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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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Götz war anwesend.
    23 . 00 Uhr Medikamente an Baader und Raspe ausgehändigt.«

43. Vorbereitungen zum Sturm und ein toter Pilot
    (Sonntag, 16 . Oktober 1977 )
    Schon bei der Landung der zweistrahligen Hawker Siddely in Dubai am Mittag des Vortages hatte GSG - 9 -Chef Ulrich Wegener Ausschau gehalten, ob es eine Möglichkeit zum Sturm auf die »Landshut« gab. Hinter der Maschine waren Sanddünen, in deren Schutz seine Leute – sollten sie vom Verteidigungsminister Dubais die Erlaubnis zum Angriff erhalten – Deckung suchen konnten. Als er Staatsminister Wischnewski im Tower des Flughafens traf, sagte Wegener: »Hier ist etwas zu machen.«
    Auf dem Flughafen hatte Wegener zwei Bekannte getroffen, Major Alistair Morrison und Sergeant Barrie Davis von der SAS , einer Spezialeinheit der britischen Luftwaffe zur Terroristenbekämpfung. Vor wenigen Wochen hatten die beiden Wegener und seine GSG 9 in ihrem Standort Hangelar bei Bonn besucht. Sie führten damals ihre neuen »Blendgranaten« vor, die durch grellen Blitz und laute Detonation Gegner für mindestens sechs Sekunden kampfunfähig machten. In ihrem Reisegepäck hatten die Engländer einen Vorrat solcher Granaten mit nach Dubai gebracht.
     
    Inzwischen hatte Wischnewski mit dem Verteidigungsminister von Dubai über einen möglichen Einsatz der GSG 9 verhandelt. Er kam auf Wegener zu: »Die Entscheidung ist endgültig gefallen. Die wollen es selbst machen. Für uns läuft hier nichts. Der Scheich will seine von den Briten ausgebildeten Fallschirmjäger einsetzen.« Einer der Engländer hatte sich gerade mit Wegener über die Chancen eines Sturmes der Maschine unterhalten. »Das geht doch gar nicht«, sagte er, »die haben so etwas noch nie geübt.«
    »Dann müssen wir eben sofort mit dem Üben anfangen«, meinte Wegener.
    Um 5 . 30 Uhr meldete sich der Chef der »Landshut«-Entführer beim Tower. Er war heiser und wirkte erschöpft. Die Maschine solle bis 6 . 00 Uhr aufgetankt werden, sonst müsse er den Flugkapitän erschießen.
    In der Nacht zuvor war der Strom in der »Landshut« ausgefallen und damit auch die Klimaanlage an Bord. Kapitän Schumann machte den Entführern klar, daß die Maschine tagsüber in der prallen Sonne ohne Air-condition zum Massengrab werde. Mahmud willigte ein, vom Tower ein Aggregat zu erbitten. Lufthansa-Angestellte schoben daraufhin ein »Groundpower«-Gerät unter die Maschine. Langsam klärte sich die zum Schneiden dicke Luft in der »Landshut«.
    Kapitän Schumann versuchte, durch eine Zigarettenbestellung zu signalisieren, wie viele Entführer an Bord waren: »Can you get us four packs of cigarettes, please, four packs. Different kind. Two of this and two of this maybe.«
    Im Tower verstand man den Hinweis. Der Verteidigungsminister Dubais lobte in einem Rundfunkinterview die heimlichen Informationen, die der Flugkapitän gegeben hatte. Mahmud hörte das im Radio. Der Entführer hatte auch erkannt, daß Deutsche den Generator gebracht hatten.
    Am Morgen blieb er plötzlich vor dem Flugkapitän stehen und forderte ihn auf, in den Gang zu treten. »Put your hands up«, schrie er ihn an. Schumann stand auf und verschränkte die Arme im Nacken. »Auf die Knie«, befahl Mahmud und richtete seine Pistole auf Schumanns Kopf. »Ich werde euch jetzt sagen, wer schuld hat, daß der Strom ausging, und wer verantwortlich ist für die schlechten Bedingungen der letzten Stunden. Hier kniet der einzige Schuldige, euer Kapitän. Er ist ein Verräter. Er hat Nachrichten nach draußen gegeben. Stimmt’s? Gib es zu!«
    »Ja«, bekannte der Flugkapitän.
    »Ihr habt alle gehört, daß er seine Schuld zugibt!« brüllte Mahmud. »Du wirst jetzt auch vor all deinen Passagieren sagen, daß du beim Militär ausgebildet worden bist.«
    »Ja«, sagte Schumann.
    »Die Leute, die kamen, um uns die ›Groundpower‹ zu bringen, waren deine Freunde vom Militär, nicht wahr? Gib es zu!«
    »Nein, nein, wirklich nicht. Das waren Leute von unserer Firma!«
    »Nun wollen wir mal sehen, was du beim Militär gelernt hast. Steh auf!« schrie Mahmud. »Steh gerade! Und jetzt Kehrtwendung! Los! Marschieren! Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei!«
    Jürgen Schumann marschierte den Gang auf und ab.
    »Du hast Informationen schon während des Fluges und in Dubai über Funk hinausgegeben? Das muß doch auch der Copilot bestätigen können?«
    »Der Copilot weiß nichts davon, ich hab es allein getan«, wehrte Schumann ab.
    Mahmud nahm das Bordmikrophon und

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