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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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seiner Stadtguerilla-Aktivitäten vor Gericht stand, zu bedenken, »daß es niemanden in Berlin und in der Bundesrepublik gleichgültig lassen kann und darf, auf welchem Wege ein Mann von den geistigen und forensischen Fähigkeiten Mahlers weitergeht, so daß wir alle nur wünschen können, seine guten charakterlichen Anlagen, von denen ich mich während einer langen Zeit enger Zusammenarbeit überzeugen konnte, mögen letztendlich obsiegen«.
    1966 , zu Beginn der Studentenbewegung, gehörte Horst Mahler zu den Mitbegründern des »Republikanischen Clubs« und war später einer der bekanntesten Verteidiger linker Studenten vor Gericht.
    Als Anwalt von Unternehmen der Berliner Bauwirtschaft hielt er noch am 20 . Januar 1967 , als die Studentenbewegung ihrem Höhepunkt zustrebte, eine Rede beim Richtfest eines Geschäftsgebäudes am Kurfürstendamm 101 : »Das Besondere an diesem Bau ist nicht die Tatsache, daß er durch seine ausgewogene architektonische Gestalt das Stadtbild bereichert, das Besondere an diesem Bau ist seine Geschichte. Durch die Hilfe der Bundesrepublik, deren Parlament das Berlinhilfegesetz geschaffen hat, ist das Interesse westdeutscher Unternehmer gefördert worden, sich am Wiederaufbau und an der wirtschaftlichen Entfaltung dieser Stadt zu beteiligen … Die Initiative, der Mut und die Tatkraft, die diese Gesellschafter im Dezember 1965 gezeigt haben, als sie selbst die Bauleitung in ihre Hände genommen haben, ist der Beweis dafür, daß hier nicht die Schlechtesten zu Wirtschaftsbürgern unserer Stadt geworden sind.«
    Das war zu jener Zeit, als Horst Mahler schon als eine der zentralen Figuren der Außerparlamentarischen Opposition auf Demonstrationen mitmarschierte – bekleidet mit Regenmantel, Anzug, Krawatte und Schirm.
    Ein gutes Jahr später legte Mahler seine Mandate aus der Bauwirtschaft nieder und gründete, zusammen mit den Rechtsanwälten Hans Christian Ströbele und Klaus Eschen, das erste »sozialistische Anwaltskollektiv«.
    Mahlers Karriere als Wirtschaftsanwalt war zu Ende.
     
    Seit Mai 1968 waren allein in Westberlin fast 1900 Strafverfahren gegen Angehörige der Außerparlamentarischen Opposition eingeleitet worden. Im Zusammenhang mit diesen Prozessen entstanden an den Universitäten »Justizreferate« und »Ermittlungsausschüsse«, aus denen später die »Rote Hilfe«-Gruppen hervorgingen.
    Spätestens seit der »Schlacht am Tegeler Weg« ließen Teile der APO die Auseinandersetzung mit Polizei und Justiz bewußt eskalieren. Aus der theoretischen Formel »Zerschlagt die Klassenjustiz« wurde bald für einzelne Fraktionen der in sich zerstrittenen Protestbewegung der Aufruf zum bewaffneten Kampf gegen die Repräsentanten des Staatsapparates.
    Es galten Parolen wie: »Macht kaputt, was euch kaputt macht« oder »High sein, frei sein, Terror muß dabei sein«. Aktionen wurden in dieser Zeit unter den verschiedensten Etiketten durchgeführt. Die Gruppen nannten sich zum Beispiel »Tupamaros Westberlin« oder »Schwarze Ratten«. Die Polizei ging davon aus, daß die an den Aktionen beteiligten Personen weitgehend identisch waren und lediglich die Namen der Kommandogruppen wechselten. Die Anschläge richteten sich zumeist gegen die Einrichtungen der Polizei, der Justiz und des Strafvollzugs. Waffen waren Molotowcocktails und selbstgebastelte Brand- und Sprengsätze. Als »Rädelsführer« in Verdacht hatte die Polizei vor allem Ralf Reinders, Georg von Rauch, Thomas Weisbecker und »Bommi« Baumann. Ganz oben auf der Fahndungsliste stand Dieter Kunzelmann.
    Später wurde er angeklagt, bei einem Besuch des Berliner Juristenballs mit seiner Freundin einen Brandsatz abgestellt zu haben, der allerdings nicht zündete. Aufgrund der Aussagen seiner mitbeschuldigten Exfreundin wurde Kunzelmann zu neun Jahren Haftstrafe verurteilt. Doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil wieder auf. Im Wiederholungsprozeß wurde Kunzelmann freigesprochen.

20. Ulrike Meinhof verläßt »konkret«
    Anfang 1968 hatte Ulrike Meinhof sich von Klaus Rainer Röhl scheiden lassen und ging mit ihren Kindern nach Berlin. Sie schrieb weiter ihre Kolumnen. Für jeden Kommentar erhielt sie 1500 Mark, das waren 3000 Mark im Monat, denn das Blatt erschien inzwischen alle vierzehn Tage.
    Im Dezember besuchte Röhl sie und die Zwillinge in Berlin. Ulrike Meinhof legte ihm einen Artikel vor: »Lies mal, Klaus. Ich bin gespannt, ob du den drucken wirst.« Röhl war entsetzt, denn Ulrike hatte sich die Zeitschrift

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