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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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wäre der geburtstag meiner cousine anni mueller, sie ist 1904 in würzburg geboren«.
    Die Entführer verlängerten ihr Ultimatum auf 24 . 00 Uhr. »Die möglichen zielländer können der bundesregierung nur von den gefangenen selbst genannt werden.« Auf weitere Mitteilungen des BKA an den Genfer Anwalt würden die Entführer nur reagieren, wenn konkrete Schritte zu einem Austausch unternommen worden seien. Auf dem Tonband war die Stimme Schleyers zu hören:
    »Jetzt, etwa um Mitternacht vom 11 . auf den 12 . September 1977 , wird mir von den neuen Forderungen, die über Monsieur Payot übermittelt wurden, berichtet. Ich bin etwas verwundert, daß man wiederum einseitige Forderungen stellt, unter anderem nach einem Lebenszeichen, obgleich ich dieses erst am Samstagnacht eindeutig durchgeben ließ. Auf der anderen Seite wird die Hauptforderung, die für meine Existenz entscheidend ist, nämlich wie der Beschluß der Bundesregierung lautet, nicht bekanntgegeben …«
     
    Knapp eine Stunde nachdem Kriminalbeamte den an von Brauchitsch adressierten Umschlag abgeholt hatten, meldete sich ein Anrufer im Sekretariat des Flick-Managers. Er nannte sich »Leiermann« und hatte einen schwäbischen Akzent. In Wirklichkeit war es einer der Schleyer-Entführer, Stefan Wisniewski.
    »Herr Leiermann, Sie sind mir gar kein Begriff«, sagte die Sekretärin, als der Anrufer nach von Brauchitsch verlangte.
    »Er erwartet mich aber schon.«
    »In welcher Angelegenheit denn?«
    »Schleyer.«
    »In der Angelegenheit Schleyer?«
    »Ja.«
    »Das kann an sich gar nicht möglich sein«, sagte die Sekretärin.
    »Doch, verbinden Sie mich bitte.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum?«
    »Er ist in einer Sitzung.«
    Der Anrufer ließ sich nicht abweisen: »Im Parkhotel in Düsseldorf, kennen Sie das? Da ist eine Kassette für ihn abgegeben worden, und zwar von den Entführern von Herrn Schleyer, und die müßten Sie sofort abholen.«
    »Warum müssen wir die sofort abholen?«
    »Warum?« wiederholte der Anrufer.
    »Ja, Sie müssen mir irgend etwas sagen, ich kann ihn nicht ohne weiteres in der Sitzung stören.«
    Der Anrufer wurde ungeduldig: »Ich kann Ihnen nur sagen, Herr von Brauchitsch wird stinksauer auf Sie sein, wenn Sie es nicht machen, also überlegen Sie sich’s. Das ist eine Information, die hat ein Ultimatum, die hat alles mögliche drin. Herr von Brauchitsch braucht das sofort.« Schließlich sagte der Anrufer: »Gut, ich leg jetzt auf, richten Sie das aus. Fertig aus. Er wird stinksauer sein, wenn Sie’s nicht machen.«
    »Ja, aber Sie können doch jetzt noch nicht auflegen, es geht doch um ganz wichtige Dinge.«
    »Gut, machen Sie das, was ich Ihnen gesagt hab. Fertig. Tschüs dann.«
    Die Sekretärin hatte versucht, das Gespräch in die Länge zu ziehen. Neben ihr standen Beamte des Landeskriminalamts und soufflierten, was sie sagen sollte. Der Anruf wurde auf Tonband mitgeschnitten.
     
    Unmittelbar darauf wurde der Umschlag im Parkhotel abgeholt. Er enthielt einen Brief Schleyers an Eberhard von Brauchitsch:
    »Lieber Eberhard, da ich aus technischen Gründen den Adressaten nicht wechseln kann, schicke ich eine Bandbesprechung für Helmut Kohl. Höre es bitte ab und gib es weiter … Ich bin ungebrochen und, wie Du siehst, aktiv. Herzlichen Dank für alles und herzliche Grüße an alle, vor allem an die Familie.«
    Eine Woche war seit der Entführung vergangen, als Schleyer das Tonband an Helmut Kohl besprach:
    »Die Situation, in der ich mich befinde, ist auch politisch nicht mehr verständlich. Dies veranlaßt mich, an meine politischen Freunde einen Appell zu richten …« Er schilderte die für ihn angeordneten Sicherheitsmaßnahmen, welche die Entführung dennoch nicht verhindern konnten. »Wie stümperhaft das Ganze gemacht wurde, beweist der Ablauf des 5 . September. Und die Kenntnisse, die ich heute über die ungestörten, obwohl leicht erkennbaren Vorbereitungen besitze, zeigen mir, wie wenig die Verantwortlichen in Wirklichkeit über den Terrorismus wissen. Man kann sich nicht nur auf den Computer verlassen, man muß den Computer durch menschliche Gehirne speisen, wenn man von ihm richtige Erkenntnisse erwartet. Ich habe nie um mein Leben gewinselt. Ich habe immer die Entscheidung der Bundesregierung, wie ich ausdrücklich schriftlich mitgeteilt habe, anerkannt. Was sich aber seit Tagen abspielt, ist Menschenquälerei ohne Sinn. Es sei denn, man versucht, mit naiven Tricks meine Entführer zu fangen. Das

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