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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Sie hat's nur so lang gemacht, dass sie nicht mehr weiß, wie sie damit aufhören soll. Und sie wünscht sich wirklich einen Freund, Mack.«
    »Sie hat Sie«, sagte ich.
    »Ah, das zählt nicht. Ich bin programmiert, sie zu mögen. Sie könnte eine totale Zicke sein, und ich würde immer noch denken, sie sei die Größte. Die meisten Leute sind so. Sie mögen sich gegenseitig nicht für das, was sie sind, sondern dafür, was sie sein sollen. Ich schätze, die Lady hoffte, Sie wären anders.«
    Er hatte recht. Lucia hatte mir nur geholfen, und ich hatte den Gefallen erwidert, indem ich sie wegstieß. Kein Wunder, dass ich nicht viele Freunde hatte.
    »Entschuldigen Sie mich, Humbolt.« Ich ging zu Lucias Zimmer. Die Tür war geschlossen, aber als ich klopfen wollte, glitt sie auf. Lucia sah finster zu mir herauf.
    »Was ist denn jetzt noch, Mack?«
    »Es tut mir leid.«
    Lustig, wie ein paar kleine Worte so einen unmittelbaren und merklichen Effekt haben konnten. Lucia lächelte – nicht nur ihr Mund, sondern ihr ganzes Gesicht lächelte. Vor allem ihre Augen. Sie war schön. Oh, ich hatte bereits berechnet, dass sie statistisch attraktiv war, aber da gab es noch mehr. Ich konnte nicht sagen, was. Manche Dinge können eben nicht analysiert werden. Ich wusste nur, dass mir ihr Lächeln viel bedeutete. Zum ersten Mal wünschte ich, ich hätte einen Mund, um zurückzulächeln.
    Dann umarmte sie mich. Sie war so ein zartes kleines Ding, zerbrechliche Knochen und breiige Organe. Nach sieben Sekunden legte ich vorsichtig eine riesige Pranke auf ihren Rücken. Die Umarmung dauerte noch weitere sechzig Sekunden, bevor sie sich von mir löste.
    »So, ich glaube, wir schlafen jetzt besser«, sagte sie. »Morgen haben wir einen großen Tag vor uns. Gute Nacht, Mack.«
    »Gute Nacht, Lucia.«
    Die Tür glitt zu. Ich drehte mich um und rannte beinahe Humbolt um.
    »Sehen Sie, Mack? Hab Ihnen doch gesagt, dass Biologische gar nicht so kompliziert sind.«
    »Wer hat Sie denn so weise programmiert?«
    Er rückte seinen Kragen gerade und glättete ihn. »Hey, nur weil ich nicht so 'ne schicke rote Lackierung hab wie Sie, bin ich noch lang keine komplette Drohne!«
     

ELF
     
    Biologische dachten, weil die Big Brains keinen Weg gefunden hatten, ihr Gedächtnis auf einen Monitor herunterzuladen, sei es irgendwie magischer als die Art, wie wir Roboter lernten. Da hatten sie recht. Das menschliche Gedächtnis war magisch, beeinflusst von persönlichen Erfahrungen, neu formbar durch jede Erinnerung. Es taugte nicht viel.
    Wir Roboter speichern ab. Jede Wiederabspielung ist dieselbe. Ich könnte Ihnen sagen, wann ich Lucia das letzte Mal lächeln sah (letzte Nacht, vierzehn Minuten nach drei), die Raumtemperatur, als ich dieses Lächeln sah (22,22 Grad Celsius) und die Anzahl der Haarsträhnen, die ihr übers linke Auge gefallen waren, während sie es tat (drei oder vier; ich habe gute Optiken, aber selbst da gibt es Grenzen). So ungefähr das Einzige, was ich nicht sagen könnte, ist, wie sie roch (nicht meine Schuld, ich wurde ohne Riechorgan gebaut).
    Ich will nicht behaupten, dass das menschliche Gehirn schlechte Hardware ist. Was ihnen an Genauigkeit fehlt, gleichen sie mit Phantasie und Intuition aus. Die Big Brains hatten das bei Robotern noch nicht perfektioniert. Wir konnten lernen. Wir konnten uns Dinge ausrechnen. Wir konnten Probleme lösen. Wir konnten sogar schlussfolgern. Es dauerte nur manchmal eine Weile.
    Am nächsten Morgen traf es mich wie eine Tonne Ziegelsteine. Eher wie dreißig Tonnen Ziegelsteine, denn eine Tonne würde auf meinem sensorischen Netz kaum erfasst werden. Ich hatte eine Runde Defragmentieren gebraucht, um die Fakten zu sortieren.
    Es war nur eine Ahnung, keine wirkliche unwiderlegbare Folgerung. Eine Theorie, die ich aus Dingen entwickelte, die ich zuvor gescannt hatte: Typen mit Kuppeln auf dem Kopf und andere mit riesigen Schädeln oder Quallen als Gesicht. Eine Krankenschwester mit einem Mund, der Augen direkt aus dem Schädel saugen konnte.
    Wir hatten es hier mit Aliens zu tun. Vielleicht.
    Man konnte es nur schwer mit Sicherheit wissen, bei dem Prozentsatz an Mutanten in der Stadt, an die sich alle gewöhnt hatten. Aber diese Kerle ernteten vermutlich einen zweiten Blick. Vielleicht sogar einen dritten. Sie würden sich nicht einfügen. Vielleicht waren sie nur extreme Mutationen, die sich vor der öffentlichen Überprüfung versteckten, um Verfolgung zu vermeiden.
    Es war eine Möglichkeit,

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