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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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wäre zugleich mein sicherer Tod, und ich kann mir nicht vorstellen, daß man zwar die offizielle Ablehnung der Forderungen scheut, aber Vorbereitungen trifft, um mich still um die Ecke zu bringen, was man dann vielleicht als technische Panne ausgeben könnte …
    Ich bin nicht bereit, lautlos aus diesem Leben abzutreten, um die Fehler der Regierung, der sie tragenden Parteien und die Unzulänglichkeiten des von ihnen hochgejubelten BKA -Chefs zu decken …«
     
    Als dieses Band im Kleinen Krisenstab vorgespielt wurde, geriet BKA -Präsident Herold zum ersten Mal seit der Schleyer-Entführung aus der Fassung. »Das hat mich geschmissen«, sagte er später. »Ich bin aufgestanden und rausgegangen. Schmidt: ›Bleiben Sie hier, das sagt der Mann doch nicht freiwillig.‹ Dann haben wir’s noch mal abgehört, und da hatte der Schleyer ja auch tatsächlich Signale eingebaut. Er las also nicht ›der hochgejubelte‹, sondern ›hoch…‹ und dann hörte man Geblätter, Geblätter, ›…gejubelte Chef des BKA ‹.«
     
    Nach stundenlangen Sitzungen des Kleinen und des Großen Krisenstabs wurde eine neue Nachricht an die Entführer formuliert, die dem Genfer Anwalt am späten Abend übermittelt wurde: »Das Bundeskriminalamt wird Vorbereitungen einleiten. Hierzu werden Befragungen der Gefangenen erfolgen.« Jedem einzelnen Gefangenen werde in der Haftanstalt ein Fragebogen vorgelegt, ob er bereit sei, sich ausfliegen zu lassen, und, wenn ja, wohin.
    Um 24 . 00 Uhr verstrich das vierte Ultimatum der Entführer.
     
    Nachtdienstmeldung Stammheim, 12 . September:
    »Gegen 18 . 00 Uhr an Baader Medikamente ausgegeben. Essenübergabe an Frau Ensslin von Baader wurde von mir verweigert (Einzelhaft). 21 . 15 Uhr verlangte Baader, Dr. Nusser zu sprechen.
    Raspe bekam 22 . 30 Uhr Brosorbin.
    Baader wurde gegen 22 . 25 Uhr durch H. Walter gespritzt, Zelle geöffnet.
    Bis 22 . 30 Uhr Kontrollgänge durchgeführt. 23 . 25 Uhr Medikamente an Raspe ausgegeben.
    23 . 30 Uhr Baader bekam nochmals eine Spritze.
    Dann keine Vorkommnisse mehr, außer daß gegen 2 . 15 Uhr Baader verlangte, daß man ihn um 8 . 00 Uhr wecken soll.«

12. »Wir werden nicht zurückkehren …«
    (Dienstag, 13 . September 1977 )
    Der BKA -Beamte Alfred Klaus erhielt den Auftrag, die Stammheimer Gefangenen aufzusuchen und ihnen die Fragebögen vorzulegen.
    Als er am Morgen in den siebten Stock geführt wurde, traf er dort den Bundesanwalt Löchner. Kurz nach 9 . 00 Uhr wurde Andreas Baader zu dem wartenden BKA -Beamten und dem Bundesanwalt in die Besucherzelle am Eingang des Hochsicherheitstrakts gebracht.
    Zunächst versuchte er, Informationen aus dem Polizisten herauszubekommen. Klaus gab sich wortkarg. Dann sagte Baader, er wolle zwei Punkte erörtern.
    »Wenn ein Austausch erfolgt, dann kann die Bundesregierung damit rechnen, daß die Freigelassenen nicht in die Bundesrepublik zurückkehren. Eine Wiederauffüllung des Potentials ist nicht beabsichtigt. Ich kann insoweit aber nur für diejenigen sprechen, die in Stammheim sind oder hier waren. Diese Versicherung gilt aber nicht für den Fall, daß das Urteil aufgehoben wird oder eine signifikante politische Veränderung eintritt.
    Die Bundesregierung hat nur die Wahl, die Gefangenen umzubringen oder sie irgendwann zu entlassen. Das Ausfliegen würde eine Entspannung für gewisse Zeit bedeuten.«
    Dann kam Baader auf den zweiten Punkt: »Es liegt im Interesse der Bundesregierung, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Sie sollte sich daher um ein Aufnahmeland für diejenigen Gefangenen bemühen, deren Freilassung gefordert wird.«
    Der BKA -Beamte, der sich Baaders Vorschläge wortlos angehört hatte, legte ihm den Fragebogen vor. Baader schob ihn zurück: »Ich will hier keine Informationen liefern.« Klaus redete auf Baader ein und brachte ihn dazu, seine Forderungen wenigstens schriftlich zu fixieren. Er hatte den Eindruck, daß Baader sehr nervös und durch den Mangel an Informationen verunsichert war.
    Auch hatte er das Gefühl, die Schleyer-Entführung und die daran geknüpften Bedingungen seien mit den Gefangenen nicht im Detail abgestimmt worden.
    Auf die im hektographierten Fragebogen gestellte Frage: »Sind Sie bereit, sich ausfliegen zu lassen?«, schrieb Baader: »Ja.«
    Als mögliche Flugziele nannte er: »Algerien/Libyen/Vietnam« und ergänzte: »Wir meinen, daß die Bundesregierung die Länder, die in Frage kommen, um die Aufnahme ersuchen muß.«
     
    Auch Gudrun Ensslin wurde an

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