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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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bei sich hatte.«
    »Haben Sie George Gardeners Telefonnummer?«
    »Klar. Sie hat zurzeit Nachtdienst, da müssen Sie im Heim anrufen. Warten Sie, ich such die Nummer raus.« Einen Augenblick später meldete er sich mit der Telefonnummer eines Pflegeheims wieder.
    »Sie ist im The Birches «, sagte er, als der Sergeant fragte, welches es sei.
    »The Birches« , wiederholte der Sergeant und schrieb die Nummer auf seinen Block. »Ist das dieser große Komplex in der Hathaway Avenue?«
    »Genau.«
    »Und wie schwierig ist es, Miss Gardener dort zu erreichen?«
    »Gar nicht schwierig. Sie hat einen Piepser.«
    »Gut. Vielen Dank, Mr. Trent.«
    »Moment mal. Was ist mit der verdammten Brieftasche und dem Pass? Will er sich die Sachen hier abholen, oder soll ich sie per Post schicken?«
    »Ich schicke einen Wagen bei Ihnen vorbei.«
    Roy Trents Stimme bekam einen argwöhnischen
    Unterton.
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    »Das ist doch hoffentlich nicht irgendein Versiche-rungsschwindel? In der Brieftasche ist nicht viel drin – nur zwei Zwanziger und irgendwelche Tickets. Als er sich nicht gemeldet hat, hab ich mir gedacht, dass er seine Kreditkarten woanders aufbewahrt. Ich sag’s Ihnen, wenn der behaupten will, ich hätte ihm was gestohlen, werd ich stocksauer.«
    »Im Moment behauptet er gar nichts, Sir.«
    »Ja, was soll das Ganze dann eigentlich? Mir kommt das alles ziemlich spanisch vor.«
    Meinst du, mir nicht, dachte der Sergeant und drückte sich vor einer Antwort, indem er Trent noch einmal dankte und dann auflegte. Er klopfte einen Moment mit seinem Kugelschreiber auf den Schreibtisch, dann bat er Andrew, seinen Freund zu fragen, was die Brieftasche enthalten habe.
    »Es ist wichtig, Mr. Spicer. Wenn Sie das Gefühl haben, dass er Sie belügt, dann sagen Sie es mir bitte.«
    Als Andrew aus dem Zimmer war, fragte er bei
    der Bahnpolizei nach und überprüfte dann, ob an diesem Nachmittag eine Streife von der regu-lären Dienststelle an den Bahnhof Branksome gerufen worden war. Auf beide Anfragen war die Antwort negativ. Am Bahnhof Branksome, der für die Nacht geschlossen war, meldete sich niemand, aber ein Beamter am Hauptbahnhof Bournemouth
    sagte, die einzige Meldung auf dieser Linie über einen Araber mit auffälligem Verhalten beziehe sich 204

    auf den »Amoklauf«, dessentwegen man Jonathan Hughes festgenommen hatte.
    Andrew bekam das Ende des Gesprächs noch mit, als er wieder ins Zimmer kam. »Glauben Sie, er hat die Frau erfunden?«
    Der Sergeant zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt, aber vielleicht hat er die Begegnung ein bisschen ausgeschmückt, als er feststellte, dass seine Brieftasche weg war. Er scheint sich gern als Opfer von Ungerechtigkeiten hinzustellen.«
    »Hat das der Wirt gesagt?«
    Der Sergeant ging auf die Frage nicht ein. »Mich lässt diese Sache nicht kalt, Mr. Spicer. Menschen mit dunkler Haut haben es bei der gegenwärtigen anti-muslimischen Haltung überall auf der Welt sicher nicht leicht. Was sagt er denn, was er in seiner Brieftasche hatte?«
    »Nichts von Wert – außer für ihn: eine Rückfahrkarte nach London, die Opernkarte und um die vierzig Pfund. Er musste in Branksome seine Fahrkarte nicht zeigen, darum bemerkte er den Verlust erst nach seiner Ankunft am Hauptbahnhof in Bournemouth. Er meint, er hätte einfach in den nächsten Zug nach London steigen und schwarz-fahren sollen, aber er war so fertig, dass er gar nicht auf die Idee gekommen ist.«
    »Was ist mit den Kreditkarten?«
    »Er wollte mir nicht sagen, wo sie sind, aber offensichtlich waren sie nicht in der Brieftasche.«
    205

    George Gardener war so erstaunt wie Roy Trent, als die Polizei sich bei ihr meldete und sie nach Jonathan Hughes fragte, den sie längst wieder in London geglaubt hatte. Über den Verlust von Brieftasche und Pass wusste sie nichts. Sie hatte das Pub kurz nach Jonathan Hughes verlassen.
    Wie Roy hatte sie keine Erinnerung an eine dunkelhaarige Frau. »Es war kaum ein Mensch da«, sagte sie. »Ich erinnere mich nur an Jim Longhurst.
    Kann sein, dass Gäste gekommen sind, während Dr. Hughes und ich oben waren, aber er hat die Hintertür benützt, als er ging, und die ist von der Bar aus nicht zu sehen.«
    »Mr. Trent sagte, Sie hätten Streit mit Mr. Hughes gehabt. Darf ich fragen, worum es ging?«
    »Wir haben uns nicht gestritten«, erklärte sie.
    »Mr. Trent meinte wahrscheinlich die Szene in seiner Küche. Da habe ich ziemlich lautstark meine Meinung über Dr. Hughes geäußert, und ich glaube, er

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