Der Azteke
er in kleinere Truppenteile auf, welche von seinen Unterbefehlshabern befehligt wurden: von Alvaradao, Narvaéz, Montejo und Guzmán. Einige marschierten von Texcóco aus nach Norden, andere nach Süden, um den ganzen See herum, wobei sie unterwegs unabhängig voneinander oder gemeinsam die verschiedenen kleinen Gemeinwesen angriffen. Wiewohl unser Verehrter Sprecher Cuautémoc jene Flotte von Acáltin einsetzte, welche die Acolhua auf ihrer Flucht mitgebracht hatten, um diese selben Krieger und unsere eigenen Mexíca den belagerten Städten zu Hilfe zu schicken, waren der Kämpfe so viele und vollzogen sich diese auch noch auf so weit auseinanderliegenden Schauplätzen, daß er einfach nicht genug Hilfstruppen schicken konnte, um am Ausgang etwas zu ändern. Jeden Ort, welchen die von den Spaniern geführten Truppen angriffen, nahmen sie ein. Das beste, was unsere Männer tun konnten, war, aus diesen Städten an heimischen Kriegern zu uns zu bringen, was noch übriggeblieben war, um unsere eigenen Streitkräfte und unsere eigene Verteidigung zu verstärken, wenn wir an der Reihe sein würden.
Dem Vernehmen nach leitete Cortés durch Melder die allgemeine Strategie seiner verschiedenen Offiziere und ihrer Truppenteile, doch er – und Malintzin – blieben in der luxuriösen Residenz des Palasts von Texcóco, in welchem ich selbst einst gelebt hatte, und behielt auch den glücklosen Verehrten Sprecher Cohuanácoch dort – als Zwangsgastgeber oder Gast oder Gefangenen. Denn ich sollte erwähnen, daß Kronprinz Schwarz Blume, welcher alt dabei geworden war, darauf zu warten, Uey-Tlatoáni der Acólhua zu werden, diesen Titel und diesen erhabenen Rang nie erlangte.
Selbst nach der Einnahme der Hauptstadt der Acólhua, an welcher Schwarz Blumes Truppen keinen geringen Anteil hatten, bestimmte Cortés, daß der harmlose und nicht umstrittene Cohuanácoch weiterhin auf dem Thron blieb. Cortés wußte, daß alle Acólhua mit Ausnahme derjenigen Krieger, welche so lange Zeit hindurch Schwarz Blume gefolgt waren, den einst geachteten Kronprinzen als Verräter an seinem eigenen Volk und als Werkzeug der weißen Männer haßten. Cortés konnte nicht einen künftigen Aufstand des gesamten Volkes riskieren dadurch, daß er dem Verräter einen Thron gab, um dessentwillen er zum Verräter geworden war. Selbst als Schwarz Blume sich soweit erniedrigte, sich taufen zu lassen, Cortés zu seinem Taufpaten zu wählen und in allzu durchsichtiger Unterwürfigkeit den christlichen Namen Fernando Cortés Ixtlil-Xochitl annahm, konnte das seinen Paten nur so weit in seiner Entschlossenheit wankend machen, daß er ihn zum Oberherrscher dreier unbedeutender Provinzen des Acólhua-Landes ernannte. Woraufhin Don Fernando Schwarz Blume ein letztes Aufflackern seines einst herrischen Wesens zeigte und zornig aufbegehrte:
»Ihr gebt mir, was ich bereits besitze? Was meinen Väter immer gehört hat?«
Aber er brauchte die ihm nicht gewährte Genugtuung und Erniedrigung nicht lange zu ertragen. Er stürmte aus Texcóco hinaus, um die Herrschaft in einer dieser hinterwäldlerischen Provinzen zu übernehmen und traf dort gerade in dem Augenblick ein, da die Blatternkrankheit gleichfalls dort eintraf, und war nach ein oder zwei Monden tot.
Bald erfuhren wir, daß der Capitán-General der sengenden und plündernden Heere nicht nur in Texcóco zurückgeblieben war, um sich im Luxus auszuruhen. Unsere Quimíchime kamen nach Tenochtítlan und berichteten nicht mehr Verwirrendes, sondern, daß die Hälfte von Cortés' Streitmacht sich auf dem Rückmarsch nach Texóco befinde und dabei auf dem Rücken oder auf Rollen die vielen und unterschiedlichen Rümpfe und Masten und anderen Bestandteile der dreizehn »Schiffe« heranschaffte, welche auf dem trockenen Boden von Texcála gebaut worden waren. Cortés war in Texcóco geblieben, um zur Stelle zu sein, als sie eintrafen und die Zusammensetzung und das Zuwasserlassen dieser Wasserfahrzeuge zu überwachen.
Selbstverständlich handelte es sich nicht um so schreckenerregende Fahrzeuge wie die seegängigen Schiffe, aus denen sie gebaut worden waren. Sie ähnelten mehr unseren dem Frachtverkehr dienenden Flachbooten, nur, daß die Bordwände in die Höhe gezogen und die Boote mit flügelgleichen Segeln ausgestattet waren, die es ihnen, wie wir zu unserem Kummer bald feststellen sollten, gestatteten, schneller zu fahren als unsere vielruderigen größten Acáltin und weit wendiger zu sein als unsere
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