Der Automatische Detektiv
Diode füllte sich in den nächsten drei Stunden mit Kunden, und während die Menge wuchs, wuchs in mir der Verdacht, dass dies eine Zeitverschwendung war. Zum ersten Mal seit meiner Ingangsetzung wurde das Warten zu etwas unbestimmt Unbehaglichem. Vierzehn Minuten nach elf begann ich, andere Handlungsabläufe zu berechnen. Es gab eine Menge Jazzclubs auf der Pi Street. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, sie alle zu patrouillieren, als einen zu observieren. Vielleicht war ich sogar im ganz falschen Viertel. Vielleicht hatte Tony Ringo die Stadt verlassen und ich verschwendete meine Zeit. Es macht nie Spaß, sich selbst zu hinterfragen, und mit einem elektronischen Gehirn, das in der Lage ist, vierhundertsiebzehn verschiedene Szenarios in der Minute auszuspucken, wenn es einmal damit angefangen hat, kann es geradezu entmutigend werden.
»'nen Penny für deine Berechnungen, Hübscher.«
Es war Lucia Napier. Ich wandte meine Optiken nicht von Jung ab, deshalb sah ich sie nicht, aber ich erkannte ihre Stimme.
»Hatte so eine Ahnung, dass du hier sein würdest.« Ihre Hand fuhr an meinem Arm auf und ab. »Schöner Anzug. Steht dir gut.«
»Ich hab keine Zeit für so was«, sagte ich kühl.
»Oh, entspann dich! Tony taucht nie vor halb zwölf auf.«
Ich wandte den Kopf nur so weit, dass ich Jung aus dem Augenwinkel noch sehen konnte. Napier trug ein schimmerndes, tief ausgeschnittenes Teil, das ihre Kurven betonte und ihre diversen Reize offenbarte.
»Warum haben Sie mir das nicht vorher gesagt?«, fragte ich.
»Ist mir wohl entgangen.« Sie lächelte. »Lust zu tanzen, Hübscher?«
»Ich tanze nicht.«
»Ach, komm schon! Ein Tanz kann nicht schaden.« Sie griff nach meiner Hand und zog. Ich blieb sitzen.
»Lady, ich weiß, das ist für Sie alles nur ein großer Spaß, aber ich bin geschäftlich hier.«
»Oh, na gut. Du solltest lernen, lockerer zu werden. Dann funktionierst du länger.« Sie zuckte die Achseln. »Geschäfte, was? Und ich dachte, du wärst nur ein Taxifahrer.«
Ich bekam das Signal von Jung, und meine Optiken bewegten sich zur Tür. Da war Tony Ringo. Ich schlich vorsichtig in seine Richtung, wobei ich mich tief nach unten krümmte und trotzdem noch größer war als der Rest der Menge. Wenn ich nur nah genug herankam!
Ringo drehte sich in meine Richtung und sah mich. Innerhalb einer Sekunde stellte sein matschiges Gehirn die Verbindung her, und nach weniger als einem Dutzend Schritte, die ich machte, um ihn durch die Menge zu erreichen, war seine Hand schon in seinem Jackett und dazu bereit, seinen magischen Knopf zu drücken, um ihn verschwinden zu lassen.
Jung erreichte ihn von hinten und verpasste ihm eine auf den Hinterkopf. Ringo fiel hart hin. Eine blinkende Metallscheibe fiel aus seinem Jackett und rollte über den Boden. Benommen kroch Ringo ihr nach und achtete darauf, dass in dem Durcheinander niemand auf ihn trat. Er schnappte sie, aber noch bevor er etwas tun konnte, trat mein Fuß auf seine Hand und die Scheibe. Ich legte mein Gewicht darauf. Die Scheibe und seine Hand zerbrachen. Beide machten vermutlich ein lautes Knirschgeräusch, aber die Jazzmusik verschluckte es. Sein kurzer Schmerzensschrei zog allerdings etwas Aufmerksamkeit auf sich.
Ich schnappte Ringo am Rücken seines Jacketts und hob ihn vom Boden auf. Er fluchte, rotgesichtig, und hielt seine Hand umklammert.
»Danke für die Hilfe«, sagte ich zu Jung.
Er zuckte die Achseln. »Schon gut.«
»Meine Hand!«, winselte Ringo. »Du hast mir meine verdammte Hand gebrochen!«
Mein Mitgefühlsquotient für ihn war bemerkenswert niedrig. Ich ergriff ihn an der Schulter und schleppte ihn zur Bar hinüber. Niemand versuchte, mich zu stoppen. Es sah nicht einmal jemand so aus, als interessiere es ihn. Bis auf die Türsteher, die sich aber noch nicht bewegt hatten. Sie würden es sich in einer Minute vielleicht anders überlegen, doch für den Augenblick beschlossen sie, Ringo sei den Ärger nicht wert.
»Haben Sie 'n Telefon?«, fragte ich den Barmann.
»Klar.«
»Wen rufst du an?«, fragte Jung.
Ich wusste es nicht genau. Der Impuls und die Nummer kamen mir erst in dem Moment, als ich Ringo hatte.
Das Telefon klingelte dreimal und jemand hob ab. Es waren nicht Grey oder Knuckles, aber ich hatte keine Zweifel, dass es einer ihrer Kumpel sein musste.
»Ja?«
»Hier ist Megaton«, sagte ich. »Ich habe Ringo.«
Die Stimme am anderen Ende gab ein schnaubendes Geräusch von sich. Ich sagte demjenigen, wo wir
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