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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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ich hätte was mit der Geschichte zu tun.«
    Andrew stellte sein Glas auf den Boden, um sie nicht ansehen zu müssen. »Und – hatten Sie?«
    »Natürlich nicht«, antwortete sie ganz ohne Erregung. »Ich hatte keinen Schimmer, was da ablief. Das wurde auch nicht besser, als sie Howard 500

    verhaftet haben. Ich habe meine Mutter so lange mit Fragen nach Cill gelöchert, bis sie mir eine run-tergehauen und gesagt hat, ich soll nie wieder darüber reden. Es war eine komische Zeit – ich habe nichts verstanden. Am Ende habe ich mir überlegt, dass Howard auch Cill umgebracht haben musste, das war das Einzige, was einen Sinn ergab – aber da war es schon viel zu spät, um noch was zu sagen. Die von der Polizei hätten meine Eltern doch niedergemacht, weil sie den Mund nicht aufgemacht hatten.«
    Sie war, fand Andrew, sehr überzeugend. Alles passte zusammen, bis ihm die Fragen einfielen, die sie nicht beantwortet hatte. »Er konnte es nicht gewesen sein«, sagte er ruhig. »Er hatte kein Auto, aber im Haus hat man nur einen Leichnam gefunden. Wie hat er sich ihrer also entledigt?«
    »Wer weiß?«, entgegnete sie schlagfertig. »Vielleicht hat er ihr versprochen, sie nach Hause zu bringen? Hat einen kleinen Spaziergang mit ihr gemacht? Er war ein ekliger Pädophiler … wenn sie ihn nicht für den Mord an Grace eingebuchtet hätten, hätte er angefangen, sich die Kinder von der Straße zu holen. Ihnen passt’s in den Kram zu glauben, er wäre unschuldig gewesen, aber das heißt noch lange nicht, dass er’s wirklich war. Ich war dabei, ich habe ihn gekannt.« Sie warf ihm wieder einen ihrer verächtlichen Blicke zu. »Er war ein schleimiges Schwein.«
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    Andrew stützte die Ellbogen auf die Armlehnen seines Sessels und legte unter dem Kinn die Hände aneinander. »Nur wurden keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass sich noch eine andere Person in Grace’ Haus aufgehalten hatte«, sagte er. »Wieso hat man keine Fingerabdrücke von Cill gefunden?
    Oder von Ihnen? Auch wenn die Polizei sie nicht hätte identifizieren können, hätte sie sich doch darüber Gedanken gemacht, wie diese unbekannten Abdrücke dahin gekommen waren. Jeder wusste, dass Grace völlig zurückgezogen lebte. Alle sagten, sie hätte nie Besuch gehabt.«
    »Das ist nicht mein Problem«, sagte sie wieder.
    »Das müssen schon Sie erklären. Ich kann nur sagen, was ich weiß. Sie hat immer hinter uns aufgeräumt und sauber gemacht.«
    Ein cleverer Schachzug – eine Herausforderung, ihr zu glauben oder nicht –, und er fragte sich flüchtig, wieso die Schulleiterin sie für dumm gehalten hatte. »Howard kann am Montag oder Dienstag niemanden getötet haben, Louise. Er war nachweislich nicht im Haus seiner Großmutter – deswegen argumentierte der Pathologe der Anklage ja so nachdrücklich, dass der Mord am Mittwoch ver-
    übt worden sei.« Er zog zynisch eine Augenbraue hoch. »Aber das ist wohl auch nicht Ihr Problem, wie?«
    Sie lächelte vergnügt. »Ganz recht.«
    »Aber warum sind Sie so auf Howard fixiert?
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    Nichts, was Sie bisher vorgebracht haben, beweist, dass er überhaupt am Ort des Geschehens war.«
    »Wer soll’s denn sonst gewesen sein?«, entgegnete sie mit einem Schulterzucken. »Außer ihm und uns war nie jemand bei Grace im Haus.«
    »Wie steht es mit Roy Trent, Colley Hurst und Micky Hopkinson?«
    Darauf war sie vorbereitet. Er erkannte es an der Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kam.
    »Träumen Sie weiter«, sagte sie geringschätzig. »Die haben sich doch nie vom Colliton Way wegbewegt.
    Was hätten die bei Grace zu suchen gehabt?«
    »Cill vielleicht«, meinte Andrew. »Sie hatten sie schon einmal vergewaltigt. Vielleicht hatten sie Lust auf eine zweite Runde.« Er sah, wie sie die Mundwinkel herabzog. »Oder vielleicht haben die Jungs Sie gesucht?«
    »Weshalb?«
    »Um sich an Ihnen zu rächen, weil Sie der Polizei ihre Beschreibungen geliefert hatten.« Zum ersten Mal zeigte sich ein Anflug von Unsicherheit in ihrem Gesicht. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie wütend darüber waren, dass so eine kleine Rotznase sie verpfiffen hatte.«
    »Ich habe keine Namen genannt.«
    »Das brauchten Sie auch gar nicht. Die drei waren vermutlich bei der Polizei so gut bekannt, dass Sie nur zu sagen brauchten, die Täter seien zu dritt gewesen.« Er beobachtete sie einen Moment. »Wenn 503

    Sie auch noch Colley Hursts rote Haare erwähnt haben, hätten Sie die drei ebenso gut mit Namen nennen können.«
    »Sie

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