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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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Antwort auf die Mitteilung des Staatssekretärs geben«, beharrte Klaus.
    Wieder dachte Gudrun Ensslin eine Weile nach, dann forderte sie ihn auf, wörtlich mitzuschreiben:
    »Die Mitteilung geht, so ich das richtig verstehe, von einem absurden Kalkül aus, dem nämlich, es könnte Widersprüche zwischen den Gefangenen und dem Kommando geben. Das ist natürlich Quatsch.«
    Alfred Klaus nahm an, Gudrun Ensslin glaubte, man wolle versuchen, die Gefangenen und die Entführer zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Er sagte: »Wollen Sie nun Herrn Staatssekretär Schüler noch sprechen oder nicht?«
    »Unter diesen Umständen, nein«, antwortete die Gefangene, zögerte und bat, mit den anderen sprechen zu dürfen. »Die können sich dann gleich äußern, und ich muß nicht – so wie am Wochenende – wieder nach Ihnen telefonieren lassen.«
    Auf dem Rückweg zur Zelle versuchte Gudrun Ensslin, Baader etwas zuzurufen. Der reagierte nicht, weil er noch schlief.
     
    Alfred Klaus rief den BKA -Präsidenten an. »Die anderen Gefangenen werden nicht informiert. Kommen Sie zurück«, befahl Horst Herold. So jedenfalls erinnerte sich später Alfred Klaus.
     
    Auf der Ferieninsel Mallorca bereiteten sich währenddessen viele deutsche Touristen auf ihre Heimreise vor, darunter auch eine Gruppe junger Frauen, die an einer Misswahl in einer Diskothek teilgenommen und dort ausgelassen am Abend zuvor getanzt hatten. Unter ihnen war auch Diana Müll, neunzehn Jahre alt. »Wir hatten halt Abschied gefeiert, und da kamen wir morgens auch schlecht aus den Federn.« Beinahe hätten sie den Abflug verpaßt, die Türen der Lufthansa-Maschine mit dem Namen »Landshut« waren schon fast geschlossen, als die Mädchen erschienen. Der Diskothekenbesitzer, der damals viele Flüge gebucht und eine recht gute Lobby hatte, sagte: »Macht sofort die Türen wieder auf, und nehmt die Frauen mit.« Die Gruppe stieg ein.
    Ganz in der Nähe von Diana Müll saß ein gutaussehender junger Mann, zu dem sie immer hinsehen mußte, »weil er ein so lustiges Sakko anhatte, so ein ganz kariertes«.
    Gegen 13 . 00 Uhr deutscher Zeit startete in Palma de Mallorca die »Landshut« zum Flug nach Frankfurt. An Bord der Boeing 737 mit der Flugnummer LH 181 waren 86  Passagiere, im Frachtraum zwei Leichen in Zinksärgen.
    Die Besatzung bestand aus Kapitän Jürgen Schumann, dem Copiloten Jürgen Vietor und den Stewardessen Hannelore Piegler, Gabi Dillmann und Anna-Maria Staringer.
    Gleich nach dem Abheben der Maschine servierten die Stewardessen einen kleinen Imbiß.
    Hannelore Piegler bediente als »Purserette«, Chefstewardeß, die Passagiere der ersten Klasse. Sie hielt das dunkelhaarige Paar auf den First-class-Sitzen für Spanier. Ihre Kolleginnen Gabi und Anna-Maria servierten in der fast vollbesetzten Economy-Klasse.
    Plötzlich hörte Hannelore Piegler lautes Stimmengewirr aus der Hauptkabine, das von heiserem Gebrüll übertönt wurde. Sie zog den Vorhang zur Economy auf, um nach hinten zu gehen. In diesem Moment erhielt sie einen Faustschlag, der sie gegen die Kabinentür schleuderte. Zwei Männer rannten an ihr vorbei zum Cockpit.
    Copilot Jürgen Vietor: »Es hat so gepoltert, und ich dachte eigentlich erst, es wäre irgendwas runtergefallen, ein Container oder so. Aber eine Sekunde oder zwei Sekunden später wurde ich des Besseren belehrt, kam nämlich der Mahmud ins Cockpit, Pistole auf den Kapitän Schumann gerichtet, und mich hat er in die Rippen getreten und hat geschrien: out, out, out.«
    Sie rissen den Copiloten von seinem Sitz und schleppten ihn nach hinten in den Gang. Dort standen die beiden dunkelhaarigen Frauen mit Handgranaten in den erhobenen Händen.
    Der Copilot, die Stewardessen und die Passagiere der ersten Klasse wurden im Heck des Flugzeugs zusammengetrieben und von dem einen schwarzhaarigen Mann mit einer Pistole bedroht. Der andere war in der Flugzeugkanzel geblieben und schrie über den Bordlautsprecher: »Hands up. Follow the instructions …«
    Passagierin Diana Müll: »Der Kapitän Mahmud, der hat dann das Mikrophon genommen und hat dann wie ein Besessener einfach nur reingeschrien, daß die Maschine entführt wird. Und dann kamen schon vorne die Stewardessen, die Frau Dillmann zum Beispiel, alle raus in absoluter Panik.«
    Die Stewardeß Gabi Dillmann, heute verheiratete Frau von Lutzau: »Wir wurden alle wie Vieh nach hinten getrieben, in den hinteren Teil der Kabine, und mußten die Hände über den Kopf nehmen, und

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