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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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plötzlich etwas. Santerre griff seinen Feldstecher und sah durch eine andere Mauerscharte nach unten.
    Der Mann, der auf dem großen Vorplatz des Chateaus aufgetaucht war, war untersetzt, kräftig und trug einen fast weißen Umhang. Nach Lavalles Beschreibung musste es dieser Henry Marvin sein.
    Zwei weitere Männer traten neben Marvin. Sie schienen zu warten, doch worauf? Plötzlich brachen an verschiedenen Stellen Hunde aus dem Unterholz.
    Santerre lief ein Schauer über den Rücken. Er sah die muskelbepackten Körper der Tiere, von denen nach seiner Schätzung keines unter vierzig Kilogramm wiegen konnte. Die Zungen hingen aus den halb geöffneten Mäulern, als sie in einem atemberaubenden Tempo auf die drei Männer zurasten.
    Santerre zählte sieben Hunde. Kein Laut war von ihnen zu hören, während rundherum morgendlicher Vogelgesang die Luft erfüllte.
    Santerre wartete auf den Absprung der Tiere, sah bereits die gespannten Hinterläufe, die in einer schnellen und spannungsgeladenen Bewegung die Leiber in die Luft hoben. Doch die Hunde stoppten abrupt vor den Männern und setzten sich auf ihre Hinterläufe.
    Marvin ging die Reihe der Tiere ab und deutete auf zwei Hunde, die einer der Männer an die Leine nahm. Der dritte Mann lief mit den anderen Tieren in Richtung Chateau.
    »Unsere Chance – sie sperren die Monster weg«, murmelte Santerre. Er sah auf seine Uhr. Kurz vor fünf.
    »Aber was wird das?«, fragte Faivre.
    Marvin lief mit den zwei Hunden genau auf die Kirche zu.

    Der Hund reckte den Kopf, nahm eine Witterung auf. Dann setzte sich das Tier in Bewegung, schritt regelrecht bis zur Mitte der Grube und blieb dort stehen. Die Pfoten zeichneten die ersten Spuren im Sand der Grube.
    Chris erschauderte.
    Das Tier hatte eine Widerristhöhe von gut einem drei viertel Meter, das bleigraue Fellhaar war kurz und wirkte rau und hart. Der Kopf war groß und massig, und die Haut warf mächtige Runzeln und Falten. Die kleinen, dreieckigen Ohren lagen an den Wangen an. Chris schätzte das Gewicht des Tiers auf gut siebzig Kilogramm.
    »Ein Mastino Napoletano«, sagte Marvin, der Chris’ Reaktion genau beobachtete, mit tiefer Zufriedenheit. »Schon Alexander der Große und Cäsar hatten ihre gefürchteten Molosser-Hunde, die in die Reihen ihrer Gegner einfielen und Angst und Schrecken verbreiteten. Das ist einer der Nachfahren jener Tiere. Und der da auch.«
    Chris sah den zweiten Hund, der langsam in die Mitte der Grube stolzierte. Alles an dem Tier war Kraft und Geschmeidigkeit. Der zweite Hund schien noch mehr Gewicht zu haben, war noch höher im Rist, hatte einen breiten Brustkorb und am ganzen Körper eine plastische Muskelausprägung. Der gewaltige breite Schädel wirkte durch die im stumpfen Winkel von der Nasenscheidewand abgehenden Lefzen quadratisch. Das Fell hatte einen Farbton, der dem des Sandes glich.
    »Ein Mastiff«, sagte Marvin stolz.
    Die beiden Tiere standen lautlos da, starrten reglos und mit erhobenen Köpfen nach oben.
    »Was soll das?«, rief Chris wütend.
    Marvin lächelte überlegen und ging zwei Schritte bis zu einem der Steinhaufen. Er nahm einen Stein und wog ihn abschätzend in der Hand.
    »Ich werde heute zum Präfekten der
Prätorianer
gewählt. Und ab morgen werden die
Prätorianer
den Kampf gegen die Ungläubigen mit einer bisher nie da gewesenen Konsequenz vorantreiben. Auf der einen Seite steht unsere öffentliche Kampagne, mit der wir Gottes Wort durch Reden und mit Argumenten das nötige Gehör verschaffen werden. Aber das ist nur der
    Anfang. Die zu allem Entschlossenen unter uns werden dafür sorgen, den gerechten Zorn Gottes wider die Gotteslästerung in die Welt zu tragen.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Chris.
    »Es gibt Menschen, bei denen ist jedes Wort eine Gotteslästerung.
›Jeder, der den Herrn lästert, hat sein Leben verwirkt und muss von der ganzen Gemeinde gesteinigt werden. Das gilt nicht nur für euch selbst, sondern auch für jeden Fremden, der bei euch lebt.‹
Drittes Buch Mose, Kapitel 24, Vers 16.«
    Chris starrte auf die Steinhaufen am Rande der Grube und begriff.
    »Sie wollen…«
    Marvin nickte ernst. »Ja, die Auserwählten der
Prätorianer
werden Gotteslästerer ihrer gerechten Strafe zuführen. So, wie die Bibel es vorschreibt.«
    »Sie spinnen.«
    »
›Amen, ich sage euch: Solange diese Welt besteht, wird kein Punkt und kein Komma vom Gesetz abgeschafft.‹
Matthäus, Kapitel 5, Vers 18.«
    »Mich auch? Sie wollen mich steinigen? Bin ich

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