Der Ausloeser
verlassen, war er ins Büro gefahren und hatte sich in die Arbeit gestürzt; irgendeine Alternativdroge brauchte er, um sich abzulenken. Seit Mitch ihm das Fläschchen aus der Hand gerissen hatte, war er clean, und darauf war er stolz, auch wenn er ununterbrochen kotzen könnte. Dazu die Verbrennung an den Hoden, die ihm bei jeder Bewegung sengende Stromstöße durch den Körper jagte. Aber die Schmerzen waren nichts gegen den endlosen Refrain in seinem Kopf, gegen Katz’ ruhige, gelassene Stimme:
Mein Geld. Spätestens Mittwoch bekomme ich mein Geld.
Ansonsten sehe ich schwarz für dich … und deine Freunde.
Er hatte nicht vergessen, was er den anderen versprochen hatte. Deshalb sollte er jetzt eigentlich nach Hause fahren, sich was zu essen kochen und Reality-TV glotzen, während er sich ein paar Flaschen Wein reinkippte. Und nicht koksen, nicht bei Katz anrufen, einfach überhaupt nichts tun. Null Komma nichts.
Aber wenn er das tat, würde Katz seine Schulden eintreiben. Und nicht nur bei ihm. Außerdem hatte er das Geld, mehr als genug, um Katz zufriedenzustellen, um die Gefahr abzuwenden.
Und außerdem: Die anderen mussten nie davon erfahren.
Zuerst hatte Trish nicht so recht gewollt, aber letztendlich hatte sie dann doch gemeint, er könne am Abend vorbeikommen, nach dem Abendessen. Typisch Trish, dass sie ihn nicht zum Essen eingeladen hatte – es war nicht direkt grausam, sondern bloß gnadenlos praktisch gedacht. Auf dass Ex und Ehemann niemals an einem Tische speisen.
Als Alex die Klingel drückte, ertönte ein gesittetes Ding-Dong , ein krasser Gegensatz zum schrillen Geräusch der Klingel in seinem Apartment. Dann klapperten Schuhe über den Marmorboden, und die Tür öffnete sich. Trish trug eine weiße Bluse, ihr Haar hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden, aber ihre Nägel waren lackiert. Außerdem bemühte sie sich um einen sehr ernsthaften Gesichtsausdruck, und nach einem kurzen Zögern überraschte sie ihn mit einer Umarmung; es war Jahre her, dass sie sich zur Begrüßung umarmt hatten. »Danke, dass du gekommen bist«, sagte sie, als wäre es ihre Idee gewesen.
»Wir müssen reden.«
»Ich weiß. Komm rein.« Sie schloss die Tür hinter ihm.
»Wo ist Cassie?«
»Cassie übernachtet bei einer Freundin.«
»Wie bitte? Was soll …« Er ließ die Arme hängen. »Ich wollte sie sehen!«
»Ich dachte, es ist besser für sie, wenn wir uns erst mal allein unterhalten. Komm doch rein. Wir haben schon auf dich gewartet.«
Wir? Was sollte das heißen? Auf dem Weg in die Wohnküche blieb sein Blick an den gestapelten Umzugskisten in der Ecke hängen. Daneben stand ein halbleeres Regal. »Trish …«
»Hallo, Alex.« Scott stand vom Küchentisch auf. Egal was für Klamotten er anhatte, er sah immer aus, als hätte er sich ein Sweatshirt lässig um die Schultern gebunden. So einer war er, der Neue seiner Ex. »Du erinnerst dich doch an Douglas, unseren Anwalt?« Er deutete auf einen blassen Anzugträger mit wässrigen Augen.
Douglas nickte. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
»Warum bedankt ihr euch ständig bei mir?«, erwiderte Alex, während es in seinem Kopf ratterte: Anwalt? Fast hätte er nervös mit den Zehen gewippt, aber er musste cool bleiben, selbst hier, in dieser glänzenden, sicher unglaublich teuren Küche mit ihren Granit-Arbeitsplatten und dem monströsen Herd, der wahrscheinlich selbst Ian neidisch gemacht hätte. »Ich hab Trish angerufen, nicht andersrum.«
»Klar. Natürlich.« Scotts Blick zuckte erst zu Trish, dann zu ihrem Anwalt. »Kann ich dir was anbieten? Vielleicht einen Kaffee? Oder lieber ein Bier?«
»Danke, nein. Was hat er hier zu suchen?«
Die Lippen des Anwalts verzogen sich zu einem vagen Lächeln. »Mr. und Mrs. Stevens haben mich hierhergebeten, um, nun ja, um etwaige rechtliche Fragen zu klären.«
»Den Weg hätten Sie sich sparen können. Schönen Abend noch.«
»Alex.« Trish stellte sich neben ihn. Er hatte beinahe vergessen, wie zierlich sie war. Wie eine zerbrechliche Elfe. »Mach es nicht noch schlimmer, als es schon ist.«
Mit zusammengekniffenen Augen blickte er von einem zum anderen. »Ich komme hierher, um mit dir zu reden und Cassie zu sehen – und ihr stellt mir eine Falle.«
»Das ist doch keine Falle«, schaltete sich Scott ein. »Wir dachten nur, wir vier sollten uns mal in Ruhe unterhalten.«
»Wir vier? Meine Ex-Frau, mein Nachfolger und ihr Anwalt, der Vampir?«
»Lass das. Warum können wir uns
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