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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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lohnte.
    »Du ziehst dich besser auch an«, rief Jung aus dem anderen Zimmer. »In Clubs gibt es normalerweise eine Kleiderordnung!«
    Der Anzug saß perfekt, aber ich musste mir Jungs geschickte Hände ausleihen, um mir mit der Krawatte zu helfen. Ich musste zugeben, ich sah verflixt gut darin aus. Natürlich zeigte der bloße Gedanke, dass ich mich überhaupt um Ästhetik scherte, dass ich unvernünftiger war, als ich zugeben wollte. Jung seinerseits zog einen dunkelvioletten Anzug an, der aus meiner eingeschränkten Perspektive zwei Stufen unter geschmacklos stand. Er steckte sich außerdem eine Rose in den Aufschlag, was ihn schließlich ein bisschen wie eine Kreuzung aus King Kong und einem schrillen Gangster aussehen ließ. Aber er tat mir einen Gefallen, also behielt ich meinen Modegeschmack für mich.
    Empires inoffizielle Haltung zum Thema Kunst war tolerante Gleichgültigkeit. In der idealen Stadt des Gelehrten Rats würden sich alle Bürger produktiven Aufgaben widmen. Das war ein wichtiger Grund, warum er das Automatische-Bürger-Gesetz entworfen hatte. Robotern waren Musik, Bücher und Fernsehen egal. Wir taten unsere Arbeit und beschwerten uns nie.
    Biologische hatten Bedürfnisse, die über eine feste Aufgabe und einen Ort zum Aufladen hinausgingen. Sie brauchten Ruhe, Entspannung und natürlich Stimulation. So war das eben, und die Big Brains hatten es mit der Zeit akzeptiert. Es gab sogar ein regierungsfinanziertes Unterhaltungszentrum. Es war zwar klein, und keiner wusste, wo es sich befand, aber die Big Brains versicherten uns, dass es irgendwo da draußen sei. Es gab eine Menge privater Clubs, Kunstgalerien und Filmhäuser in der ganzen Stadt verstreut, deren Existenz der Gelehrte Rat erlaubte.
    Die einzige Ausnahme war Jazzmusik. Sie war zu unordentlich, zu wild und unvorhersehbar. Zu unwissenschaftlich. Sie galt zwar nicht grundsätzlich als gesetzeswidrig, doch es war kein Geheimnis, dass der Gelehrte Rat von ihrem weiteren Bestehen abriet. Und da Biologische so unlogische, unkooperative Wesen waren, florierte sie. Der Rock 'n' Roll setzte seinen spektakulären Aufstieg im Rest der Welt fort, in Empire aber stand immer noch der Jazz unangefochten an erster Stelle.
    In der ganzen Stadt waren Clubs verstreut und sammelten sich in Pulks in den Unterklassevierteln. Einige waren dunkel und versteckt, andere glitzernd und nicht zu übersehen. Die Goldene Diode fiel in die zweite Kategorie. Tatsächlich war die gesamte Länge der Pi Street ein einziges glitzerndes, schmuddeliges, lautes Denkmal für niedrigere biologische Bedürfnisse. Es war die Art Ort, wo Leute hingingen, um cool zu sein, um dabei gesehen zu werden, wie sie cool waren und um vorzugeben, es sei ihnen egal, ob man sie dabei sah, wie cool sie waren.
    Es war früher Abend, als Jung und ich in der Goldenen Diode ankamen und noch nicht viel los. Ein Türsteher war im Einsatz, schien aber noch nicht für seinen Job bereit zu sein und ließ uns ohne auch nur einen Seitenblick durch. Draußen hatte die Diode aus leuchtendem, glitzerndem Neon bestanden, aber das Innere war eine andere Geschichte. Es war schummrig beleuchtet, um die Kunden von einer düsteren, stimmungsvollen Atmosphäre zu überzeugen. Und um die Tatsache zu verbergen, dass es eine üble Spelunke war. Die Fassade musste das Dekorationsbudget trocken gelegt haben, denn es gab auf der anderen Seite der Tür nicht viel mehr als eine Bühne, ein paar Tische und eine Bar. Der Laden war ruhig, so früh fehlte die Besuchermenge noch. Vermutlich würde vor zehn nicht viel los sein.
    Ein kleines, verwahrlostes Zigarettenmädchen fing uns ab, indem es mir in den Weg trat. »Hab hier nicht viele von deiner Sorte, Mann.«
    »Taxifahrer?«, fragte ich und stellte mich dumm, weil irgendetwas an ihr – vielleicht die Art, wie sie ihren Kaugummi kaute: als verdiene er es zu leiden – mich in einen feindseligen Modus versetzte.
    »Robos«, antwortete sie leicht gereizt, wenn auch nicht deutlich mehr, als sie standardmäßig zu sein schien. Sie schürzte die Lippen, blies eine Blase auf, bis sie platzte, dann sog sie alles wieder ein, bis auf einen kleinen Rest auf ihrer Wange, den sie nicht bemerkt hatte. »Zwanzig Steine«, sagte sie.
    »Nein danke«, antwortete ich. »Ich rauche nicht.« Um es ganz deutlich zu machen, tippte ich auf meine Gesichtsplatte, wo sich kein Mund befand.
    Sie stöhnte. »Es kostet zwanzig Steine, nur durch die Tür zu kommen, Schlaurobo. Ricky hätte sie euch

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