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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nachzusehen, ob Cill da ist?«
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    23
    Halbinsel Sandbanks, Bournemouth
    Donnerstag, 15. Mai 2003, 14 Uhr 45
    Direkt im Blick einer Überwachungskamera, die vor dem Haus der Fletchers an einem Lampenmasten angebracht war, hielt Sasha Spencer ihren Wagen an und nahm ihre Aktentasche vom Rücksitz.
    Ob unter Beobachtung oder nicht, sie sah keinen Anlass, sich für eine andere auszugeben als die, die sie war. Sie stieg aus dem Wagen, strich über ihren Rock und musterte erst einmal die Adobefassade, ehe sie die Pforte öffnete. Sie hatte sich die Mühe gemacht, mit einem Immobilienmakler zu sprechen, bevor sie auf die Halbinsel hinausgefahren war, und hatte nicht nur erfahren, dass das Anwesen, Palencia, gemietet war, sondern auch, dass der derzeitige Mieter nicht die Absicht hatte, den Mietvertrag zu verlängern. Ob Miss Spencer vielleicht an dem Objekt interessiert sei?
    In der Einfahrt standen keine Autos, und auf ihr nachdrückliches Läuten blieb alles still. Eine Garage links vom Haus war leer. Sie sah sich nach 573

    Kameras um, aber wenn es welche gab, waren sie gut versteckt. Nach einem demonstrativen Blick auf ihre Uhr folgte sie einem Fußweg rechts um das Haus herum und schaute im Vorbeigehen durch die Fenster, bevor sie an die Küchentür klopfte.
    Nichts rührte sich. Das einzige Anzeichen dafür, dass das Haus überhaupt bewohnt war, war eine Sonnenliege im Garten, auf der ein Badetuch lag.
    Billy Burton zufolge hatte Louise an dem Tag, an dem er sie besucht hatte, gesagt, ihr Mann sei im Arbeitszimmer. Sasha hatte jedoch bisher nur ein Wohnzimmer und ein kleines Speisezimmer gesehen. Hastig schaute sie sich nochmals nach Kameras um, dann eilte sie an der Küche vorbei zum nächsten Fenster. Die Augen mit beiden Händen gegen das Sonnenlicht abgeschirmt, spähte sie durch das Glas. Das Zimmer dahinter war leer.
    Auf einem Schreibtisch konnte sie die Rückseite eines Computers erkennen und an der Wand dahin-
    ter ein großes Fernsehgerät mit Flachbildschirm, über den Licht flackerte. Im ersten Moment glaubte sie, der Apparat wäre eingeschaltet, aber dann wurde ihr klar, dass sie nur das verschwommene Bild vom Computerschirm gespiegelt sah. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen, aber noch während sie hinsah, erlosch das flackernde Licht.
    Es verging ein Moment, ehe sie sich fragte, wie das kam. Dann richtete sie sich auf und trat zurück.
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    Der Computerbildschirm hatte automatisch abge-schaltet, weil das Gerät eine bestimmte Zeit nicht mehr benutzt worden war. Es befand sich also jemand im Haus. Zwischen ihren Schulterblättern begann es zu prickeln, sie hatte das bedrängende Gefühl, beobachtet zu werden. Ärgerlich sah sie nochmals auf ihre Uhr, dann ging sie auf dem Weg, den sie gekommen war, wieder nach vorn. Sie nahm eine ihrer Karten heraus, schrieb eilig auf ihre Rückseite: »Für Louise Burton. Bitte rufen Sie mich an. Muss Sie dringend sprechen. Betrifft Cill Trevelyan«, und schob sie unter der Tür hindurch.
    Sie wurde den Verdacht nicht los, dass alles, was sie getan hatte, aufgezeichnet worden war, auch wenn sie nirgends eine Kamera bemerkt hatte.
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    25 Mullin Street, Highdown, Bournemouth
    Donnerstag, 15. Mai 2003, 15 Uhr 30
    George öffnete die Tür und sah die junge Frau, die ihr gegenüberstand, mit einem fragenden Lächeln an. »Ja bitte?«, sagte sie in der Annahme, es mit einer ihrer Wählerinnen zu tun zu haben.
    Sasha registrierte den bizarren Kopfputz und den Sonnenbrand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sind Sie die Stadträtin Georgina Gardener?«
    »Ja.«
    Sasha zeigte ihren Detektivausweis. »Ich bin Sasha Spencer. Ich arbeite für die Detektei WCH. Sie waren vor einem Monat wegen einer Auskunft über Mr. und Mrs. Trevelyan bei uns. Meine Kollegin hat Ihre Angaben alle aufgenommen, konnte Ihnen aber aus Gründen der Vertraulichkeit nicht weiterhelfen. Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht jetzt ein paar Minuten für mich Zeit haben.«
    George war so überrascht, dass sie zunächst gar nichts sagte. »Na so was!«, rief sie dann. »Und da glaubt Jonathan nicht an Zufälle.« Sie lachte über Sashas Gesicht. »Kommen Sie herein. Wir sind draußen im Garten.«
    Sasha fühlte sich überrumpelt, als die Stadträtin sie ohne weiteres in den Garten führte, dort mit einem Dr. Hughes bekannt machte, der eine ebenso 576

    seltsame Kopfbedeckung trug wie sie, und ihr zum Sitzen einen Küchenstuhl brachte. Sie hatte keine Ahnung, wer der Mann war,

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