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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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üppigen Grüns und winziger Städte, welche durch schnurgerade Straßen miteinander verbunden waren. Nach diesen unwirtlichen Höhen diesen Anblick unvermittelt vor Augen, muß ihnen das weit zu ihren Füßen daliegende Land wie ein Garten vorgekommen sein: verlockend und grün in allen möglichen Schattierungen, dichte grüne Wälder und säuberliche grüne Obstgärten, unterschiedlich grüne Chinampa und Ackerflächen. Wenn auch nur sehr klein, können die Spanier die zahllosen an den Ufern der verschiedenen Seen gelegenen Städte und kleineren Ortschaften sowie die unbedeutenderen Gemeinwesen inmitten der Inseln selbst gesehen haben. Sie waren an dieser Stelle mindestens noch zwanzigmal Ein Langer Lauf von Tenochtítlan entfernt, doch die silberweiße Stadt wird geglänzt haben wie ein Stern. Monatelang waren sie nunmehr seit der gesichtslosen Meeresküste unterwegs, um unzählige Berge herum und über sie hinweg, waren durch felsige Schluchten und rauhe Täler gezogen, wobei sie nichts zu sehen bekommen hatten als bestenfalls schlichte Städte und Dörfer, welche sich durch nichts Besonderes auszeichneten – um nun plötzlich auf der gewaltigen Höhe dieses öden Passes zwischen den Vulkanen auf eine Szenerie hinabzublicken, welche sich – sie sagten das selbst – »ausnahm wie ein Traum … wie ein Wunder aus einem alten Märchenbuch …«
    Da sie von den Vulkanen herunterkamen, betraten die Fremden selbstverständlich den Boden des Dreibunds, und zwar zunächst den der Acólhua aus Texcóco, wo sie vom Uey-Tlatoáni Cacámatzin begrüßt wurden, welcher ihnen mit einem eindrucksvollen Gefolge von großen Heeren und Edelleuten, Höflingen und Wachen entgegengezogen war. Obwohl Cacáma auf Anweisung seines Onkels eine freundliche Willkommensansprache an die Neuankömmlinge richtete, darf ich wohl behaupten, daß ihm alles andere als wohl in seiner Haut gewesen sein wird, als er von seinem entthronten Halbbruder Schwarz Blume angefunkelt wurde, welcher ihm in diesem Augenblick mit einer mächtigen Streitmacht von unzufriedenen, unter seinem Kommando stehenden Acólhua-Kriegern gegenüberstand. Daß die beiden einander hier begegneten, hätte auf der Stelle einen Kampf entfesseln können, nur hatten Motecuzóma und Cortés streng jeden Streit verboten, welcher auf ihre eigene, so unendlich bedeutsame Begegnung hätte einen Schatten fallen lassen können. Folglich verlief nach außen hin vorläufig alles sehr freundschaftlich, und Cacáma führte den gesamten Zug nach Texcóco, um sie alle dort unterzubringen, sie zu speisen und zu unterhalten, ehe sie weiterzogen nach Tenochtítlan.
    Gleichwohl kann kein Zweifel herrschen, daß es Cacáma außerordentlich peinlich und er außer sich war, als seine eigenen Untertanen die Straßen von Texcóco säumten und den zurückkehrenden Schwarz Blume mit Freudenrufen begrüßten. Das allein war schon kränkend genug, doch dauerte es nicht lange, und Cacáma mußte die weit schlimmere Kränkung hinnehmen, daß seine Gefolgsleute in Scharen zu Schwarz Blume überliefen. Im Laufe der ein, zwei Tage, welche die weißen Männer sich in dieser Stadt aufhielten, holten vielleicht zweitausend Männer in Texcóco ihre lange nicht mehr benutzten Kampfanzüge und Waffen hervor, und als die Besucher weiterzogen, schlossen sich diese Männer freiwillig Schwarz Blumes Truppen an. Von diesem Tag an war das Volk von Acólhua verhängnisvoll gespalten. Die Hälfte der Bevölkerung blieb Cacáma Untertan, welcher immerhin ihr Verehrter Sprecher war und als solcher auch von den anderen Herrschern der Bundesgenossen des Dreibunds anerkannt wurde. Die andere Hälfte schenkte ihre Treue Schwarz Blume, der eigentlich ihr Verehrter Sprecher hätte sein sollen; und taten das, wenn sie auch bedauern mochten, daß er sein Schicksal mit dem der fremden Weißen vereinigt hatte.
    Von Texcóco aus geleitete die Weibliche Schlange Tlácotzin Cortés und sein riesiges Heer um den Südrand des Sees herum. Die weißen Männer konnten sich nicht genugtun über »das große Binnenmeer« und ergingen sich in womöglich noch höheren Tönen über den zunehmend zutage tretenden Glanz Tenochtítlans, jener Stadt, welche unterwegs von verschiedenen Punkten aus zu sehen war und an Größe und Pracht immer mehr zunahm, je mehr sie sich ihr näherten. Tlácotzin brachte die ganze Gesellschaft in seinem eigenen stattlichen Palast unter, der in der auf dem Bergvorsprung gelegenen Stadt Ixtapalápan lag. Dort brachten

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