Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
krankheitstechnisch über den ganzen Planeten verteilt. Wenn die ganz großen Fürchterlichkeiten, die Viren und Bakterien anrichten können, mit aller Macht zuschlagen.
De facto muss man natürlich sagen: Heutzutage haben wir noch ganz andere Pandemien, die gar nichts mit Viren und Bakterien zu tun haben. Nämlich globalisierte Phänomene. Da singt zum Beispiel jemand im Internet und schon breitet sich das Geträller pandemisch aus. Auch dort, wo die Leute es vielleicht gar nicht verstehen. Schauen Sie doch mal ins Internet, da können Sie viele Sachen sehen, die längst zur Pandemie geworden sind. Vielleicht ist das Internet sogar selbst eine Pandemie. Und damit meine ich jetzt nicht diese Computerviren, sondern einfach die Tatsache, dass wir alle auf der ganzen Welt, also pandemisch, vor solchen Bildschirmen sitzen.
Aber im Grunde genommen könnte sich doch auch mal etwas Positives über die ganze Welt verbreiten. Eine Gute-Laune-Welle zum Beispiel. Ich meine, wir leben ja hier in einem Teil der Welt, wo gute Laune eine ganze Zeit lang eher zu den begrenzten Ressourcen gehörte. Gut, das ist besser geworden, aber trotzdem wäre eine solche pandemische Welle nicht schlecht.Aber eine richtige muss es sein, keine aufgesetzte, die uns ganz durchdringt und beschwingt. Das klingt Ihnen etwas zu religiös? Hm. Vielleicht sind Religionen ja auch Pandemien, wer weiß? Denn es ist schon ein interessantes Phänomen, dass die Leute aus unerfindlichen Gründen einfach nicht aufhören wollen zu glauben.
Aber jetzt stellen Sie sich doch mal Folgendes vor: Wenn man gleichzeitig die Nachrichten auf der ganzen Welt anschauen würde (gut, das ist etwas problematisch, die Welt dreht sich ja und bloß weil es bei Ihnen zuhause gerade 8 Uhr abends ist und Sie die Tagesschau gucken wollen, legt die Welt ja keine Pause ein. Bei den Einen ist der Tag schon vorbei, bei den Anderen hat er noch gar nicht angefangen. Also nur hypothetisch jetzt!) - das wäre doch der schlimmste Horrortrip, auf den man kommen kann! Die schlechten Nachrichten schwappen pandemisch durch alle Kanäle! Eine Katastrophe jagt die nächste! Nicht auszuhalten. Und eigentlich der Moment, in dem man zu einem kollektiven Brückensturz aufrufen müsste. Weil die Welt ein einzig Jammertal und der Mensch so schlecht. Aber so
schaut’s nun mal aus. Wie schön wäre es deshalb, wenn sich alle internationalen Nachrichtensender dazu verpflichten würden, mindestens an einem Tag im Jahr nur und ganz ausschließlich rund um die Uhr positive Nachrichten zu bringen. Sollte das Wetter schlecht werden, wird darüber nicht berichtet. Das wär’ doch mal’ne schöne Pandemie! Und wenn Sie trotzdem wissen wollen, wie das Wetter wird, schauen Sie doch einfach aus dem Fenster …
Hamlet hatte recht
Stille
Stille kann natürlich im öffentlichen Raum nicht still bleiben. Stille muss einfach diskutiert werden. Etwa im Sinne von: Was für eine Stille wollen wir in Deutschland? Wollen wir eine stille Stille oder wollen wir eine etwas lautere Stille? Wollen wir - gerade auch in der Stille - miteinander still sein? Und miteinander still sein heißt natürlich auch füreinander still sein. Also mit den anderen still sein.
Ja, auch Sie! Jetzt in diesem Augenblick. Seien Sie doch mal still. Wie? Das halten Sie nicht aus? Sie meinen, richtige Stille geht gar nicht? Weil immer irgendetwas tickt und brummt und dröhnt oder redet? Die
Nachbarn, die Leute draußen oder in Ihrem Kopf. Mit denen, also denen in Ihrem Kopf, ist das schon schwierig. Aber wenn Sie denen mal so richtig den Marsch blasen würden … meinen Sie dann nicht, dass die endlich die Klappe hielten?
Wie? Sie müssen lauter reden, sonst verstehe ich Sie nicht! Ach so, mit dem Marsch, das wäre blöd, weil das ist ja dann auch wieder eine unstille Stille.
Aber glauben Sie mir, Stille geht wirklich. Es ist eine reine Definitionssache, eine Frage, die jeder für sich allein beantworten muss. In Stillarbeit sozusagen. Und es ist Auslegungssache, wie still Sie Stille haben wollen. Das ist allerdings wiederum eine Frage, die man dringend erörtern müsste. Aber bitte still. Ganz still. Vielleicht sollte man sowieso am besten gar kein Wort darüber verlieren.
Haben Sie schon mal eins verloren? Ein Wort, meine ich jetzt. Das ist nämlich eine dumme Sache, so ein Wort zu verlieren. Ich meine, wohin soll man sich denn in so einer fatalen Situation wenden? Ans Fundbüro? Einmal davon abgesehen, dass Ihnen die Damen und Herren hinter
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