Der Babylon Code
öffnete.
Purcell und Thornten waren noch bewusstlos. Mattias lag links auf der Liege. Sein Körper war unter einer Decke verborgen, und mehrere Riemen fixierten den schmächtigen Körper.
Anna war unverkennbar Jasmins Schwester. Aber ihre Gesichtszüge waren schlaff, müde und zerfurcht. Sie ignorierte ihn. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Jungen, den sie unentwegt beobachtete.
»Sie kommen mit nach vorn«, sagte Chris zu Dufour, und seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Der Wissenschaftler quälte sich wortlos aus dem Heck.
Endlich lockerte sich das Seil an Chris’ Handgelenken. Als er frei war, löste er Jasmins Fesseln und verschnürte Zoe Purcells Hände. Jasmin befreite unterdessen Anna, und Chris band mit dem Strick Thornten die Hände auf den Rücken.
»Kann ich dich mit dem Kerl hier hinten allein lassen?«
»Das hast du doch eben schon getan.«
Er hielt ihr die Waffe hin.
»Für alle Fälle.«
»Ich kann damit nicht umgehen.« Jasmin schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht.«
»Und wenn sie Stunk machen?«
»Es muss einen anderen Weg geben.«
Chris sah Dufour forschend an. »Sie haben eine Chance. Helfen Sie mir?«
Dufour nickte unsicher.
Chris befreite Dufour von seiner Fesselung, und zusammen wuchteten sie die beiden ohnmächtigen Körper an die Rückwand der Fahrerkabine. Mit Dufours Strick legte Chris einen Achtknoten um die Hälse von Purcell und Thornten und hielt Jasmin die beiden Enden hin.
»Nur dran ziehen, und sie werden stranguliert. Das beendet jeden Widerstand.«
Chris wollte zur Fahrertür gehen, doch Jasmin hielt ihn zurück.
»Der Junge ist krank.« Jasmin deutete auf Mattias, der mit geschlossenen Augen auf der Liege lag und von Anna liebevoll gestreichelt wurde. »Sieh ihn dir an.«
»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Zur Gendarmeriestation oder ins nächste Krankenhaus fahren.«
Chris schwieg.
»Ich sehe dir an, dass du darüber ganz anders denkst, nicht wahr?«
»Jasmin, hier läuft ein großes Ding. Ich habe dir noch längst nicht alles erzählen können, was in Fontainebleau passiert ist…«
»Fahr zur Gendarmerie!«
»Jasmin, das…«
»Du hast doch nur deine Scheißtafeln im Kopf!«, schrie sie plötzlich. »Du starrst doch die ganze Zeit auf den Koffer mit den Proben! Dir geht es nur ums Geld. Du glaubst immer noch, etwas rausschlagen zu können!«
»Jasmin, das ist schon lange nicht mehr der Grund«, murmelte Chris.
»Ach nein? Ich will dir mal etwas sagen: Als wir uns das erste Mal trafen, hat es bei mir ›Klick‹ gemacht. Der könnte es sein, sagte jede Faser meines Körpers… Verstehst du? Und dieses Gefühl hat dich in den letzten Tagen immer wieder in Schutz genommen, wenn mein Verstand sich meldete. Der sagt nämlich, dass du und deine blöden Knochen uns in diese Lage gebracht haben!«
»Jasmin, glaub mir oder glaub mir nicht. Ich habe Geldprobleme – ja. Und ich wollte Kohle machen – ja. Aber ich bin auch ein sturer Hund, der es nicht verträgt, wenn man ihm an die Wäsche geht. Dir, Anna und dem Jungen übrigens auch. Ich will wissen, was und wer dahintersteckt. Ich muss es ganz einfach wissen! Die Vermutung, die ich habe, lässt mir keine Ruhe!«
»Trotzdem.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Mattias geht vor. Wenn du jetzt immer noch den Verrückten spielst, dann…«
»Mattias wird nichts passieren… Sie sind doch der Arzt, der den Jungen betreut«, wandte sich Chris plötzlich an Dufour, der wartend neben ihnen stand. »Wie steht es um ihn?«
»Er ist schwer krank. Leberschaden«, antwortete Dufour mechanisch.
»Muss er sofort in ein Krankenhaus?«
»Das ist sicherlich das Beste.«
»Und wenn nicht – stirbt er dann?«
Dufour zögerte. »Er wird nicht in den nächsten Stunden oder Tagen sterben. Nein, das nicht.«
Jasmins Augen sprühten Blitze, als sie Chris ansah.
Anna wandte sich plötzlich an Jasmin und sagte nur einen kurzen Satz auf Schwedisch.
Jasmin stutzte und nickte dann gequält. Im nächsten Moment füllten sich ihre Augen mit Tränen. Anna wusste es ja noch nicht. Jasmin packte Dufour am Arm.
»Meine Schwester versteht nicht, warum Mattias nicht an der vorgesehenen Testreihe teilnehmen konnte. Sagen Sie es ihr!«
Dufour sah unsicher zu Anna, und sein mitleidiger Blick ruhte auf Mattias, ehe er antwortete.
»Die ursprünglich vorgesehene Testreihe wird Mattias nicht helfen. Ein anderer Proband ist daran gestorben – und wir wissen nicht, warum.«
Sie verließen das Gelände von
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