Der Azteke
auf dem Jaguarfell liegende Frau bewundernd noch ein letztes Mal durch meinen Topas. Es war das erstemal, überlegte ich, daß ich jemals sexuelle Beziehungen zu einer fremden Herrscherin gehabt hatte, und war nicht wenig von selbstgefälligem Stolz auf mich erfüllt.
Doch das sollte mir bald ausgetrieben werden. Als ich ins Freie trat, stand die Sonne noch hoch, und die Feierei nahm immer noch ihren Fortgang. Nachdem ich herzhaft getrunken hatte, hob ich die Augen von der Schöpfkalebasse und blickte in die vorwurfsvollen Augen des Mädchens, dem ich zuvor nachgestellt hatte. Ich lächelte so unschuldig, wie ich nur konnte, und sagte:
»Wollen wir wieder laufen? Jetzt kann ich Jipuri nehmen, soviel ich möchte. Ich bin eingeweiht worden, wie es sich gehört.«
»Du brauchst nicht damit zu prahlen«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Einen halben Tag und eine ganze Nacht und fast noch einen ganzen weiteren Tag der Einweihung.«
Ich schluckte blöde, denn es fiel mir schwer zu begreifen, daß soviel Zeit in etwas hineingepreßt worden sein sollte, was mir nur als so kurze Spanne erschienen war. Und so errötete ich, als das Mädchen fortfuhr, mich zu beschuldigen:
»Sie bekommt immer den ersten und besten Ma-rakame der Göttererleuchteten, und das ist nicht gerecht. Es macht mir nichts aus, aufsässig und unehrerbietig gescholten zu werden.
Ich habe es schon zuvor gesagt und werde es wieder sagen, daß sie nur so getan hat, als hätte sie das Götterlicht vom Großvater und der Mutter und dem Bruder empfangen. Sie hat gelogen, um zur Si-ríame gewählt zu werden, nur um das Erstrecht auf jeden Ma-tuane beanspruchen zu können, der ihr gefällt.«
Das versetzte meiner Selbstgefälligkeit, mich mit einer gesalbten Herrscherin gepaart zu haben, einen Stich: zu erfahren, daß die Herrscherin in keiner Weise einer gewöhnlichen Frau überlegen ist, welche rittlings auf die Straße geht. Noch weiter litt meine Selbstachtung, als die Si-ríame mich im Verlaufe meines weiteren Aufenthaltes in Guagüey-bo nicht wieder zu sich befahl. Offensichtlich war es ihr nur darum zu tun, das »erste und beste« zu genießen, welches ein Mann, der eingeweiht wurde, zu bieten hatte.
Doch zumindest war ich jetzt in der Lage, den Zorn des aufgebrachten Mädchens zu besänftigen, nachdem ich geschlafen hatte und wieder zu Kräften gekommen war. Wie ich erfuhr, hieß sie Vi-rikóta, was soviel bedeutet wie Heilig Land und außerdem der Name jenes Landes östlich der Berge ist, wo der Jipuri-Kaktus gesammelt wird. Das Fest ging noch tagelang weiter, und da ich Sorge getragen hatte, nicht zuviel zu essen oder Tesgüino zu trinken, glaube ich, habe ich sie wohl doch beim Laufen richtig eingeholt.
Wir brachen etwas von dem getrockneten Jipuri von einer der Schnüre an den Vorratshäusern und gingen zusammen in eine abgeschlossene und wunderschöne Lichtung in dem waldbestandenen Cañon. Von diesem wesentlich weniger berauschenden Kaktus mußten wir eine ganze Menge kauen, um ähnliche Wirkungen zu erfahren, wie ich sie im Haus der Si-ríame erlebt hatte, doch nach einer Weile merkte ich abermals, daß meine Sinne ihre Funktion untereinander tauschten. Diesmal begannen die Schmetterlings- und Blütenfarben um uns zu singen.
Vi-rikóta trug selbstverständlich gleichfalls ein Medaillon von Ymáxtli zwischen den Beinen – in ihrem Fall war es ein weniger sprödes, wesentlich flaumigeres Kissen –, und da selbiges immer noch etwas Neues für mich war, wurde ich abermals außerordentlich unternehmungslustig. Freilich erreichten sie und ich nie ganz die Ekstase, welche ich während meiner Initiation erlebt hatte. Wir erlebten nie den schönen Trug, himmelwärts zu schweben und waren uns auch die ganze Zeit über des weichen Grases bewußt, auf dem wir lagen. Außerdem war Vi-rikóta noch sehr jung und selbst für ihr Alter noch klein, und eine Kind-Frau kann die Beine nie so weit spreizen, daß ein Mann mit seinem Tepúli ganz in sie eindringen kann. Von allem anderen abgesehen, mußte unsere Paarung weniger denkwürdig sein als die mit der Si-ríame, da Vi-rikóta und ich keinen Zugang zum fünfblättrigen, echten Götterlicht-Jipuri hatten.
Gleichwohl paßten diese junge Frau und ich immerhin so gut zueinander, daß wir während der restlichen Festtage nicht mit anderen zusammenkamen, gleichviel jedoch viele Male das Ma-rakame genossen, und es tat mir aufrichtig leid, als ich nach dem Tes-güinápuri Abschied von
Weitere Kostenlose Bücher