Der Azteke
sie ihre Rüstungen, Klingen und Kanonen auf Hochglanz, striegelten ihre Pferde und richteten ihre abgerissenen Uniformen her, soweit das noch möglich war, damit sie einigermaßen eindrucksvoll wirkten, wenn sie die letzte Strecke über den Damm zur Hauptstadt zurücklegten.
Während all dies vonstatten ging, erklärte Tlácotzin Cortés, daß die Stadt, da sie eine Insel und bereits dicht bevölkert sei, keinen Raum habe, auch nur den kleinsten Teil seiner Tausenden von Bundesgenossen aufzunehmen. Des weiteren machte die Weibliche Schlange Cortés klar, er solle nicht so taktlos sein, einen so unwillkommenen Gast wie Schwarz Blume mit in die Stadt nehmen oder Truppen, die, wenn auch von unserer Rasse, doch bekanntermaßen uns nicht freundlich gesonnenen Völkern entstammten.
Da Cortés die Stadt, wenn auch nur aus der Ferne gesehen hatte, konnte er kaum etwas gegen die begrenzten Unterbringungsmöglichkeiten vorbringen und war diplomatisch genug in seiner Wahl derer, welche ihn dorthin begleiten sollten. Gleichwohl stellte er ein paar Bedingungen. Tlácotzin müsse dafür sorgen, daß seine Streitkräfte am Ufer des Sees auf dem Festland verteilt und untergebracht würden, und zwar in einem Bogen, welcher von der südlichen Dammstraße bis zur nördlichen Dammstraße reiche – womit der gesamte Verkehr von und nach der Insel von ihm kontrolliert werden konnte. Dafür werde er, Cortés, neben der Mehrzahl seiner Spanier, nur noch eine Handvoll Acólhua, Texcaltéca und Totonáca mit nach Tenochtítlan hinein nehmen. Außerdem müsse ihm zugesagt werden, daß diese Krieger die Insel ungehindert und zu jeder Zeit betreten und verlassen dürften, damit er sie als Kuriere verwenden könne, um die Verbindung mit seinen Streitkräften auf dem Festland aufrechtzuerhalten.
Tlácotzin erklärte sich mit diesen Bedingungen einverstanden. Er schlug vor, daß einige von den Eingeborenentruppen bleiben sollten, wo sie wären, nämlich in Ixtapalápan, welches ja bequem an der südlichen Dammstraße gelegen sei; andere sollten bei Tlácopan nahe der westlichen Dammstraße untergebracht werden; und noch andere in Tepeyáca in der Nähe der nördlichen Dammstraße. Infolgedessen suchte Cortés jetzt jene Krieger aus, welche er als Kuriere behalten wollte, und schickte die anderen mit den von Tlácotzin bereitgestellten Führern fort und ordnete an, daß etliche von seinen weißen Offizieren und Soldaten den Befehl über diese drei Truppenteile übernehmen sollten. Nachdem Läufer von jedem dieser Truppenteile zurückgekehrt waren, um zu melden, sie seien dabei, am angegebenen Ort ihr Lager aufzuschlagen und stünden solange wie nötig auf Abruf bereit, ließ Cortés Tlácotzin das wissen, und die Weibliche Schlange meldete Motecuzóma: Die Abgesandten des Königs Carlos und des Herrgotts würden am nächsten Tag in Tenochtítlan einziehen.
Es war der Tag Zwei Haus unseres Jahres Ein Rohr, das heißt, Anfang November eures Jahres mit der Zahl eintausendfünfhundertundneunzehn.
Die südliche Dammstraße hatte zu ihrer Zeit so manche Prozession erlebt, doch nie eine, welche mit soviel ungewohntem Lärm verbunden war. Die Spanier hatten keine Musikinstrumente dabei und sangen auch nicht oder machten irgendwelche andere Musik, um ihren Marsch zu begleiten.
Dafür klirrten und knarrten und ratterten all die Waffen, welche sie mitführten, die stählernen Panzer und das Ledergeschirr ihrer Pferde. Wiewohl die Prozession feierlich langsam vorrückte, klapperten die Hufe der Pferde laut auf den Pflastersteinen, die großen Räder der Kanonen rumpelten dumpf und die ganze Dammstraße vibrierte, wobei die Oberfläche des Sees dieses Geräusch wie die Klangkörper einer Trommel verstärkte und das Getöse von den fernen Bergen widerhallte.
Voran ritt selbstverständlich Cortés auf seinem Pferd, der an einer hohen Stange das blutrot-goldene Banner Spaniens trug. Malintzin schritt stolz neben dem Pferd einher und trug den persönlichen Wimpel ihres Herrn. Hinter ihnen kamen die Weibliche Schlange sowie die anderen Edelleute der Mexíca, welche den ganzen Weg nach Cholólan und wieder zurück gemacht hatten. Ihnen folgten die spanischen Berittenen, und an ihren aufrecht getragenen Lanzen flatterten kleine Wimpel. Dann kamen die rund fünfzig ausgewählten Krieger unserer eigenen Rasse, und ihnen wiederum folgten die spanischen Fußsoldaten mit ihren Armbrüsten und Hakenbüchsen in Paradehaltung, den Säbel in der Scheide an der Seite,
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