Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
St. Benoît-sur-Loire, um in der dortigen Basilika des heiligen Benedikts zu gedenken, dessen Gebeine dort in einem metallenen Schrein ruhten. Das war die offizielle Version.
    Tatsächlich ging es um den Kuhhandel mit Henry Marvin, der diese entsetzlichen Antiken an den Papst übergeben wollte. Aber daraus würde anscheinend nichts mehr werden, und Tizzani kannte jetzt auch den Grund, warum er Marvin telefonisch nicht erreicht hatte.
    »Wir sind beim Sturm mit einem gepanzerten Fahrzeug durch das Haupttor gefahren. Aber da war eine halbe Armee, die sich uns in den Weg gestellt hat. Im Chateau haben wir eine illustre Gästeschar aufgescheucht. Honoratioren aus den verschiedensten Teilen der Welt. Beachtlich. Ein paar Priester waren auch darunter, aber von Marvin keine Spur.« Paul Cambray reagierte
    gereizt, und seine riesige Knollennase zuckte immer wieder nervös.
    Schwarze Panther, dachte Tizzani verächtlich. Er starrte auf das Emblem an Cambrays Brust und seufzte innerlich. Irgendeine polizeiliche Sondereinheit mit einem Chef, der seinen Zenit wohl überschritten hatte. Fehlt noch, dass sie von mir wissen wollen, was ich darüber weiß.
    Der Gedanke beunruhigte Tizzani immer mehr. Er sah ungeduldig zu Elgidio Calvi, dem kräftigen, über eins neunzig großen Personenschützer des Papstes, der ihn begleitete. Calvi gehörte zur kleinen Spezialeinheit innerhalb der
Corpo di Vigilanza
, die den Papst auf seinen Auslandsreisen schützte.
    »Wir sollten los!«, zischelte Tizzani.
    »Gleich!«, knurrte Calvi nur. »Oder wissen Sie schon, was Sie erfahren wollen?«
    Tizzani schwieg. Calvi hatte recht. Wieder mit leeren Händen vor den Papst zu treten würde kaum karrierefördernd sein.
    »Was war der Auslöser für den Angriff?«, fragte Trotignon.
    »Leben retten. Unter der Kirche gibt es Katakomben. Dieser Marvin war dabei, einen Menschen… ja… hinzurichten. Ich hatte im Kirchturm zwei Mann. Die haben dem armen Kerl sein grausiges Schicksal erspart. Aber da gibt es ein unterirdisches Tunnelsystem – so etwas habe ich noch nicht gesehen. Meine Leute finden immer noch Gänge…«
    »Und die Aufzeichnungen aus den Katakomben sind ohne Ton, sodass man nicht nachvollziehen kann, was gesprochen wurde?«
    »Leider kein Ton.« Cambray sah Tizzani bedauernd an.
    »Ich würde gern mit Thomas Brandau sprechen, diesem Priester aus Berlin«, murmelte Tizzani.
    »Brandau schweigt beharrlich.«
    »Sie sind Polizist«, erwiderte Tizzani. »Ich aber komme vom Heiligen Vater. Lassen Sie mich von Priester zu Priester mit ihm reden.«
    »Das geht nicht. Alle Gefangenen sind abtransportiert, entweder in Gefängniszellen oder in Krankenhäuser. Wenn Sie genügend Zeit haben, dann können wir hinfahren.« Chefinspektor Cambray hob bedauernd die Arme.
    Tizzani schüttelte den Kopf und senkte die Stimme zu einem leisen und sanften Murmeln. »Hat es… hat es Opfer gegeben?«
    »Es war eine richtige Schlacht. Wir hatten keine Vorstellung davon, dass dieser Orden eine Armee unterhält.«
    »Und dieser Lavalle kann auch nicht sagen, wo die Antiken sind, ob sie jemand mitgenommen hat? Er hat sie aber gesehen.«
    »Sagt er.« Cambray legte den Kopf schräg. »Haben diese Tafeln und Knochen eine besondere Bedeutung? Ich meine – wenn ein Gesandter des Papstes sich dafür interessiert…«
    »Wir sind nie hier gewesen«, sagte Trotignon anstelle von Tizzani scharf. »Sie wissen, was von Ihnen erwartet wird?« Trotignon musterte den Chef der Schwarzen Panther kalt.
    »Ein Schlag gegen eine Bande von Kunsträubern und Waffenhändlern, Dieben und Schwerstkriminellen… fällt Ihnen noch etwas ein?« Die Augen des Chefinspektors funkelten.
    »Das genügt.« Trotignon stand auf. »Es handelt sich um Reliquien der Kirche… also die innere Angelegenheit eines anderen Staates. Wir handeln nur… mit ausdrücklicher Unterstützung des Präsidenten.«
    »Reliquien?« Cambray dachte an Lavalles Aussage. »Sind sumerische Tontafeln Reliquien der katholischen Kirche?«

    Tizzani beeilte sich nach der kühlen Verabschiedung, schnell aus dem Kommandostand zu kommen.
    »Nicht sehr ergiebig«, murmelte er, als sie wieder in der Limousine saßen. Trotignon lenkte den Wagen langsam über den Waldweg zurück auf die befestigte Straße.
    »Sie können nicht ernsthaft etwas anderes erwartet haben«, entgegnete Trotignon. »Denen spukt die Ballerei noch im Kopf herum. Die müssen erst zu sich kommen.«
    Er bremste ab, dann endlich rollte der Wagen wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher