Der Azteke
konnte sehen, wie dieses erregende kleine Kissen gestaltet war, sah, wie kräuselig die einzelnen Haare waren, doch die Schwärze des Ganzen war, wie alle anderen Farben, in diesem Augenblick keine Farbe, sondern ein Duft. Ich schob mich dicht darüber, um ihn einzuatmen, und was es verströmte, war ein warmer, feuchter, moschusartiger Duft …
Als wir uns das erstemal richtig paarten, fühlte sich ihr Ymáxtli an meinem unbehaarten Bauch spröde und kitzlig an, gleichsam als bearbeitete ich mit meinem Unterkörper die Wedel eines üppigen Farns. Doch unsere Säfte flossen so rasch, daß das Haar feucht und nachgiebig wurde, und wenn ich nicht gewußt hätte, daß es da war, ich hätte überhaupt nichts von seinem Vorhandensein gemerkt. Da ich es jedoch wußte – daß nämlich mein Tepúli mehr als nur Fleisch durchdrang und zum erstenmal von einem Tipíli aufgenommen wurde, welches von einem dichten Haarkranz umwuchert war –, übte das Ganze einen nie gekannten Reiz auf mich aus. Zweifellos hört es sich für euch an, als hätte mich eine Raserei gepackt – und in der Tat, es war eine Raserei. Mir war ganz schwindelig von dem Gefühl, in großer Höhe zu schweben, ob ich mir dies nur einbildete oder nicht; von dem sonderbaren Gefühl, die Worte, das Stöhnen und die Schreie einer Frau mit dem Mund und nicht mit den Ohren aufzunehmen; und davon, daß ich jede Stelle ihrer Haut, jede Schwellung ihres Fleisches und jeden Unterschied in der Tönung dieser Haut als deutlich unterschiedlichen Duft in mich aufnahm. Denn mittlerweile wurden alle Empfindungen genauso wie jede unserer Bewegungen und Berührungen durch den Jipuri noch gesteigert.
Außerdem muß wohl eine Ahnung von Gefahr mich gestreift haben, und Gefahren steigern alle Sinneswahrnehmungen des Menschen, machen jedes Gefühl unendlich viel stärker. Menschen fliegen für gewöhnlich nicht in große Höhen auf, vielmehr erleben sie es weit häufiger, von dort abzustürzen, was sich oft als tödlich erweist. Doch die Si-ríame und ich schwebten in der Unendlichkeit, fühlten keinen erkennbaren Boden unter uns, wurden von nichts getragen. Und da wir frei schwebten, bewegten wir uns mühelos und schwerelos, als wären wir unter Wasser, nur, daß wir noch atmen konnten. Diese unendliche Freiheit setzte uns instand, die lustbringendsten Stellungen einzunehmen, uns zu umschlingen und umeinander zu ringeln, wie wir es sonst nicht für möglich gehalten hätten. Irgendwann einmal stieß die Si-ríame keuchend ein paar Worte aus, und diese Worte schmeckten wie ihr farnumringtes Tipíli: »Jetzt glaube ich dir. Daß du mehr Sünden begangen hast, als du aufzählen könntest.« Ich habe keine Ahnung, wie oft sie den Höhepunkt erreichte und wie oft ich während der Zeit, da die Droge uns im Zustand der schwerelosen Verzückung hielt, meinen Samen ausstieß, doch für meine Begriffe geschah das unendlich viel häufiger, als ich es zuvor in so kurzer Zeit erlebt hatte.
Die Zeit schien allzu kurz. Plötzlich merkte ich, daß ich die Laute hörte und nicht mehr schmeckte, als sie seufzte: »Keine Sorge, Su-kuru, wenn du dich als Läufer nie besonders auszeichnest.«
Ich sah wieder Farben, roch sie nicht mehr; hatte Gerüche in der Nase und nicht mehr im Ohr; und stieg herunter von den Höhen des Himmels und der Verzückung. Nicht in jähem Sturz, sondern gemächlich und sanft, wie eine Feder, welche herniederschwebt. Die Si-ríame und ich befanden uns wieder in ihrem Haus, lagen nebeneinander auf den Gewändern aus Jaguar- und Hirschfell, die wir abgestreift und zerknüllt hatten. Sie lag lächelnden Gesichts auf dem Rücken und war in einen tiefen Schlaf versunken. Das Haar auf ihrem Kopf war zerzaust, doch das Ymáxitl unten auf ihrem Bauch war nicht mehr spröde und gekraust und schwarz; es war verklebt und aufgehellt von meinem Omicetl. Ein weiterer getrockneter Spritzer saß in der Kluft zwischen ihren schweren Brüsten, und woanders noch andere.
Ich fühlte mich ähnlich verkrustet von ihren Ausscheidungen und meinem eigenen getrockneten Schweiß. Außerdem war ich schrecklich durstig; meine Mundhöhle fühlte sich pelzig an, als wäre dort gleichsam Ymáxitl gewachsen; später lernte ich dieses als Folge des Jipuri-Genusses stets erwarten. Mich behutsam und leise bewegend, um die schlafende Si-ríame nicht zu stören, erhob ich mich, kleidete mich an und ging nach draußen, um dort nach Wasser zum Trinken zu suchen. Ehe ich ging, betrachtete ich die schöne,
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