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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nichts.
    »Na schön, dann erzähle ich es ihnen eben. Wie hat sie ausgesehen? Welches Alter?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du musst doch wenigstens eine Ahnung haben.«
    Er starrte wieder zum Boden hinunter. »Mir ist bei der kleinsten Bewegung schlecht geworden, darum habe ich sie gar nicht richtig angesehen.«
    Wieder schüttelte Andrew den Kopf. Die Geschichte wurde immer bizarrer, er begann allmählich, den Sergeant und dessen Verdacht, dass Jon geistig nicht ganz auf der Höhe sei, zu verstehen.
    »Das sind keine Hirngespinste von dir?«, fragte er direkt. »Diese Frau gibt es wirklich?«
    »Weshalb sollte ich sie erfinden?«
    »Weil du ganz schön in der Scheiße sitzt, mein 199

    Junge. Du hast deinen Pass verloren, dein Geld und deine Rückfahrkarte. Du hast dir den einzigen nützlichen Kontakt für ein Buch über Howard Stamp versaut und bist von den Bullen aufgegabelt worden, weil du dich wie ein Irrer benommen hast.
    Was zur Hölle geht da eigentlich ab?«
    Keine Antwort.
    Andrew stand auf. »Das ist ja verrückt. Ich werde die hier jetzt bitten, George Gardener anzurufen. Die kann uns wenigstens sagen, was im Pub passiert ist.«
    »Sie sagte, sie kenne Roy Trent und habe mich im Crown and Feathers gesehen.«
    »Wer? George Gardener?«
    »Nein, die Frau. Sie hatte dunkle Ponyfransen und sprach den Dialekt der Leute hier in Dorset.«
    »Wer ist Roy Trent?«
    »Der Wirt.« Es folgte eine lange Pause. »Wenn jemand andere einschüchtert, dann er, Andrew. Er tut so, als wollte er ihr helfen, aber er ist richtig grausam dabei. Mich hat er als Bimbo bezeichnet und behauptet, ich wäre in Oxford nur angekommen, weil ich der Alibi-Schwarze war.«
    »Ah ja.« Andrew sah ihn einen Moment lang scharf an, bevor er zur Tür ging. »Wann hast du das letzte Mal richtig ausgeschlafen, Jon?«
    Sein Freund lachte gedämpft. »Ich denke, ver-schlafen habe ich eine ganze Menge«, antwortete er vielsagend.
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    8
    Der Sergeant war bereit, im Crown and Feathers anzurufen, aber mehr Licht brachte das auch nicht in Jonathans rätselhafte Geschichte. Roy Trent erklärte lediglich, das Pub sei zur Mittagszeit praktisch leer gewesen, und an eine dunkelhaarige Frau erinnere er sich nicht. Er kenne eine ganze Reihe Brünetter und Rothaariger, aber ohne einen Namen könne er nichts sagen. Wie dem auch sei, er habe oben im Zimmer auf dem Boden Mr. Hughes’
    Brieftasche und Pass gefunden. Er habe angenommen, Mr. Hughes würde anrufen, sobald er den Verlust bemerkte, aber da das nicht geschehen war, habe er vorgehabt, George Gardener zu bitten, die Sachen zurückzugeben, sie wisse ja die Adresse.
    »Was soll denn sein mit dieser dunkelhaarigen Frau?«, schloss er neugierig.
    »Eine Frau dieser Beschreibung hat Dr. Hughes am Bahnhof Branksome geholfen. Sie hat behauptet, mit Ihnen bekannt zu sein.«
    »Und?«
    »Dr. Hughes sagte, sie habe seine Aktentasche durchstöbert.«
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    »Und er dachte, sie hätte seine Brieftasche gestohlen?«
    »Richtig.«
    »Und wieso rufen Sie erst jetzt an? Er ist doch schon vor Stunden weg.«
    »Er hat uns erst vor wenigen Minuten den Verlust mitgeteilt, Sir.«
    Roy Trent lachte verwundert. »Der hat echt Probleme, der Typ. Warum hat er nicht hier angerufen? Ich mein, als Erstes sucht man doch da, wo man seine Jacke ausgezogen hat. Ich hätte ihn sofort beruhigen können.«
    Der Sergeant fing Andrews Blick auf und sah weg. »Was für Probleme?«
    »Na, so nach dem Motto, die ganze Welt hat’s auf mich abgesehen. Typisch, dass er sofort an Diebstahl denkt und überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass er selbst schuld sein könnte. Er hätte viel früher gemerkt, dass er die Sachen verloren hat, wenn er sich von mir ein Taxi hätte rufen lassen. Aber nein, davon wollte er nichts wissen. Er musste unbedingt zu Fuß gehen, obwohl es in Strömen gereg-net hat. Warum hat er eigentlich Hilfe gebraucht?«
    »Das wissen wir nicht genau. War er betrunken, als er bei Ihnen wegging?«
    »Von dem bisschen, was er hier getrunken hat – zwei Gläser Wein höchstens –, bestimmt nicht. Er kann natürlich schon was getrunken haben, bevor er hier ankam, aber ausgesehen hat er 202

    nicht so. Er hat ziemlich stark geschwitzt, als er ging, aber das kam daher, weil er sich bei George gründlich in die Nesseln gesetzt hatte, und sie danach mit voller Lautstärke über ihn hergezogen ist.
    Der konnte gar nicht schnell genug wegkommen.
    Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er nicht nachgesehen hat, ob er seine Siebensachen

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