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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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über die hätte er ja selbst gerne mehr gewusst.
    »Ich weiß weder etwas von einer fehlenden Tafel noch etwas über die Knochen.«
    Henry Marvin hob die Hand.
    Das Warzengesicht verstellte mit einer kleinen Handbewegung die Düse. Der Wasserstrahl traf Chris diesmal am linken Schlüsselbein. Der komprimierte Strahl war auf die kurze Distanz ungeheuerlich. Halb ohnmächtig durch den stechenden Schmerz ging Chris zu Boden.
    »Hört endlich auf mit dem Scheiß!«, brüllte er. Die Stichflamme aus Hass machte ihn wieder wach. »Ich weiß nichts. Nichts!« Trotz seiner Schmerzen sprang er auf und bewegte sich auf Marvin zu.
    Das Warzengesicht hob die Hand ein klein wenig nach oben. Instinktiv machte sich Chris kleiner und nahm den Kopf nach unten.
    Der Strahl rasierte wie ein Streifschuss über seine Kopfhaut. Chris ließ sich fallen, als der Strahl nach unten wanderte.
    Der Schlag am Hinterkopf war das Letzte, was erwahrnahm.
    Auf dem Boden liegend, kam er wieder zu sich. Für Sekunden wusste er nicht, wo er war, dann hörte er Pontis Stimme.
    »Er weiß nichts. Vielleicht kann ich Ihnen sagen, was Sie wissen wollen. Aber das gibt es nicht umsonst. Ich bin zu einem kleinen Handel bereit. Sie auch?«
    »Für einen Handel bin ich immer zu haben.« Der Verleger lachte höhnisch auf. »Insbesondere dann, wenn ich die besseren Karten habe. Was hast du zu bieten?«
    »Forster war sehr verschwiegen. Aber ich weiß einiges.«
    »Sag es.«
    »Wir wollen doch einen Handel machen. Dazu gehört eine angemessene Verhandlungsatmosphäre.« Ponti grinste frech.
    Marvin schnaufte verächtlich.
    Chris lag immer noch auf dem Boden, als Ponti grinsend aus der Zelle humpelte und dabei sagte: »Es sind tatsächlich dreizehn Tafeln.«

    Alles verfloss zu einem verschwommenen Grau ohne Konturen. Chris roch Nässe, und weiter vorn nahe dem Gitter glitzerten die Wasserlachen im Schein der Gangbeleuchtung.
    Er lag an der Wand und war bis auf die Unterhose nackt. Seine Kleidung lag eine Armlänge entfernt. Er hatte sie ausgewrungen und das kalte Wasser herausgepresst.
    Sein Körper zitterte vor Kälte, und zunächst glaubte er, die Stimmen wären reine Einbildung. Aber dann sah Chris vorn an der Zellentür die Konturen von drei Personen.
    »Rein da!«
    Sie gaben Ponti einen Stoß in den Rücken, und der Italiener stolperte in die Zelle, stürzte und fiel mit dem Gesicht genau in eine der Wasserlachen. »Scheiße! Was soll das?«, schrie Ponti.
    Das Warzengesicht trat in die Zelle und wartete, bis Ponti auf die Knie kam. Dann verpasste er ihm einen wuchtigen Fußtritt in die Seite. Wieder stürzte Ponti und blieb liegen, bis der Mann die Zelle verließ.
    Stöhnend kroch er zur Wand. Eine ganze Weile schwiegen sie.
    »Hast du deinen Deal gemacht?«
    Ponti antwortete nicht und pulte mit den Fingern kleine Mörtelstücke aus der Wand.
    »Wenn die trockene Kleidung alles war, was du bei dem Deal herausgeholt hast, dann ist das mager. Obwohl ich dich um deine Klamotten beneide.«
    Ponti trug einen Trainingsanzug, der durch den Sturz oben am Hals feucht geworden war.
    »Er ist eine Sau. Eine fanatische Sau!«
    Jetzt schwieg Chris.
    »Aber wir haben einen Handel gemacht.« Ponti kicherte triumphierend.
    »Und warum bist du dann wieder hier?«
    »Er traut mir nicht. – Will ein paar Dinge überprüfen, die ich ihm erzählt habe. Ob sie stimmen. – Würde ich auch so machen. Und du doch auch!«
    »Was hast du ihm erzählt?« Chris’ Muskeln zitterten unkontrolliert, seine Zähne schlugen aufeinander.
    »Alles! Ich habe keine Lust auf irgendwelche Quälereien. Dafür wurde ich zu schlecht bezahlt.«
    »Und nun? Wo er alles weiß, was du weißt?«
    »Abwarten.«
    Wieder schwiegen sie minutenlang.
    »Du hast ihm nicht alles erzählt…«
    Ponti knurrte mürrisch.
    »Du hast vorhin gerufen, es gäbe eine dreizehnte Tafel.«
    Ponti schwieg, dann plötzlich flüsterte er mit rauer Stimme: »Ich wollte die Tafeln verkaufen. Und die Knochen. Einfach alles. Ich wollte Geld machen, mich absetzen, dem Arsch Forster noch eins auswischen für die Demütigungen und Erniedrigungen in all den Jahren. Er war ein Schwein… oder hast du geglaubt, er sei ein Samariter gewesen? So wie er dich benutzt
    hat, hat er mich die ganzen Jahre benutzt für seine Sauereien. So war er!«
    Chris erinnerte sich an den hasserfüllten Blick, den er in der Toskana in Pontis Augen gesehen hatte.
    »Aber dann bist du mir in die Quere gekommen.«
    »Ich?«
    »Ja – du.« Ponti schnaufte.

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