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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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am Ende werden Sie in einem Schuppen mitten im Wald herauskommen. Lassen Sie uns gemeinsam verschwinden…«
    »Wieso sollte ich Ihnen helfen?«
    »Auch wenn Sie es noch nicht erkennen: Sie sind Gottes Werkzeug! Wie ich auch!« Marvin war todernst. »Er bestimmt unsere Wege. Deshalb.« Der Verleger legte ruhig das letzte Blatt in seine Mappe, verschloss sie und drehte sich zu Chris herum. »Verstehen Sie das nicht? Er bestimmt unsere Wege!«
    »Gehen Sie mir aus dem Weg! Ich habe die Waffe – nicht Sie.«
    »Glauben Sie, das macht mir Angst?« Marvins Augen funkelten wütend. »Ich habe im Vietnam-Krieg den Vietcong in seinem Höhlensystem bekämpft. Gott war es, der mich in diesen mit Fallen gespickten Erdröhren überleben ließ. Glauben Sie wirklich, eine Pistole macht mir Angst? Sie zittern ja!«
    Marvin stapfte auf Chris zu.
    »Ich werde verschwinden, und Sie verrecken hier – Sie werden für Ihre Sünden büßen!« Chris hob die Waffe.
    »Sie kennen Gott nicht. Selbst wenn ich gesündigt hätte:
    ›Denn in seiner Güte sagt der Herr: Ich will nicht den Tod des Sünders
…‹« Marvin lachte wiehernd auf. »Zarrenthin, wissen Sie, wer das sagt? Nein? Der heilige Benedikt.« Marvin lachte erneut. »Wir können Gottes Willen nicht entgehen. Unser beider Schicksal ist fest miteinander verknüpft - das haben Sie doch begriffen…«
    Chris’ Hand fuhr nach oben, und der Knauf der Pistole traf den heranstürmenden Prätorianer an der Schläfe.
    Marvin ächzte. »Zarrenthin, auch Sie entkommen Gottes Willen nicht.« Er sackte in sich zusammen. »Es ist noch nicht zu Ende…«

Kapitel 35
    Ile St. Honorat
Dienstag
    Es war fünf Uhr, als Dufour mit Schüttelfrost aufstand und ruhelos durch sein kleines Haus nahe Valbonne schlich, sich schließlich wusch und dann in seine Kleider schlüpfte. Er fuhr nach Cannes, wanderte einsam am Strand entlang und kauerte vor den auslaufenden Wellen im Sand, bis er um neun Uhr die erste Fähre nehmen konnte.
    Auf der Ile St. Honorat lief er mal zögernd, dann wieder mit eiligen Schritten den leicht ansteigenden Weg an Weinbergen vorbei zur Abbaye de Lerins und trat am Klostereingang in den kleinen Empfangsraum. Die letzte weltliche Bastion war eine ältere Frau hinter einem mächtigen und dunkel gebeizten Tresen.
    Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Bruder Hieronymus den Raum betrat. »Die Sünder sind früh unterwegs.«
    »Ich brauche Rat! Wenn wir allein…«
    »Hast du wieder gesündigt?« Hieronymus sah den flehenden Blick des Wissenschaftlers. Jacques Dufour verkrampfte die Hände und hob sie in einer bittenden Geste, bis Hieronymus missmutig nickte.
    Sie traten hinaus in das helle Licht. Hieronymus ging in Richtung der Kirche; Dufour trottete wortlos hinter ihm her und achtete nicht auf die Blütenpracht des Blauregens, der zu ihrer Linken an Holzstützen und Dachüberständen wucherte. Eine sanfte Meeresbrise spielte in den Blättern zweier mächtiger Palmen unmittelbar vor dem Kirchenportal. Sie betraten die Kirche, und erhabene Stille empfing sie.
    Das Innere des neuromanischen Kirchenbaus war im klaren und asketischen Baustil der Zisterzienser gehalten und wirkte auf Dufour beruhigend. Wände und Decken wurden von einem hellen und schmucklosen Grau beherrscht, das die schmerzenden Augen entspannte und seine wirbelnden Gedanken beruhigte.
    In der Mitte des Kirchenschiffs trennte eine quer verlaufende Balustrade aus dunklem Holz die Welt; diesseits standen die Bankreihen für fehlgeleitete Sünder, wie Dufour einer war, und hinter der Balustrade begann mit dem unmittelbar anschließenden Chorgestühl die Welt der klaren Regeln und Botschaften, nach der sich Dufour im Augenblick so sehr sehnte. Vor dem Chorgestühl lag eine Laufzone, an die sich nach Osten hin der Altarbereich anschloss.
    Hieronymus ging bis zur Balustrade, kniete nieder und bekreuzigte sich. Dufour tat es dem Mönch nach und setzte sich neben Hieronymus in die Bankreihe.
    »Sprich und bedenke, dass meine Brüder mich in den Weinbergen vermissen«, murmelte Hieronymus und starrte forschend in das kalkweiße Gesicht des Wissenschaftlers. »Und denke daran, dies ist kein Beichtstuhl.«
    Dufour starrte auf das längliche und schmal wirkende Holzkreuz in der Apsis. Die Lichtkegel aus zwei an Säulen angebrachten Strahlern waren punktgenau auf das Kreuz gerichtet. Sie hoben den gekreuzigten Christus wie einen Star von der hellgrauen Wand ab. Dann begann er zu sprechen.
    Mit jedem Wort befreite er sich von der

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