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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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und der zunächst die Geschichte von Ziusudra nacherzählt…«
    »Nun sagen Sie es schon«, forderte Chris. Wenn all das sowieso bekannt war, die Ziusudra-Version bereits gefunden war,
    was war dann Neues an einer Nacherzählung oder neuen Variante?
    »Die Erzählung des Königs setzt hier an, bestätigt die Ziusudra-Erzählung – und dann kommt das eigentlich Neue, ja, Unerhörte.«
    »Warum machen Sie es so spannend?«
    »Der Text enthält neben dem Ziusudra-Mythos eine ganz andere Botschaft.«
    Chris sah, wie Brandau die Hand auf den Unterarm der Professorin legte, sich offensichtlich bemerkbar machen wollte. Sie aber hob ihre rauchige Stimme. Klang, Modulation und Artikulation hatten plötzlich etwas Ehrfurchtsvolles.
    »Die Tafeln enthalten Fragmente des Dekalogs. In einer Grundform. Einer frühen Grundform.«
    »Dekalog.« Chris atmete laut aus, zögerte, ehe er seine Unwissenheit offenbarte. »Was ist das?«
    Brandau schnaufte verächtlich.
    »Sie wissen es wirklich nicht?« Die Professorin sah ihn ernst an.
    »Nein. Muss ich…?«
    »Die Gebote…«
    »Die Zehn Gebote der Bibel? Aus dem Alten Testament?«

Kapitel 20
    Cannes
Freitag
    Die kleine Fähre steuerte die Insel St. Honorat an. Dufour saß am Heck und starrte auf das mächtige Panorama der Seealpen nordöstlich von Cannes. Er wohnte in Valbonne, nahe dem Forschungszentrum von
Tysabi
. Heute war er jedoch nicht in die Klinik gefahren, sondern mit dem Wagen die wenigen Kilometer hinunter nach Cannes. Dort hatte er den Wagen auf dem großen Parkplatz am südwestlichen Ende des Hafens abgestellt, sich an der Ablegestelle der Inselfähre ein Ticket gekauft und mit den Touristen auf die Abfahrt gewartet.
    Als sie St. Honorat erreichten, wandte er sich hinter der Anlegestelle sofort nach links, während die Touristen direkt in Richtung des Klosters spazierten. Unter einem Kieferndach lief er auf das östliche Ende der etwa eineinhalb Kilometer langen und nicht einmal fünfhundert Meter breiten Insel zu; linker Hand schimmerte das Meer azurblau.
    Nach einer Weile trat er auf eine Lichtung, auf der eine kleine Kapelle stand. Sie war aus Feldsteinen gemauert, das Dach bestand aus fest vermauerten Röhrenziegeln. Mächtige Steinquader bildeten Rahmen und Sturz der gedrungenen, verloren wirkenden Tür. Die Holzbohlen waren dunkel, fast schwarz. Spalten durchzogen die Tür an den Stellen, wo die Bohlen aneinanderstießen. Die Tür war verschlossen und das Schloss verrostet.
    »Hat die Sünderseele ihren Weg gefunden?« Die füllige Gestalt des Paters trat von der dem Meer zugewandten Seite der
    Kapelle auf die Lichtung. Seine hellgraue Kutte stach vom Dunkel der Bäume deutlich ab.
    Dufour ging auf Bruder Hieronymus zu, der liebevoll die Fassade betrachtete.
    »Ich habe dem Abt versprochen, dass ich die Chapelle de la Trinité restaurieren werde zum Wohlgefallen des Herrn. Das ist meine letzte Aufgabe, der ich mich verschrieben habe.«
    Sie umrundeten die Kapelle, die am östlichen Ende in drei Halbrundungen mit kleinen Fensteröffnungen auslief und die Form eines Kleeblatts vermittelte.
    »In so schlechtem Zustand ist sie doch gar nicht.« Dufour bemerkte auch in den Fensteröffnungen Röhrenziegel, die das verschmutzte Glas dahinter schützten.
    »Das stimmt. Von den sieben Kapellen auf der Insel ist sie noch relativ gut erhalten. St. Caprais am anderen Ende der Insel wurde 1993 restauriert. Und St. Sauveur hätte es sicherlich nötiger. Aber sie ist größer, das würde meine Kräfte übersteigen.«
    An der südlichen Längsseite befand sich eine weitere Tür, ebenso alt und rissig wie die an der Stirnseite. Hieronymus hielt plötzlich einen großen Schlüssel in der Hand und schloss die Tür auf.
    »Warum hier?« Dufour zögerte, hinter Hieronymus in das Halbdunkel der Kapelle zu treten. »Es ist eine Friedhofskapelle.«
    »Was ist passender? Du trägst den Geruch des Todes an dir. Ihr habt getötet! Du hast getötet!«
    Dufour schwieg betroffen.
    Sein Blick wanderte über den unebenen Steinfußboden, auf dem mehrere Holzbänke standen. Rechts im runden Ende der Kapelle ragte ein hüfthoher, heller Steinblock auf. Das in der Mitte aus dem Block herausgearbeitete und aufgeworfene schmale Kreuz war der einzige Schmuck, der auf die christliche Bestimmung der Kapelle verwies.
    »Jacques, ich habe dich hierher gerufen, um mit dir zu reden. Du weißt, worüber?«
    »Es war ein Unfall!« Dufours Stimme klang matt.
    »Lüg nicht!« Hieronymus flüsterte fast. Im

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