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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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das Tor hinter ihm wieder schloss. Die beiden Hunde blieben starr sitzen, reckten nicht einmal die Köpfe.
    »Zeigen Sie mir, ob Sie ein guter Hirte sind, Zarrenthin. Dann lasse ich Sie laufen. Aber nur dann…«
    Marvin wandte sich ab. Als er sich wieder zur Grube drehte, hielt er einen Stab in der Hand, den er in die Grube warf.

    Chris hob den Stab auf. Er war gerade und seltsam glatt. Ganz besonders oben, kurz bevor die Krümmung begann. Das Holz war knochentrocken und von Licht und Regen dunkelgrau eingefärbt.
    Die Rundung oben am Stab endete in einem Haken, der sich gut um die Hinterbeine der Tiere legen würde. Das untere Ende lief in einer Metallspitze aus. Chris stellte den Hirtenstab in den Sand. Er reichte ihm fast bis auf Stirnhöhe.
    Das Schaf blökte und drängte sich dicht an die Längswand gegenüber. Plötzlich jagte der Mastino mit wenigen Sprüngen und weit geöffnetem Maul zur Seite.
    Der mächtige Körper krachte mit seinen gut siebzig Kilogramm gegen das Schaf. Der massige Nacken des Hundes versteifte sich, und unter seinem bleigrauen Körper verschwand der zappelnde Schafskörper. Es knirschte, dann erschlaffte das Schaf in den Lefzen des Ungeheuers.
    »Sie beschützen Ihre Herde nicht. Sie sind ein schlechter Hirte.«
    Marvin stand am Rand der Grube, eine Hundepfeife im Mund. Er bleckte die Zähne und sah mit funkelnden Augen zu den Tieren. Marvin pfiff erneut, und der Mastino ließ augenblicklich von dem Schaf ab.
    »Zarrenthin, was wissen Sie über die Knochen? Warum will der Papst sie haben? Welches Geheimnis ist mit ihnen verbunden?«
    »Fragen Sie den Papst!«
    Marvin bewegte die Lippen.
    Der Mastiff sprang aus seiner sitzenden Stellung heraus los. Die plastische Muskelzeichnung unter dem sandfarbenen Fell zuckte. Chris hechtete zur Seite und stieß dabei den Hirtenstab mit der metallenen Spitze in Richtung des Tieres.
    Das schnappende Maul des Mastiffs verfehlte ihn nur um Zentimeter. Aber auch sein Stoß war ungenau. Die Metallspitze glitt an den harten Beinmuskeln des Tieres ab wie an einer Panzerung. Das Tier landete im Sand, drehte sich und setzte zum nächsten Sprung an, stoppte dann jedoch in der Bewegung und hockte sich auf die Hinterläufe.
    »Beim nächsten Mal sind Sie dran«, grunzte Marvin, der mit einem Pfiff den erneuten Angriff des Mastiffs verhindert hatte.
    »Ich weiß nichts!«, brüllte Chris und stieß den Stab rechts neben sich in den Sand.
    »Seien Sie Ihr eigener Hirte!«
    Marvin spitzte die Lippen, setzte die Hundepfeife an und trieb das Tier mit dem für das menschliche Ohr unhörbaren Pfiff zum nächsten Angriff.
    Der Mastiff sprang los.
    Lautlos.
    Chris bewegte sich im gleichen Moment zur Seite und nach vorn, ging dabei in die Hocke und zog den Stab mit dem ausgestreckten Arm nach vorn und unten.
    Die Metallspitze zeigte auf die Brust des mächtigen Tieres, das seine Richtung im Sprung nicht mehr ändern konnte.
    Die Spitze traf auf den Brustkorb. Chris’ Arm vibrierte unter der Spannung der aufeinanderprallenden Widerstände. Er ließ den Stab los und warf sich zur Seite.
    Der Stab bog sich, dann fand die metallene Spitze ihren Weg in das Fleisch, und die Spannung trieb den Stab in die Brust des Tieres, bis er unter dem Druck des massigen Körpers zersplitterte.
    Mit weit aufgerissenem Maul segelte der Mastiff dicht an Chris vorbei. Er spürte das raue Tierhaar am Arm, dann fiel er in den Sand. Der Tierkörper krachte neben ihn und blieb liegen. Dann zerfetzten Krallen sein Hemd, gruben sich in seine Schultern. Der Mastino mit dem bleigrauen Fell war über ihm. Das Maul des Tieres war weit aufgerissen. Die Zahnreihen glänzten wie Elfenbein. Irgendwo im Gehirn unterbrach der Schock die Reizüberflutung.
    Wie aus der Ferne sah er die Hautrunzeln des massigen Kopfes. Dann raste das aufgerissene Maul mit den mächtigen Hauern auf seinen gestreckten Kehlkopf zu.

    »Eingreifen! Schnell! Eingreifen! Unter der Kirche! Wir greifen an!«
    Jean Santerre und Victor Faivre eilten die Stufen im Glockenturm hinunter, während Chefinspektor Cambray über die installierten Minikameras das Geschehen beobachtete.
    Sie erreichten den Zugang zur Kirche. Am Ende des Hauptschiffs flackerten Kerzen, und laute Orgeltöne erfüllten das Kirchenschiff. Sie hetzten weiter nach unten. Gebückt sprangen sie über die letzten Stufen, gingen am Ende der Steintreppe in die Hocke.
    Vor ihnen lag der unterirdische Saal. Vier Männer standen um die hell erleuchtete Grube herum. Ein Mann mit

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