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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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Rechtsanwalt Mahler aus Berlin.« Hans-Jürgen Bäcker und Petra Schelm, die neben ihm standen, bemerkten, mit wem Mahler sprach, und drückten die Gabel herunter. »Klick«, machte es, aber der Beamte des Bereitschaftsdienstes in der »Deutschen Interessenvertretung bei der Französischen Botschaft« hatte genug gehört. Hektisch begannen die deutschen Behördenvertreter, von den libanesischen Sicherheitsdiensten die Festnahme der Touristengruppe zu verlangen. Telefonate wurden geführt, Haftbefehle hin und her geschickt. Aber die libanesischen Polizeidienststellen hatten wenig Neigung, sich mit palästinensischen Gruppierungen anzulegen, unter deren Schutz die Deutschen offenkundig standen.
    Daraufhin verhandelte der aus Berlin mitgekommene Palästinenser Said Dudin mit einem Vertreter des libanesischen Innenministeriums und vereinbarte, daß die Gruppe freigelassen würde und innerhalb von 24  Stunden das Land verlassen müsse. Dudin und ein paar Männer der PLO -Sicherheit, Mitglieder der El Fatah, fuhren zum Flughafen und befreiten die Berliner aus dem Zollraum. Einige der Fedayin fuhren zur Villa des Beamten, den sie für den Kommandanten hielten. Sie verprügelten ihn und forderten die Herausgabe des Schlüssels für den Metallschreibtisch, in dem die Ausweise lagen. Aber es handelte sich nur um den Stellvertreter, und er hatte keinen Schlüssel. Da luden sie den gesamten Schreibtisch auf einen Lastwagen und nahmen ihn mit.
    Die Reisegruppe wurde im Hotel »Strand« untergebracht. Mitten in der Nacht tauchte die libanesische Miliz auf und nahm die Deutschen fest. Wieder ging es zum Flughafen, und wieder wurden sie von den Palästinensern befreit und im Auto sofort über die libanesisch-syrische Grenze nach Damaskus gebracht. Dort wurde die Gruppe in einer geheimen Unterkunft der Palästinenser einquartiert. Bevor die Reise fortgesetzt werden konnte, zeigten die Fedayin den Deutschen die Plantagen nahe der Stadt, wiesen sie auch schon einmal in den Gebrauch von Schußwaffen ein. Zwischendurch besuchten die Reisenden ein Schwimmbad, wo sie sich als Schweden oder DDR -Bürger ausgaben. Von Syrien aus wurden sie nach Jordanien gebracht. Die Fahrt endete in einem Ausbildungslager wenige Kilometer vor Amman an der Straße in Richtung Jerusalem. Das Camp lag inmitten der Gebirgswüste auf einem Plateau, umgeben von verkarsteten Hügeln. Zwei Steinhäuser, ein freier Platz für militärische Übungen, eine Schießhalle aus Beton, Zelte. Das war alles. Die Ausbildung begann. Horst Mahler ließ sich einen Bart wachsen.
     
    Etwa zehn Tage nach Abflug der ersten Gruppe kehrte Said Dudin nach Berlin zurück, einen Stapel Pässe der Vereinigten Arabischen Republik im Gepäck, die mit den Fotos der Baader-Befreier versehen worden waren.
    Am 21 . Juni um 6 . 30 Uhr wurde die neue Reisegruppe, unter ihnen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Peter Homann und Ulrike Meinhof, von Helfern im Auto nach Neukölln gefahren. Mit der U-Bahn ging es zum Bahnhof Friedrichstraße in Ostberlin. Nach einer kurzen Paßkontrolle konnten die mit gefärbten Haaren in »Araber« verwandelten Deutschen den Transit zum Flughafen Berlin-Schönefeld fortsetzen. Die Volkspolizei machte keinerlei Schwierigkeiten.
    Doch der Flug nach Damaskus fiel an diesem Nachmittag aus. Die Reisegruppe wurde in einem Hotel in Flughafennähe untergebracht.
    Es wurde wenig gesprochen an diesem Tag in Berlin-Schönefeld. Miteinander deutsch sprechende Araber wären zu auffällig gewesen. Wenn sie sich von der Volkspolizei unbeobachtet glaubten, redeten Baader und Ensslin miteinander, tauschten Urteile über einzelne Mitglieder der Reisegruppe aus und verbreiteten Urteile über ihre Vorzüge und Nachteile, auch wenn die Betroffenen es hören konnten.
    Ulrike Meinhof kam dabei schlecht weg. »Die taugt eigentlich zu nichts«, sagte Baader immer wieder. Ulrike schluckte das widerspruchslos. Andreas Baader und Gudrun Ensslin waren die Führungspersönlichkeiten, daran durfte niemand zweifeln.
     
    Die vollbesetzte Maschine landete am nächsten Nachmittag in Damaskus. Wieder gab es Probleme mit der Einreise. Diesmal wollten die syrischen Beamten die Deutschen nicht ins Land lassen. Aber damals hatten auch dort die Palästinenser ein gewichtiges Wort mitzureden. Nur wenige Stunden wurde die Gruppe auf dem Flughafen festgehalten. Said Dudin, der als einziger den Raum hatte verlassen dürfen, kam mit einem Papier und vier bewaffneten Palästinensern zurück. Die Reisenden

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