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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Bericht gelesen, dass mehr als dreißig Prozent der Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung sich dafür entscheiden, kinderlos zu bleiben. Das ist eine Katastrophe! Was passiert, wenn der Prozentsatz auf sechzig steigt? Was passiert, wenn wir am Ende mit einer Gesellschaft dastehen, die ausschließlich von Leuten mit unterdurchschnittli-chem Leistungsniveau erzeugt wurde?«
    »Jetzt sehen Sie aber sehr schwarz.«
    »Ich wünschte, es läge allein an meiner Sicht der Dinge«, entgegnete sie, während sie losfuhr und wendete.
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    »Männer haben es genauso schwer«, sagte Jonathan.
    »Nur laufen die Uhren der Männer später ab«, versetzte George mit einem Lächeln, »und sie können jede Woche ein Kind zeugen, wenn sie genug willige Frauen finden.«
    »Nur dass das nicht so einfach ist«, brummte er niedergeschlagen.
    An der Ecke zur Hauptstraße bremste sie ab und sah ihn an. »Dann müssen Sie eben Kompromisse schließen«, sagte sie beinahe schroff. »Sie sind ein gut aussehender und begabter Mann, Jonathan, Sie sollten Kinder in die Welt setzen.«
    Er lachte leise. »Danke, George. Leider ist die Reaktion auf meine plumpen Bemühungen meistens die gleiche: Mit dir würde ich kein Kind zeugen, und wenn du der letzte Mann auf Erden wärst.«
    »Dann tun Sie etwas dagegen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Seien Sie kompromissbereit«, wiederholte sie.
    »Waren Sie das denn?«
    »Nein. Gleich um die Ecke wartete ja immer etwas Besseres … und als mir endlich klar wurde, wie fatal diese Einstellung war, war ich schon ausgemustert.« Sie sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an, um kein Mitleid aufkommen zu lassen.
    »Machen Sie nicht den gleichen Fehler, Jon. Nichts ist schlimmer, als mit nachträglichem Bedauern leben zu müssen.«
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    Er legte, ganz gegen seine Art, seine Hand auf die ihre und drückte einmal kurz. »Trösten Sie sich«, sagte er, »auch wenn man seine Gene wei-tergibt, ist man sehr schnell ausgemustert. Wenn ein Kind erst geboren ist, kann man ihm – abgesehen von den wenigen Jahren, in denen man es zur Selbständigkeit erzieht – nichts geben, was nicht schon angelegt ist. Es kann gut oder schlecht sein, aber spätestens in der dritten Generation sind Ihre Gene so verwässert, dass Ihr Urenkel nur noch einen verschwindend kleinen Teil von Ihnen in sich trägt. Der Wert der Menschen liegt in ihren Leistungen, George, nicht in ihren Genen.«
    Beinahe hätte sie gesagt, Leistung sei nichts, wenn man sie nicht mit jemandem teilen könne, stattdessen jedoch lachte sie entspannt. »Kommen Sie, suchen wir uns ein Lokal, wo wir gemütlich essen können, während wir versuchen, dahinter zu kommen, wer Grace Jefferies wirklich getötet hat«, sagte sie, als sie links in die Bridport Road einbog.
    »Das wäre doch eine verdammt starke Leistung.«
    Sie fuhr zum Smugglers Inn in Osmington Mill, im Osten von Dorchester. Es war im dreizehnten Jahrhundert erbaut worden und stand an einem Bach in einer Schlucht zwischen zwei langgezoge-nen Hügelkämmen, die sich zu den spektakulären Jurafelsen der Küste von Dorset emporschwan-gen. Der Parkplatz war direkt am Meer – wind-371

    gepeitschtes wogendes Grau an diesem Mittag im April –, zum reetgedeckten Gasthaus gelangte man über eine steile Rampe und eine Treppe.
    »Ich lade Sie ein«, sagte George, die vorausging, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Ich habe heute Morgen einen Gehaltsscheck bekommen, da komme ich mir reich vor.«
    Jonathan legte lahmen Protest ein. »Warum machen wir nicht halbe-halbe?«
    »Weil Sie pleite sind, und ich Ihre Mutter sein könnte.« George stieß die Tür auf. »Außerdem habe ich einen irren Hunger und keine Lust, mich zu schämen, wenn ich drei Gänge verdrücke, während Sie in einer jämmerlichen kleinen Vorspeise herumstochern, weil Sie sich mehr nicht leisten können.«
    Er folgte ihr ins Innere. »Da hat Andrew ja mal wieder kräftig über mich hergezogen.«
    »Das würde ich nicht sagen. Das meiste, was er erzählt hat, war durchaus schmeichelhaft.« Sie drehte sich nach ihm um. »Was meinen Sie?«
    »Dass ich Ihnen Leid tue.«
    »Nein! Über das Pub, Jonathan. Was meinen Sie zu dem Pub?«
    »Geht schon«, sagte er, während er die massi-gen Eichenbalken an der niedrigen Decke betrachtete, die rot glühenden offenen Kamine und die schwarzen Wandtafeln, auf denen frisch gefangener Hummer und eine ansehnliche Auswahl an 372

    Weinen angeboten wurden. »Auf jeden Fall besser als das Crown and Feathers

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