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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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für eine Drohne gesund war.
    »Also, worum geht es, Sanchez?«
    »Wir haben Tony Ringo gefunden.«
    Es mochten diese lästigen Verhaltensdiktate sein, die meine Wartungsprotokolle noch säubern mussten, aber ich heuchelte Überraschung. Einer der Vorteile einer blanken Gesichtsplatte war der, dass ich kein guter Schauspieler sein musste. Ich sagte nichts.
    Was auch immer ich nicht sagte, es musste etwas in Sanchez' fein geschliffenen Copinstinkten angestoßen haben. Er konnte jederzeit wie in einem technischen Handbuch in mir lesen. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, und er sagte nichts. Aber es lag etwas in der Art, wie er es nicht sagte.
    Wir nahmen Sanchez' Ambler zum Think Tank. Es war eine lausige Art der Fortbewegung. Statt Räder oder Ketten hatten Ambler sechs pneumatische Beine. Fragen Sie mich nicht, wer fand, dass das eine gute Idee sei, aber wer auch immer es war: Er schaffte es, jemanden mit einer Fabrik zu überreden, ein paar Tausend davon auszustoßen. Zuerst war es ein wirtschaftlicher Misserfolg gewesen, aber dann sprach es sich herum. Ambler hatten nie Pannen. Nie. Man konnte ein Stück angezündetes Dynamit in die Energiespule stecken, und der einzige erkennbare Effekt war ein bisschen mehr Rauch beim Anlassen. Nur ein wenig mehr. Es war die Art von technischer Zuverlässigkeit, die man in der Stadt von morgen selten fand. Also kauften die Leute sie. Und benutzten sie ewig oder bis sie die Nase voll von ihnen hatten und sie jemand anderem verkauften.
    Niemand kaufte einen Ambler aus anderen als praktischen Gründen. Billig, verlässlich und für die Ewigkeit gebaut. Niemand kaufte ein neues Modell, wenn er ein gebrauchtes finden konnte. Und die Einführung einiger brandneuer Modelle trug nichts dazu bei, den Umsatz zu beleben. Ein paar schicke Finnen und einige Fernscheinwerfer machten die Fortbewegung nicht cooler oder geschmeidiger. Die Ambler Motorcar Company gab ihr Geschäft auf und bewies damit, dass ein Qualitätsprodukt nicht immer ein lohnenswertes Unterfangen ist. Aber ihre Geister suchten Empire weiterhin heim, Tausende von torkelnden, rostigen Maschinen mit abgeplatztem Lack und zerbrochenen Windschutzscheiben, die durch die Straßen der Stadt hoppelten.
    Sanchez' Ambler war noch ganz gut in Schuss. Das machte die Reise allerdings nicht im Geringsten weicher. Bis wir beim Tank ankamen, hatten meine internen Gyros eine Abreibung bekommen. Ich fiel fast hin, als ich aus dem Fahrzeug stieg.
    »Du kannst Gott danken, dass ich mich nie übergeben muss«, sagte ich.
    »Sei nicht so ein Weichei!« Sanchez sah nicht gerade mitgenommen aus, aber selbst wenn er grün geworden wäre, hätte man das unter diesem Fell unmöglich sehen können.
    Wir betraten den Tank. Sämtliche Klingeln und Pfeifen gingen bei meiner Ankunft los, aber Sanchez wedelte den Inkompensator fort. Parker, der Wachhund am Vordertor, war nicht sehr glücklich darüber. Er ließ Sanchez ein paar Verzichtserklärungen unterschreiben, in dreifacher Ausfertigung, dann holte er eine telefonische Bestätigung ein. Das Ganze dauerte so lange, dass es einfacher gewesen wäre, den Inkompensator anzubringen.
    Nachdem wir die Security hinter uns gebracht hatten, führte mich Sanchez zu den Aufzügen. Wir traten ein. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte langsam und nachdenklich. »Du hast nicht gefragt.«
    »Was gefragt?«
    »Ob Ringo am Leben ist oder nicht. Du hast nicht gefragt.«
    »Ich habe es wohl einfach vermutet.«
    »Sicher«, murmelte Sanchez. Er war so klein und seine Stimme war so leise, dass ich Mühe hatte, es zu verstehen. »Sieht dir gar nicht ähnlich, Vermutungen anzustellen, Mack.«
    Wir fuhren noch eine Weile. Wenn der Tank Levitatorgondeln gehabt hätte, wäre dies viel weniger unangenehm gewesen.
    »Du hast immer noch nicht gefragt.«
    »Da wir nicht in Richtung Pathologie unterwegs sind, dachte ich mir, er sei am Leben.«
    Paff.
    »Er lebt doch, oder?«, fragte ich.
    »Oh, er lebt. Hängt davon ab, wie starr deine Definition von Leben ist.« Paff. »Du hast nicht gefragt, ob wir etwas aus ihm herausbekommen haben.«
    »Habt ihr?«
    »Nichts Verwertbares.«
    Die Aufzugtüren öffneten sich, und er führte mich tiefer in mein Lügengespinst. Es ging nicht direkt um glatte Lügen. Weggelassene Wahrheiten. Es mussten Greys Gegenbefehle sein, die mich davon abhielten zu gestehen, denn mir fiel kein guter Grund ein, warum ich nicht zugeben sollte, was ich wusste. Sanchez hätte vielleicht sogar etwas

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