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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Nachtfernglas an der Turmwand und starrte durch eine schmale Mauerscharte nach draußen.
    Eine massige Wärmequelle zeigte sich in seiner grünlichen Fernglasauflösung.
    Die Wärmequelle war vierbeinig und blieb plötzlich stehen. Der riesige Körper erstarrte, und der massige, gesenkte Kopf schien mit dem Boden zu verschmelzen. Dann hob sich der Kopf vom Boden, und das Tier witterte mit gestrecktem Hals in den Wind.
    Das Zittern in der Flanke jagte Faivre einen Schauer über den Rücken. Pure Muskeln. Das war eine siebzig Kilogramm Kampfmaschine, und ihr mächtiger Kiefer würde jeden Knochen zermalmen können.
    Das Tier hatte ihre Witterung aufgenommen und würde sie nicht verlieren. Den Kopf am Boden, folgte der Hund genau ihrer Spur.

Kapitel 33
    Fontainebleau
Dienstagmorgen
    Sie kamen kurz nach fünf und pressten Chris’ Gesicht auf den Boden. Der Druck der schwieligen Hände am Hinterkopf weckte ihn auf.
    Seine Lippen berührten den rissigen Steinboden, und er schmeckte Staub auf der Zunge. Er hatte seine Kleidung wieder an, die durch die Körperwärme fast vollständig getrocknet war. Das kalte Metall der Handschellen legte sich wie ein Eisarmband um seine Handgelenke.
    Die schwieligen Hände zerrten ihn an den Haaren nach oben. Chris schwankte, dann traf ihn ein Stoß in den Rücken. Mit wackeligen Schritten stolperte er zum Zellenausgang. Ein trockener, dunkler Fleck erinnerte an die Stelle, wo Ponti hingerichtet worden war.
    Vor ihm ging Feuerkopf, das Warzengesicht und Barry hinter ihm. Sie führten ihn in den Hauptgang hinaus und folgten dort einem nach unten führenden Felsgang. Nach gut hundert Schritten standen sie vor einer Stahltür. An der Decke sah Chris eine kleine Kameralinse.
    Sie betraten einen Vorraum, der sich nach wenigen Schritten zu einem weiten, unterirdischen Saal öffnete.
    Der Saal war gut vier Meter hoch; das andere Ende wurde von undurchdringlicher Dunkelheit verschluckt. Die Schwärze begann wenige Schritte hinter einer Reihe von Kerzenständern mit Dutzenden brennender Kerzen. Düstere Schattenspiele tanzten im Saal davor über den nackten Fels der Wände. An der rechten
    Seite erkannte Chris Nischen, die im Schattenspiel wie Höhleneingänge wirkten. Sarkophage, dachte er, als er bei nochmaligem Hinsehen schemenhafte Umrisse in den grau-düsteren Nischen entdeckte.
    Die Kerzen auf der anderen Saalseite flackerten, als von irgendwo aus dem Dunkel ein Luftzug heranstrich.
    Schwere Orgeltöne waberten wie Gewittergrollen durch den Saal, und grelle Lichtbündel aus Deckenflutern tauchten plötzlich im vorderen Teil ein Rechteck im Boden in hartes Licht.
    Wir sind unter der Kirche, dachte Chris und starrte irritiert auf die grell ausgeleuchtete Fläche.
    Ein Stoß in den Rücken trieb ihn vorwärts. Um die helle Fläche herum standen in regelmäßigen Abständen Stühle. Dazwischen waren kniehohe Haufen aus Steinen aufgeschichtet. Die Steine hatten die Größe von Tennisbällen.
    Das Rechteck lag einige Zentimeter tiefer als der restliche Boden und hob sich durch seine völlig ebene und schneeweiße Oberfläche vom felsigen Grund des Saales ab.
    Chris schätzte das Rechteck auf fünf mal zehn Meter. In der Mitte verlief eine Querfuge. Von ihm aus gesehen war jenseits der Fuge im hinteren Teil der Platte ein langes und schmales Kreuz in die Oberfläche eingearbeitet.
    Chris dachte an ein überdimensioniertes Grab und überlegte noch, ob das Material glatt geschliffener Stein oder Kunststoff war, da trat plötzlich aus der Dunkelheit eine Gestalt zwischen die Reihe der Kerzenständer.
    Die Orgeltöne brachen ab.
    Auf Henry Marvins cremeweißem Chormantel tanzten Lichtreflexe. Die den Stoff durchziehenden Goldfäden glitzerten im Licht der Kerzen, und einzelne Lichtpunkte verglühten im Halbdunkel wie Sternschnuppen.
    Chris dachte an Engelsgewänder, die er in seiner Kindheit auf Bildern gesehen hatte. Aber die blutroten Stickereien auf Marvins Mantel zerstörten das Bild.
    »Haben Sie schon gebetet?«, fragte Henry Marvin und starrte seinen Gefangenen an. »Die Matutina – das erste Morgengebet. Haben Sie schon gebetet?«, fragte Marvin erneut, da Chris nicht reagierte.
    Chris schüttelte den Kopf.
    »Ich gebe Ihnen fünf Minuten, zu Gott zu beten und Ihren schweren Tag in Demut und Ehrfurcht vor dem Herrn zu beginnen.«
    »Ist das so wichtig?« Chris hatte seit seiner Jugend nicht mehr gebetet.
    »Für mich schon!«, sagte Henry Marvin plötzlich mit donnernder Stimme. »Man muss

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