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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Gesicht. »Diese verdammten Kopfschmerzen bringen mich noch um.« Als ihr Blick etwas milder wurde, fuhr er fort: »Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber könnten Sie mir ausnahmsweise den Gefallen tun?«
    Die Dame spähte über seine Schulter auf die stetig anwachsende Schlange. Wenn die Leute nicht gerade entnervt auf die Uhr schauten, starrten sie wütend vor sich hin. »Okay. Wie war der Name noch mal? Tricia …?«
    Doch, die Argumente, die Jenn und Mitch vorgebracht hatten, leuchteten ihm durchaus ein. Natürlich wäre es vernünftiger, das Geld nicht auszugeben, zumindest wenn man das Ganze als Spiel betrachtete. Aber sorry, da konnte er nicht mitziehen. Er hatte das Ding nicht aus Langeweile gedreht, nicht aus der typischen Ziellosigkeit seiner Generation heraus, bla bla bla. Nein, er hatte es einzig und allein für Cassie getan. Sonst wäre er das Risiko niemals eingegangen. Hätte er sich sonst eine Pistole an die Stirn donnern oder eine Schere an die Augen halten lassen? Hätte er sonst die Cops belogen? Scheiße, wäre er sonst halb bewusstlos auf dem Fußboden herumgelegen, während nur ein paar Meter weiter sein idiotensicherer Plan den Bach runterging?   Er   hatte niemanden getötet. Einer für alle, alle für einen – schön und gut, aber irgendwann war Schluss.
    »Bitte schön.« Die Dame schob den Scheck über den Schalter. »Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie zukünftig ein wenig auf Ihren Tonfall achten würden.«
    Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dann verdammt noch mal tun würden, worum ich Sie gebeten habe!   Wortlos faltete Alex den Scheck zusammen und steckte ihn in die Tasche, bevor er sich an der Warteschlange vorbeidrängelte und die Glastür aufstieß.
    Kaum hatte er die vergiftete Stille der Bank hinter sich gelassen, hellte sich seine Stimmung auf. Er musste erst in ein paar Stunden bei Trish sein, Zeit genug, um noch schnell was zu essen. Ganz in der Nähe befand sich eine seiner Lieblingsbars, das Sheffield’s, das ordentliches Grillfleisch und eine großartige Auswahl an Bieren im Angebot hatte. Wie immer, wenn er eine Eckkneipe betrat, erfüllte ihn eine wohlige Wärme, als würde er nach einer langen Reise in die Heimat zurückkehren. Sobald Gras über die Sache gewachsen war, musste er sich einen neuen Job suchen, und mit den fünfzig Riesen, die ihm noch bleiben würden, könnte er sich vielleicht irgendwo einkaufen.
    Oder auch nicht. Mal schauen. Er hatte Zeit. Jetzt würde sich sowieso alles ändern.
    Alex bestellte sich die Pulled-Pork-Platte und ein extragroßes Glas Jolly Pumpkin und blätterte in der   New York Times , die irgendwer   auf der Theke liegen gelassen hatte. Eine deprimierende Schlagzeile jagte die andere: die jüngsten Auswüchse der Hypothekenkrise, der Aktienmarkt im freien Fall, Rezession überall.
    Alex war sich darüber im Klaren, dass sich momentan ein tiefer Riss durch sein Bewusstsein zog: Der eine Teil befand sich im ständigen Höhenflug, der andere fragte sich immer wieder, was sie nur getan hatten, ob sie damit durchkommen würden. Vor allem rang er mit der Tatsache, dass einer seiner Freunde einen Menschen umgebracht hatte.
    Wieder erwischte ihn der Gedanke völlig kalt, wie so oft an diesem Tag. Manchmal konnte er sich für eine Weile ablenken, doch dann schlug er umso heftiger zu. Was hatte Mitch sich nur dabei gedacht, eine Waffe auf jemanden zu richten – und   abzudrücken ?
    Ja, vielleicht waren sie tatsächlich an einen Punkt gekommen, an dem sich der Weg der vier Musketiere wieder trennte. Vielleicht sollte er sich endlich mal weiterentwickeln, die drei in die Vergangenheit verbannen und einen Neustart wagen. Was sprach eigentlich dagegen, an den Stadtrand zu ziehen, um näher bei Cassie zu sein? Er könnte öfter bei ihren Fußballspielen vorbeischauen, er könnte sie von der Schule abholen. Langsam hatte er genug von seinem alten Leben, von den Besoffenen bei Schichtende, sogar von dem unverbindlichen Rumgefummel mit Jenn. Nicht dass ihm seine Freunde egal gewesen wären, ganz im Gegenteil. Aber manchmal richtete man sich eben allzu bequem ein, manchmal mauerte man sich geradezu ein, und dann brauchte es schon ein Erdbeben, um das Ganze ins Wanken zu bringen, um einem klarzumachen, dass man längst nicht da war, wo man sein wollte.
    Ja, vielleicht war es an der Zeit, endlich auf eigenen Beinen zu stehen.
    Er wusste nicht, wie, aber irgendwie hatte Ian bis Mittwochabend durchgehalten.
    Kaum hatte er Jenns Apartment

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