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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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füllte, muß er jedoch ob der Formenvielfalt dieser Gerätschaften die Stirn gerunzelt haben, da sie sich einfach nicht eigneten, auf Pferde oder Träger geladen zu werden.
    Während Cortés also die erste Nacht auf der Insel damit verbrachte, blieb die Stadt um ihn herum ruhig, als ob kein Mensch sich um das kümmere, was er tat. Er legte sich irgendwann vor Morgengrauen schlafen, nahm Malintzin mit und befahl auf höchst erniedrigende Weise, Motecuzóma und seine vornehmsten Berater hätten sich bereitzuhalten, vor ihm zu erscheinen, sobald er aufwache und nach ihnen rufe. Also schickte der kläglich gehorsame Motecuzóma in der Frühe des nächsten Tages Boten aus, seinen gesamten Staatsrat und andere, darunter mich, zusammenzurufen. Er hatte keine Palastpagen mehr, die er schicken konnte; es war einer seiner eigenen jüngeren Söhne, der in mein Haus kam, und der sah nach der langen Zeit des Eingesperrtseins im Palast recht abgerissen und verkommen aus. Wir Verschwörer hatten eine solche Nachricht erwartet und uns verabredet, uns in Cuitláhuacs Haus zu treffen. Als alle versammelt waren, waren aller Augen erwartungsvoll auf den Regenten und Oberbefehlshaber gerichtet, und einer von den Weisen Männern des Staatsrats fragte: »Nun, kommen wir der Aufforderung nach, oder tun wir so, als hätten wir sie nie erhalten.«
    »Gehorcht«, erklärte Cuitláhuac. »Cortés glaubt, er hat uns in der Hand, weil er unseren nachgiebigen Herrscher in der Hand hat. Wir wollen ihm diese Illusion nicht rauben.«
    »Warum nicht?« fragte der Hohepriester Huitzilopóchtlis. »Wir stehen zum Angriff bereit. Cortés kann nicht sein gesamtes Heer in den Palast des Axayácatl hineinstopfen und sich vor uns verbarrikadieren, wie der Tonatíu Alvarado es getan hat.«
    »Das braucht er auch nicht«, sagte Cuitláhuac. »Alarmieren wir ihn auch nur im geringsten, kann er rasch das gesamte Herz Der Einen Welt zu einer genauso uneinnehmbaren Festung ausbauen, wie es der Palast war. Wir müssen ihn noch ein wenig länger in Sicherheit wiegen. Wir werden uns daher wie befohlen in den Palast begeben, als wären wir und alle Mexíca immer noch fügsame Puppen Motecuzómas.«
    Die Weibliche Schlange erklärte: »Cortés kann aber die Eingänge versperren, sobald wir drinnen sind, und dann hat er auch uns als Geiseln in der Hand.«
    »Darüber bin ich mir im klaren«, sagte Cuitláhuac. »Aber all meine Ritter und Cuáchictin haben bereits ihre Befehle; auf meine Person sind sie nicht mehr angewiesen. Einer meiner Befehle besteht darin, daß sie mit den verschiedenen Ablenkungsmanövern und Vorstößen beginnen, gleichgültig, welche Gefahren das für mich oder irgend jemand sonst birgt, welcher sich zur festgesetzten Stunde des Losschlagens im Palast befindet. Falls Ihr dieses Risiko lieber nicht eingehen möchtet, Tlacótzin – oder irgendeiner sonst von euch –, ihr habt hier und jetzt meine Erlaubnis, nach Hause zu gehen.«
    Selbstverständlich drückte sich keiner von uns. Wir alle begleiteten Cuitláhuac bis zum Herzen Der Einen Welt und bahnten uns gleichsam mit zugehaltenen Nasen den Weg durch das überfüllte und übelriechende Lager von Männern, Pferden, Lagerfeuern, aufgestapelten Waffen und anderem Zubehör. Was mich überraschte, war eine Gruppe von schwarzen Männern, welche, als seien sie etwas Geringeres, abseits von den weißen Männern ein eigenes kleines Lager aufgeschlagen hatten. Man hatte mir zwar schon von solchen Wesen berichtet, doch bis dahin hatte ich noch nie eines davon zu Gesicht bekommen.
    Neugierig ließ ich meine Gefährten weiterziehen und ging etwas näher an diese merkwürdigen Menschen heran. Sie trugen die gleichen Helme und Uniformen wie die Spanier, doch körperlich ähnelten sie den Spaniern wesentlich weniger als ich. Sie waren nicht ganz und gar schwarz, sondern von einem bräunlichen Schwarz wie das Kernholz des Ebenholzbaums. Sie wiesen auffallend flache, breite Nasen und große, wulstige Lippen auf – ehrlich gesagt, sahen sie jenen riesigen Steinköpfen ähnlich, welche ich einmal im Olméca-Land gesehen hatte – und ihre Barte waren nur eine Art spröden schwarzen Flaums, erst zu erkennen, als ich ganz nahe bei ihnen war. Doch dann stand ich dicht vor ihnen, und mir fiel auf, daß einer von diesen schwarzen Mohren ein Gesicht hatte, das von Pickeln und schwärenden Pusteln blühte, wie ich sie das erstemal bei dem weißen Mann Guerrero gesehen hatte, und da beeilte ich mich, meine Gefährten

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