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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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ich nach meinem jetzigen Wissensstand nicht das BKA sehe, weil die Personen, deren Freilassung gefordert wird, die Entführer in ungeahntem Maß zu weiteren Handlungen motivieren. Die Verantwortlichen in unserem Land können aber nicht nur im Panzerwagen reisen und werden daher immer Blößen zeigen …«
    Sein Sohn möge diese Überlegungen in Bonn vortragen. Die Entführer würden seinen Brief zwar kennen, er entstamme aber seinen eigenen Überlegungen der vergangenen Nacht. »Man kann dieses Spiel um Zeitgewinn nicht weitertreiben, weil es auch für meine Entführer Zwänge gibt, deren erstes Opfer ich bin. Ruhe an der Front wird es nicht so schnell geben, aber man kann eine Eskalation verhindern, wenn man das Hauptziel nicht erst nach dem zehnten Anschlag erfüllt.«
     
    Nachtdienstmeldung Stammheim, 9 . September:
    » 22 . 00 Uhr Nachtdienstkontrolle durch A. J. Walter. 23 . 05 Uhr bei der Ausgabe der Medikamente wollte Baader eine ›Schüssel Brei‹ an Ensslin geben – abgelehnt, da immer noch Einzelhaft.
    Sonst keine Vorkommnisse.«

9. Der Vermittler
    (Samstag, 10 . September 1977 )
    Inzwischen hatte das Bundeskriminalamt Kontakt zu dem Genfer Anwalt Denis Payot aufgenommen und ihn gebeten, als Vermittler tätig zu werden. Payot war einverstanden und gab spätabends eine Pressekonferenz, in der er sich vorstellte: »Ich habe kein Mandat von der deutschen Polizei übernommen. Das Mandat ist unterzeichnet und erteilt worden von der Bundesregierung selbst unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Schmidt.«
    Denis Payot war damals 35  Jahre alt, trug eine dicke Brille, hatte dunkelblonde Haare und betrieb eine kleine, nicht sonderlich gut gehende Kanzlei im Genfer Uhrmacherviertel. Später, nach den sechs dramatischen Wochen der Schleyer-Entführung, bekam er von der Bundesregierung ein Honorar von 180   000  Franken, einschließlich Spesen.
     
    Eine halbe Stunde vor Mitternacht meldeten sich die Entführer zum ersten Mal bei dem Schweizer Anwalt. Eine Frauenstimme sagte am Telefon: »Ich bin Mitglied der RAF .« Als »Legitimation« gab sie eine Erklärung Schleyers durch, die nur von ihm stammen konnte: »Im Juni habe ich Herrn Karl-Werner Sanne und den Vertreter der Vereinigten Staaten bei der Internationalen Arbeitsorganisation getroffen.«
    Die Anruferin forderte: »Bis Sonntagabend, 18 . 00 Uhr, hat einer der Gefangenen im Deutschen Fernsehen aufzutreten und zu erklären, daß die Vorbereitungen für den Abflug im Gange sind …« Danach würden die Entführer ein Lebenszeichen von Schleyer übermitteln. Danach gäben sie noch sechs Stunden Zeit bis zum Abflug. Bei der Ankunft am Zielort werde Andreas Baader einen Satz sagen, der ein Wort enthielte, aus dem die Entführer schließen könnten, daß die Gefangenen gut angekommen seien. Dann werde Schleyer freigelassen. »Jeder Kompromiß ist ausgeschlossen.«
     
    Inzwischen war Wochenende. Der entführte Arbeitgeberpräsident saß seit Montagnacht im Appartement 104 im dritten Stock des Hochhauses Zum Renngraben  8 . Die Polizei forschte in »vorsichtigen Befragungen der ihnen bekannten Bevölkerungsteile« noch immer nach dem Versteck, obwohl dieses bereits seit nunmehr fast fünf Tagen aktenkundig war. Gleichzeitig wurden Einsatzanweisungen an jeden einzelnen Polizeitrupp ausgehändigt: »Observation, Absperrung, Überprüfung, freiwillige, gegebenenfalls zwangsweise Durchsuchung des Objektes Nr. … im Hinblick auf mögliche Unterbringung der Geisel Schleyer. Feststellung und Überprüfung angetroffener Personen. Nachschau nach verdächtigen Gegenständen, ggf. deren Sicherstellung oder Beschlagnahme gegen Quittung. Gegebenenfalls Anfertigung fotografischer Aufnahmen des Objektes von innen und außen …«
     
    Nachtdienstmeldung Stammheim, 10 . September:
    » 20 . 05 Uhr Baader ein Fortral ausgehändigt. 23 . 05 Uhr Baader vom Sanitäter Dolviran ausgehändigt. Keine Vorkommnisse! Sehr ruhig.«

10. Das BKA spielt auf Zeit
    (Sonntag, 11 . September 1977 )
    Noch in der Nacht gab Payot das neue, inzwischen dritte Ultimatum an Bonn weiter.
    Umgehend wurde der Deutsche Botschafter in Genf, Dr. Sanne, angerufen und darüber befragt, ob er, wie die Entführer behaupteten, Hanns Martin Schleyer im Juni getroffen habe. Sanne sah in seinem Tageskalender nach und stellte fest, daß der Termin am 14 . Juli gewesen war, es habe auch ein US -Vertreter daran teilgenommen.
    Die Diskrepanz zwischen Juni und Juli

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