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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Fahrer zu erkennen, ein Kerl mit eckigem Kinn und rastlosen Augen. Einen Moment lang rührte sich nichts, bis sich eine Tür öffnete – und Johnny Love ausstieg, gefolgt von zwei breitschultrigen Männern, deren Blicke unauffällig die Umgebung absuchten. Alle drei verschwanden im Rossi’s.
    Gleichzeitig stellte der Typ mit dem Kinderwagen den anderen Schuh auf den Sockel, löste auch dort die Schnürsenkel und band sie in aller Ruhe neu. Danach richtete er sich auf und schlenderte Richtung Süden, pfiff vor sich hin und lächelte in den Kinderwagen. »Was für ein schöner Tag, was?«, säuselte er. »Na, wie geht’s meinem kleinen Liebling?«
    Auf Höhe der Limousine beugte sich Bennett vor, griff unter die fusselige Decke und zog die Smith heraus. Er wirbelte herum, in einer einzigen fließenden Bewegung, öffnete die hintere Tür der Limousine und glitt auf den Sitz, den Lauf der Pistole auf den Mann links von ihm gerichtet, einen stilvollen Gentleman in maßgeschneidertem Anzug.
    »Beruhigen Sie Ihren Fahrer.«
    Victors Augen verengten sich.
    »Sir?« Eine Stimme aus der Sprechanlage. »Kann ich Ihnen   … «
    Victor drückte auf einen Knopf und sagte in völlig ausdruckslosem Tonfall: »Alles bestens, Andrews. Danke.«
    Bennett nickte und schloss die Tür, ohne sich umzudrehen. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Denke schon.«
    »Sehr gut. Ich weiß, Johnny hat Ihnen erzählt, er hätte ein Treffen arrangiert. Aber ich hatte wenig Lust, unter den Augen Ihrer Leute in Johnnys Restaurant zu sitzen. Deshalb habe ich unser Treffen hierher verlegt. Ich hoffe, die kleine Planänderung kommt Ihnen nicht allzu ungelegen.«
    »Kommt darauf an, was diese ›Planänderung‹ genau umfasst.«
    »Eine berechtigte Frage.« Bennett beugte sich vor. »Also komme ich gleich zur Sache. Ich habe Sie nicht übers Ohr gehauen. Ich weiß, Sie haben mich noch nie gesehen, aber mir ist klar, mit wem ich es zu tun habe.« Er drehte die Pistole zur Seite, legte sie auf den Schoß und hob die Hand. »Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, damit unserer Unterhaltung auch nichts im Wege steht.«
    Victor ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Sein Blick war schwer zu lesen – der Blick eines geübten Pokerspielers. Als er sich am Kinn kratzte, hätte Bennett beinahe auf die abrupte Bewegung reagiert. »Ich sehe, Sie sind ein vorsichtiger Mann.«
    »Selbstverständlich. Wer denkt, er hätte keine Konsequenzen zu fürchten, hat nicht lang zu leben. Ich nehme an, Sie sind Johnnys Käufer?« Eine abwehrende Handbewegung. »Schon gut, Sie müssen nicht antworten. Ich weiß, auch Sie sind ein vorsichtiger Mann. Was hat Ihnen Johnny denn über mich erzählt?«
    »Dass Sie ein ganz besonderes Produkt im Angebot haben. Später meinte er, Sie hätten vielleicht ein kleines Theaterstück inszeniert; die Typen, die ihn überfallen haben, und der Tote in der Gasse hätten möglicherweise beide für Sie gearbeitet.«
    Bennett nickte. »So was in der Art habe ich mir schon gedacht. Darf ich fragen, ob er diese Mutmaßungen freiwillig angestellt hat, oder ob Sie ihn dazu ermuntert haben?«
    »Was tut das zur Sache?«
    »Ich will einfach wissen, wie angepisst ich sein sollte.«
    Nach kurzem Überlegen zuckte Victor die Schultern. »Ich habe ihn ein wenig ermuntert. Wäre aber gar nicht nötig gewesen. Johnny ist ein ziemliches Weichei.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts, Bruder.«
    »Darf ich auch mal eine Frage stellen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Warum sind Sie hier, Mr. Bennett?«
    »Nur Bennett, bitte. Wie Prince, nur ein bisschen größer. Und zu Ihrer Frage: Ich bin aus zwei Gründen hier. Erstens, um Ihnen zu sagen, dass ich Sie nicht abgezockt habe. Zweitens, weil Sie nicht der Einzige sind, der gestern beklaut wurde. Die Typen sind mit meinem Geld abgehauen.«
    »Sie glauben also nicht, dass Mr. Loverin an der Aktion beteiligt war?«
    »Johnny? Johnny soll gewagt haben, Sie und mich übers Ohr zu hauen?« Bennett schüttelte den Kopf. »Er ist dumm, aber nicht   so   dumm.«
    »Wo Sie recht haben, haben Sie recht.« Victor überlegte. »Aber wissen Sie was? Damit fällt der Verdacht wieder auf Sie.«
    Bennett schenkte ihm sein schönstes Lächeln. »Glauben Sie mir, hätte ich Sie übers Ohr gehauen, würden wir uns nicht so entspannt unterhalten.« Er legte eine kurze Pause ein, bevor er in lockerem Plauderton hinzufügte: »Nein, dann hätte ich Ihr Hirn längst durchs Seitenfenster gejagt.«
    Auch Victor lächelte. »Andrews,

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