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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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gelangte, von dem auf der anderen Seite eine Treppe nach oben führte.
    Über ihm donnerte eine Männerstimme Befehle, schickte Leute nach draußen, wollte wissen, wie es an der Zufahrt aussah. Das Haupttor war, soweit Chris es verstanden hatte, durch ein gepanzertes Fahrzeug gerammt worden, gegen das auch die Maschinenwaffen der Verteidiger ohne Chance waren.
    Knatternde Feuerstöße kamen näher, entfernten sich kurz darauf, und immer wieder schrie die tiefe Stimme nach Marvin und Barry. Dann plötzlich war es still.
    Chris wartete eine halbe Minute und schlich dann nach oben.
    Offensichtlich befand er sich im Haupthaus. Von einem imposanten Eingangsbereich mit Kristalllüstern, Skulpturen und Marmorboden gingen Flure in beide Richtungen ab.
    Wo waren die Knochen? Die Tafeln?
    Marvin, das Arschloch!, kochte es in Chris. Sie gehören mir!
    Er eilte nach rechts und riss die Türen auf. Die Zimmer waren stilvoll und üppig mit Möbeln aus vergangenen Jahrhunderten eingerichtet. Er rannte den Flur auf der anderen Seite entlang, riss wieder die Türen auf, streunte auch hier durch die Zimmer.
    Wie viel Zeit blieb ihm noch? Sollte er auch die Zimmer im Obergeschoss durchsuchen? Wie wahrscheinlich war es, dass die Tafeln und die Knochen einfach so herumlagen?
    Hinter der nächsten Tür polterte es. Chris packte die Pistole fester, drückte mit der linken Hand die Klinke nach unten und stieß die Tür auf.
    Den kräftigen Rücken umspielte ein heller Chormantel. Marvin stand an einer Glasvitrine und ächzte vor lauter Ungeduld. Hastig riss er Pergamentseiten von kleinen Ständern und legte sie in eine gefütterte Mappe.
    »Sie erschüttert nichts, was?«
    Marvin fuhr herum und funkelte Chris an.
    »Zarrenthin! Sieh an! Meinen Sie etwa, ich zittere vor Angst? Glauben Sie vielleicht, ich wäre nicht vorbereitet?«
    Chris hörte kaum hin. Sein Blick fiel auf den Tisch an der Fensterfront. Die Tontafeln und Knochen lagen sauber aufgereiht auf einer dunklen, glatten Unterlage in einem silberfarbenen Metallkoffer, fertig zum Abtransport. Daneben lag eine Taschenlampe. Sein Rucksack lag auf dem Boden.
    Chris starrte Marvin an.
    »Gottes Wort!«, rief Marvin und packte weiter Seiten aus der Vitrine in die wattierte Mappe. »Sehen Sie das?« Marvin deutete auf die Regale. »Gottes Wort! Aufgezeichnet, in Ehren bewahrt. Abschriften aus den verschiedensten Jahrhunderten und den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Ein Schatz!«
    »Sie haben Nerven…«
    Marvins Augen funkelten fanatisch.
    »Gott ist mit mir! Wie in Vietnam. Dort hat er sich mir offenbart, hat mir mein Leben geschenkt, als ich wie eine Ratte die Erde durchwühlte.« Marvins Stimme war ein kaum hörbares Flüstern und transportierte eine unerschütterliche Ehrfurcht. »Glauben Sie, er wird mir jetzt seine Zuneigung entziehen, wo ich ihm diene? O nein, Zarrenthin! Er sieht mein Tun mit Wohlgefallen, versteht und schützt mich!«
    Chris schwieg. Marvin schien vollkommen überzeugt von seinen Worten.
    »Wissen Sie, was mir noch fehlt?« Marvin hatte den Zugang zum Innersten seiner Seele wieder geschlossen. Seine Stimme klang gelassen und abgeklärt wie zuvor. »Ich hätte zu gern ein Fragment aus der Geniza in der Synagoge von Kairo. Die Funde in der versteckten Ablagekammer dort reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück… Oder einen Rest der
Hexapla
, der sechsspaltigen griechischen Bibel mit ihren sechs Übersetzungen.«
    »In der Knastbücherei werden Sie wohl nur eine Standardübersetzung finden.«
    »Behindern Sie mich nicht, Sie Grünschnabel. Kommen Sie mit mir, und dienen Sie dem Herrn – oder verschwinden Sie.« Marvin packte weiter.
    »Sie spinnen!« Chris’ Blick glitt über die Regalwände. Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte er ein Regalteil, das wenige Zentimeter in den Raum ragte. Marvin richtete sich plötzlich auf. Sein Gesicht war starr. Chris ging hinüber zur Wand und zog. Das Regal schwang weiter in den Raum, und eine Treppe nach unten wurde sichtbar. »Wohin führt der Gang? Sie sind von dort gekommen?«
    »Das ist der Weg in die Freiheit, Zarrenthin.«
    Chris überlegte kurz, dann eilte er zum Tisch, hob den Rucksack vom Boden und legte ihn neben den Metallkoffer auf den Tisch. Er öffnete den Rucksack mit der linken Hand, die Waffe weiterhin auf Marvin gerichtet, und packte die Tontafeln und die Knochen hinein. Die Taschenlampe stopfte er in die Hosentasche.
    »Wohin führt der Gang? In die Hölle?«
    Marvin schwieg, dann kicherte er.
    ». . .

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