Der Babylon Code
dem Leben. Er wollte sich von seiner Schuld freikaufen.«
»Dummes Gerede.« Thornten winkte ab. »Was wollen Sie von Jacques Dufour?«
»Jacques wurde eine große Prüfung auferlegt. Der Herr hat ihn auserwählt, seinen Willen zu vollziehen und die unseligen Experimente zu beenden.«
»Sie sprechen in Rätseln.« Folsom lachte. »Wir haben nach dem Unfall alle Tests eingestellt, bis wir die Hintergründe kennen. Der gute Dufour muss da keine ›Prüfung‹ auf sich nehmen.«
»Wovon redet er?« Thornten starrte zu Folsom.
Folsom verzog das Gesicht, zögerte, ehe er mit verbissenem Mund antwortete. »Von der Telomerasetestreihe, bei der dieser Gelfort gestorben ist. Das hier ist der Priester, den Dufour gerufen hatte, um Gelfort die Beichte abzunehmen. – Es geschah ohne mein Wissen!«, schob er nach, da Thornten wütend losschnaufte.
Die Augen des Mönchs funkelten.
Jasmin schwieg und gab mit keiner Regung zu erkennen, dass sie die Zusammenhänge seit dem belauschten Gesprächkannte.
Chris folgte aufmerksam der Streiterei und überlegte einen Moment, ehe ihm das richtige Wort für den Gesichtsausdruck des Mönches einfiel: Triumph.
»Ich glaube, davon redet er nicht«, entfuhr es Thornten.
»Dann kann er doch nur…«
Folsom brach ab, denn Sullivans Handy klingelte erneut. Der Sicherheitschef nahm das Gespräch entgegen. Schlagartig wurde er kreidebleich.
»Schnell… im Labor… das war Sparrow… Dufour… er vernichtet alles… die Proben! Ein Gemetzel!«
Chris rannte im Pulk mit. Er blieb dicht neben Jasmin, die seine Hand hielt und ihn immer wieder verzweifelt ansah.
Im Labor lagen Ned Baker und Wayne Snider mit verrenkten Körpern auf dem Boden, der mit glitzernden Glassplittern übersät war. Sparrow stand mit gezogener Pistole im Raum und bedrohte Dufour, der mit Plastikschalen in den Händen zitternd vor einem Kühlschrank stand.
Thornten begriff sofort, was passiert war, und brüllte los. Seine wüsten Beschimpfungen prasselten wie ein Steinhagel auf Sparrow und Dufour. In sein Toben mischte sich die giftende Stimme von Zoe Purcell.
»Was hat der Mann in der Hand? Und wer ist er überhaupt?«, flüsterte Chris Jasmin ins Ohr, die fassungslos die Hand vor den Mund hielt. Hieronymus neben ihr lächelte.
»Das ist Dr. Dufour. Sie haben eine Maus getötet, um die Wirkung des Chromosoms zu untersuchen. Das sind Gewebeproben der Maus.«
Chris nickte und starrte auf Dufour, dann auf Hieronymus. »Was haben die beiden miteinander zu tun?«
»Ich weiß es nicht.«
Der unentwegt schreiende Thornten drosch mit der Faust auf die Labortische, stapfte wutentbrannt durch das Chaos. Dann stand der Chairman vor Dufour und hielt ein Skalpell in der Hand. Thorntens Gesicht war eine Fratze, voller Furchen und Flecken.
Der Wissenschaftler stand starr und steif da, seinem Schicksal ergeben. Die Spitze des Skalpells tanzte unter seinem Kinn.
»Ich würde dir am liebsten den Hals abschneiden…« Die Stimme des Chairmans vibrierte dunkel, und sein Arm zuckte hektisch. Wie im Zeitraffer wanderte die Skalpellspitze nach oben, berührte Dufours Haut und zog sich wieder zurück wie eine Schlangenzunge. Thorntens Augen weiteten sich. Chris sah schon den Arm nach oben schießen.
»›
Er war gehorsam bis zum Tod.
‹ Amen.« Hieronymus’ Stimme donnerte durch den Raum. Thorntens Rücken versteifte sich, dann sackte sein Arm plötzlich nach unten. Thornten ließ das Skalpell fallen.
»Das haben wir nun davon! Dieses ganze Scheißgerede!« Zoe Purcells Stimme überschlug sich. »Diese Mistsau hat alles zerstört! Hank, lässt du dir das gefallen? Ich nicht!«
Zoe Purcell lief auf Dufour zu und trat ihm mit voller Wucht zwischen die Beine. Dufour jaulte auf und ließ die Schalen fallen. Schmerzgekrümmt ging er auf die Knie, die Hände auf den Unterleib gepresst.
Die Finanzchefin drehte sich wutentbrannt um und riss an Thorntens Arm. Aber der Chairman stieß sie weg.
»Halt die Schnauze, Zoe!« Thornten sah nüchtern zu Sullivan. »Machen Sie alles klar zur Abreise. Alle!«
Sullivan sah Sparrow an, ehe er den Blick auf Chris richtete. Sparrow schwenkte den Lauf der Waffe von Dufour auf Chris.
»Idioten! Ihr seid alles nur kleinkarierte Idioten! Nehmt den Jungen und…« Zoe Purcell drehte sich wütend zu Thornten. »Hank, gib mir deine Ampulle! Gib sie mir! Ich injiziere es dem Jungen selbst! Und zwar jetzt gleich!«
Kapitel 40
Sophia Antipolis nahe Cannes
Dienstagnacht
Chris trat aus der Eingangstür
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