Hand, stieß Ian die Bürotür auf. Wenn das alles vorbei war, würde er sich vielleicht selbst eine Waffe kaufen. Fühlte sich irgendwie gut an.
    Der Lagerraum war immer noch viel zu hell erleuchtet und viel zu vollgestopft mit irgendwelchem Müll. Mitch schloss die Bürotür, blieb stehen und fummelte am Schlüsselring herum, bis er den Richtigen gefunden hatte. Der Riegel klickte.
    »Das ist aber nicht nett«, meinte Ian.
    »Nur zur Sicherheit. Gute Arbeit

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