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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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gelangte Anfang der vierziger Jahre zusammen mit dem Mufti von Jerusalem nach Deutschland. Dort nahm er an militärischen Kursen teil und wurde speziell in Guerillataktik ausgebildet.
    1948 , kurz nach der Gründung Israels, war Sheikh Hassan Oberkommandierender der palästinensischen Arabertruppen.
    Als Sheikh Hassan Salameh im Krieg fiel, war sein Sohn Ali gerade sieben Jahre alt. Er lebte bei seiner Mutter in einem der noblen Stadtviertel von Beirut. Für die palästinensische Familie war klar, daß Ali das Erbe seines Vaters als Kämpfer für die Unabhängigkeit seines Volkes antreten sollte. Nach dem Sechstagekrieg schloß er sich 1967 der El Fatah innerhalb der PLO , der Palästinensischen Befreiungsfront, an.
    Yassir Arafat, Chef der Fatah, gehörte zu den glühenden Bewunderern des Volkshelden Sheikh Hassan und ließ den Sohn zu sich kommen. Dann brachte er ihn mit seinem Stellvertreter Abu Iyad zusammen, der den jungen Salameh in den von ihm geleiteten PLO -Geheimdienst Jihad el Razd aufnahm.
    Zu den ersten Aufgaben Ali Hassan Salamehs gehörte es, in den Ausbildungslagern der palästinensischen Freischärler nach mutmaßlichen israelischen Agenten zu fahnden. Sein Einfluß wuchs ständig. Er konnte Leute für Kommandoaktionen nach Israel aussuchen und hatte bald weitgehende Kontrolle über die Ausbildungslager selbst.
    Sein »nom de guerre« war jetzt Abu Hassan. Als die konkurrierende PFLP des Georges Habash die Guerilla-Aktivitäten weltweit ausdehnte, Anschläge auf israelische Einrichtungen unternahm und Flugzeuge entführte, wurde innerhalb der El Fatah ebenfalls eine besondere Einheit für auswärtige Operationen aufgebaut. Es war eine kleine Gruppe aus wenigen ausgesuchten Personen, die später unter dem Namen »Schwarzer September« agierte. Planungschef wurde Abu Hassan. Über Jahre wurde er vom israelischen Geheimdienst Mossad gejagt. Er galt als der meistgesuchte Terrorist der Welt.
    Die Isarelis nannten ihn »der rote Prinz«. 1979 wurde er von der Mossad in seinem Auto in die Luft gesprengt, neun Jahre nachdem die Baader-Meinhof-Gruppe ihn in Jordanien getroffen hatte. Aber schon damals, 1970 , gehörte er zu den wichtigsten Figuren der El Fatah. Die Deutschen ahnten davon nichts.

4. Krach im Lager
    Von Zeit zu Zeit konnten die mit leichten Waffen ausgerüsteten Fedayin und ihre deutschen Gäste israelische Kampfflugzeuge am Himmel kreisen sehen. Wenige Kilometer vom Camp entfernt wurden jordanische Truppen zusammengezogen. Krieg lag in der Luft. Tatsächlich begann, wenige Wochen nachdem die Deutschen das Land wieder verlassen hatten, der Kampf jordanischer Truppen gegen die Fatah. Im Camp in der Nähe Ammans gab es kaum Überlebende. Auch der algerische Kommandant Achmed fiel.
     
    Zuvor, im Juni und Juli, spielten sich im Camp Szenen ab, die nichts mit der Realität des Landes zu tun hatten. Die bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Berlin hatte die unterschiedlichsten politischen Meinungen mitgebracht.
    Allen gemeinsam waren das dumpfe Gefühl einer Niederlage der großen Protestbewegung und eine vage Hoffnung, durch exemplarische Aktionen die verlorengegangene Einheit, die es in Wirklichkeit nie gegeben hatte, wiederherzustellen. Die öffentliche Reaktion auf die Baader-Befreiung hatte die daran Beteiligten in eine Hochstimmung versetzt. Die Akteure fühlten sich als Avantgarde auch im fernen Jordanien.
    Zu Beginn der Ausbildung wurde Munition in jeder gewünschten Menge zur Verfügung gestellt. Doch bald merkten die Ausbilder, daß das sinnlose Geballer der Deutschen ihnen Ärger mit den eigenen Leuten einbrachte, die zum sparsamen Verbrauch von Munition angehalten wurden.
    So wurden den Gästen pro Tag und Person nur noch zehn Patronen zugebilligt. Baader sah darin eine Benachteiligung seiner Stadtguerilla durch die palästinensische Landguerilla und brach einen lautstarken Streit mit dem Kommandanten vom Zaun, dem er mit einem Ausbildungsstreik drohte. Der Kommandant war zunächst sprachlos, dann aber fest entschlossen, von seiner Befehlsgewalt im Lager Gebrauch zu machen. Es blieb bei zehn Patronen pro Tag. Am nächsten Morgen weigerten sich die Gäste, zu ihrer Ausbildung anzutreten, und Baader verlangte, mit Abu Hassan gleichberechtigt von Partisanenchef zu Partisanenchef zu verhandeln.
    Doch die Berliner hatten den Einfluß des drahtigen kleinen Lagerkommandanten unterschätzt. Vom Algerienkrieg angefangen, hatte er sich in fast allen kriegerischen Auseinandersetzungen im arabischen

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