Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)
gebracht.
Der erste Anruf der Entführer war um 15 . 15 Uhr im Hotel »Intercontinental« eingegangen und von einem BKA -Beamten entgegengenommen und auf Band aufgezeichnet worden.
»Hallo«, hatte der Kriminalbeamte gesagt.
»Hallo, mit wem spreche ich bitte?« sagte der Abgesandte der Schleyer-Entführer.
»Sie sprechen mit dem BKA .«
»Aha, ja, guten Tag. Ich hätte gern mit Herrn Eberhard Schleyer gesprochen.«
»Ja, folgendes«, sagte der BKA -Beamte, »der Herr Schleyer ist im Moment nicht da.«
»Das ist aber sehr schlecht«, sagte der Entführer. »Wir haben aber gefordert, daß er da sein solle.«
Der Kripobeamte erkundigte sich, ob der Anrufer denn überhaupt zum Kommando gehöre. Er solle sich bitte legitimieren. Der Mann am anderen Ende der Leitung nannte die zwischen BKA und Entführern vereinbarten Codeworte, und der BKA -Beamte war zufrieden.
»Ja, folgendes, der Herr Schleyer ist im Moment also wie gesagt nicht da, weil hier zuviel Hektik war, wie Ihnen bekannt ist. Herr Schleyer hat sich im Moment zurückgezogen. Es dauert eine gewisse Zeit, bis wir Herrn Schleyer wieder erreichen.«
Der Anrufer erklärte sich bereit, um halb fünf noch einmal anzurufen.
»Darf ich dann erfahren, Ihren Namen, damit ich gleich mit Ihnen …«
»Ja, Schmittlechner ist mein Name«, sagte der BKA -Mann.
»Schmittlechner, ist in Ordnung, dann wende ich mich an Sie.«
»Jawohl, Sie können mich hier im Hotel erreichen.«
»Okay, ich bedanke mich.«
»Jawohl, Wiederhören«, sagte der Beamte des Bundeskriminalamts.
Noch zweimal riefen die Entführer im »Intercontinental« an, bis sie den Sohn des Entführten am Apparat hatten.
Beim ersten Anruf war Hanns-Eberhard Schleyer noch nicht eingetroffen, beim zweiten Anruf wußte die Telefonzentrale im »Intercontinental« von nichts; ein Herr Schleyer sei nicht als Gast registriert.
Um 17 . 58 Uhr nahm Hanns-Eberhard Schleyer den Hörer selbst ab.
»Sie sprechen mit dem Kommando ›Siegfried Hausner‹«, sagte der Anrufer.
»Ja.«
»Ich möchte gerne, um sicherzugehen, daß ich auch wirklich mit Ihnen persönlich spreche, Ihnen eine Frage stellen.«
Schleyer beantwortete die Frage nach dem Vornamen eines Anwalts, den er zusammen mit seinem Vater in New York besucht hatte.
Die Verbindung war schlecht, und der Entführer schlug vor, er werde in fünf Minuten noch einmal anrufen.
Beim nächsten Anruf war das vom BKA angeschlossene Tonbandgerät nicht richtig geschaltet, so daß nur die Stimme Schleyers, nicht aber die des Entführers aufgezeichnet wurde.
Schleyer wurde mitgeteilt, es sei am Frankfurter Flughafen ein Ticket auf den Namen »Schlier« für ihn hinterlegt. Die Maschine starte um 20 . 55 Uhr nach Paris. Von dort aus habe er eine weite Reise anzutreten. Auf einer der Teilstrecken werde er von einem Abgesandten der Entführer angesprochen, der ihm die Übergabemodalitäten für das Geld nennen werde. Schleyer sagte, er wisse nicht genau, wie weit die Vorbereitungen der Geldübergabe von seiten des BKA gediehen seien. Der Entführer möge sich bitte in einer halben Stunde noch einmal melden.
Beim nächsten Anruf war das Tonbandgerät des BKA wieder intakt.
»Ja, guten Abend, Herr Schleyer, noch mal Kommando ›Siegfried Hausner‹.«
»Ja, ich habe gerade mit Bonn telefoniert, mit der Bundesregierung«, sagte Schleyer. »Ich möchte Ihnen folgendes mit aller Ernsthaftigkeit und Deutlichkeit sagen: Die Bundesregierung ist bereit, die fünfzehn Millionen Dollar zu bezahlen. Die Bundesregierung hat es aber abgelehnt, daß ich heute abend den von Ihnen angegebenen Flug benutze. Ich sage Ihnen auch, warum. Die Bundesregierung hat durch die Veröffentlichung dieser Meldung heute … sieht die ganz große Gefahr, daß es mir nicht gelingen wird, diese fünfzehn Millionen Dollar an den richtigen Adressaten zu bringen. Ich habe versucht, dagegen anzugehen, die Bundesregierung ist stur geblieben.«
Er werde weiterhin im »Intercontinental« erreichbar sein. Die Entführer mögen sich bitte neue Modalitäten überlegen, um eine konkrete Gefährdung seiner Person auszuschließen.
»Ich habe nun wirklich versucht, im Interesse meines Vaters diese Haltung zu verändern. Die Bundesregierung ist hart geblieben … Ich kann Ihnen nur noch mal versichern, ich habe alles versucht, Sie kennen meine Bemühungen. Sie wissen auch, und das hat letztlich im Zweifel auch zur positiven Entscheidung der Bundesregierung beigetragen, daß wir das
Weitere Kostenlose Bücher