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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Beduinen.«
    »Sie meinen also, Forsters Geschichte, wie die Kunststücke geraubt wurden, sei wahr.«
    Ramona Söllner schien abzuwägen; Chris nutzte die Gelegenheit, den Blick erneut über die anderen Gäste schweifen zu lassen, von denen sich aber niemand für sie interessierte.
    »Hat er Ihnen auch etwas darüber erzählt, was Ende der Zwanzigerjahre geschah?«, fragte sie dann.
    Chris schüttelte den Kopf.
    »Die Antiken sind uns damals schon einmal angeboten worden.«
    Chris war nicht wirklich überrascht. Der Dieb und Mörder hatte Kasse machen wollen.
    »Sie wissen, dass die Orientgesellschaft und das ganze Vorderasiatische Museum wie auch viele andere Fundstücke in den Berliner Museen einem einzigen Mann zu verdanken sind? Haben Sie jemals etwas von James Simon gehört?«
    »Nein.«
    »Wie fast ganz Berlin nicht. Fragen Sie heute mal, wer den Mann kennt.« Söllner schüttelte angewidert den Kopf. »Nicht einmal eine Straße haben sie nach ihm benannt.«
    »Und wer war es?«
    »James Simon stammte aus einer Unternehmerfamilie mit Wurzeln in Mecklenburg, die mit Tuch ein Vermögen gemacht hatte. Seine heimliche Leidenschaft galt der Kunst, und zwar in vielerlei Richtung. Er baute Sammlungen auf und engagierte sich für archäologische Ausgrabungen.«
    »Sie müssen mir schon mehr erzählen. Ich habe keinen blassen Schimmer«, murmelte Chris.
    »Engländer und Franzosen durchwühlten seit Jahrzehnten den Wüstensand in Ägypten und Mesopotamien. Deutschland wollte auch dabei sein, aber es war niemand da, der das Vorhaben richtig organisierte und die nötigen Mittel aufbrachte. Dann nahm Simon es in die Hand, gründete die Deutsche Orientgesellschaft und sorgte mit seinen Kontakten und seinem Geld dafür, dass Deutschland im Vorderen Orient mit ausgraben durfte. Er war es, der für die verschiedensten Ausgrabungsstätten das Geld bereitstellte, die Grabungsgenehmigungen erwarb. Er war es auch, der dann die Stücke den Museen vermachte, wie viele andere Kunstwerke auch. Hätte es diesen Mann nicht gegeben, wären die Berliner Museen heute bei weitem nicht das, was sie sind.«
    »
That’s life
«, murmelte Chris. »Und wo kommt Forster ins Spiel?«
    »Ein Unbekannter wandte sich Ende der Zwanzigerjahre an Simon und bot ihm genau die Tafeln, die jetzt in Ihrem Besitz sind, zum Kauf an. Gegen Geld. Viel Geld. Auf genau die gleiche Weise, über Boten, unerkannt.«
    »Und warum hat das damals nicht geklappt?«
    »Wir wissen es nicht genau. Jedenfalls scheint es einen Kontakt mit einem Vertreter der Gesellschaft, nicht jedoch mit Simon gegeben zu haben. So ergibt sich der Sachverhalt jedenfalls aus Fragmenten von Berichten, die wir gefunden haben. Vielleicht konnte Simon das Geld nicht aufbringen. Der Erste Weltkrieg und die Zeit danach hatten ihn wie so viele andere arm gemacht. Er war nicht mehr der schwerreiche Mäzen wie vor dem Krieg. Aus und vorbei. Außerdem war er da schon sehr krank. Für unsere Transaktion ist das auch unerheblich. Jedenfalls gab es einen Kontakt in Berlin, und dieser Kontakt hat danach… die Kirche eingeschaltet.«
    Chris kramte in seinen Erinnerungen. Davon hatte Forster kein Wort erzählt. Nicht an jenem Abend in der Toskana und auch nicht auf dem Acker.
    »Wir haben natürlich diese Spur nachvollziehen wollen. Uns war bekannt, dass damals Unterlagen an die Nuntiatur gingen. Kurz darauf begab sich der damalige Nuntius zurück nach Rom. Wir haben versucht, darüber mehr zu erfahren, seitdem Forster das erste Mal vor gut einem halben Jahr an uns herantrat. Nun kennen Sie die Aufgabe von Brandau in diesem Deal, wie Sie es nennen. Er ist aktiv in der Orientgesellschaft tätig, Mitarbeiter des Bistums und hat die Nachforschungen in Rom angeschoben, nachdem man hier festgestellt hatte, was damals passierte.«
    »Und?«, fragte Chris mit unverhohlener Spannung.
    »Die Kirche hat ein zwiespältiges Verhältnis zu den Ausgrabungen in Mesopotamien«, erklärte Ramona Söllner ruhig. »Seit der Französischen Revolution wurde die Macht der Kirche stark zurückgedrängt, ihr Vermögen in vielen Ländern beschlagnahmt. Klöster wurden geschlossen, Orden verboten. Die Kirche wurde als Pfeiler der feudalistischen Macht angesehen. Dann traf sie ein weiterer Schlag. Ein Schlag, der sich gegen den Glauben, gegen ihre Grundfeste richtete.«
    »Erzählen Sie mehr«, sagte Chris. »Hört sich spannend an.«
    Er kannte sich in der Kirchengeschichte ebenso wenig aus wie in den Untiefen der Glaubensauslegung.

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