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Der Bademeister: Roman (German Edition)

Der Bademeister: Roman (German Edition)

Titel: Der Bademeister: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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warteten nur darauf, dass es trübe wird. Sie haben mir mit Absicht Steine in den Weg gelegt, kein Chlor und Flockungsmittel nachbestellt, damit das Wasser endlich umschlägt, damit man mich verjagen kann, mit Recht. Ein Bademeister, dem das Wasser umkippt, ist nicht besser als einer, dem ein Badegast ertrinkt. Aus den Wänden rieselte Schmutz, und die Plastikfolien des Hausmeisters vergrößerten den Schaden, da er sie zum Anlass nahm, mehrmals täglich mit Hammer und Nägeln zu hantieren. Es war nur Heuchelei, wenn er behauptete, er wolle nur das Beste. Mit seinen Straßenschuhen und Werkzeug drang er in die Halle ein, die Badegäste waren irritiert, denn hatten sie von sich aus keine Veränderung bemerkt, machte sie der Hausmeister auf den Schaden aufmerksam und darauf, dass es um das Schwimmbad schlecht stand. Bald fehlte es von ihrer Seite nicht an höhnischen Bemerkungen. Viele waren es nicht, doch einige fielen dem Schwimmbad in den Rücken und zweifelten die Qualität des Wassers an, behaupteten, ihre Gesundheit sei gefährdet, im Westen würde man keinem zumuten, ein solches Schwimmbad zu benutzen, aber mit ihnen könnte man ja alles machen, und früher wäre so etwas nicht vorgekommen. Wenn der Hausmeister sie hörte, nickte er dazu und sagte, dass sie sich beschweren sollten, schickte sie zu Frau Karpfe, hetzte sie gegen das Schwimmbad auf. Dass es solche gäbe, sagte er und meinte mich, die uneinsichtig seien und sich aus Eigennutz jeder Verbesserung in den Weg stellten. Und er wartete, bis sie sich angezogen hatten, um sie zu Frau Karpfes Büro zu bringen. Bald darauf kam die Bauaufsicht, schickte die Bäderverwaltung ihre Beauftragten, um Schwimmbecken und Wasser zu überprüfen.

    Früher hat der Hausmeister sich gebrüstet, dass keiner aus dem Westen kam, um Vorschriften zu machen, Entlassungen zu fordern, er lasse sich nichts vorschreiben, brüstete er sich, und dass dank seiner und Frau Karpfes alles beim Alten und das Volksbad unbehelligt blieb.
    Jetzt warteten sie beide und hatten es genau geplant, denn bevor die Beauftragten erschienen, saß Frau Karpfe tagelang im Büro, ordnete Papiere, vernichtete andere, der Hausmeister trug Stapel von Papieren durch die Schwimmhalle in den Heizungskeller, als wäre die Schwimmhalle der Flur eines Büros. Vielleicht haben sie den Zeitpunkt abgewartet, der für ihre Absichten am günstigsten war. Nur eines weiß ich: Sie haben alles getan, um vor der Begehung des Volksbades die Schwimmhalle absichtlich herunterzubringen und so in ungünstigstem Licht erscheinen zu lassen.
    Und als zwei Männer im Auftrag der Bäderverwaltung sich angemeldet hatten, zog Frau Karpfe ein Jäckchen über ihr geblümtes Kleid, lief in die Schwimmhalle, zurück zum Eingang, erwartete sie wohl an der Treppe, wollte sie selbst durch das Gebäude führen und zuerst in ihr Büro. Bis in die Schwimmhalle hörte ich ihre Stimmen, dann blieb es lange still, und nach zwei Stunden kamen die Beauftragten mit der Verwalterin und dem Hausmeister in die Schwimmhalle, lachten laut über die Badewannen mit den geschwungenen Füßen, die sie schon gesehen hatten, lachten noch lauter über die Auskleidekabinen, über die Bänke dort, in deren Ritzen noch der Dreck von Görings Hintern klebte, sagten sie, und Frau Karpfe und der Hausmeister gingen neben ihnen her wie Diener, die ihre neue Herrschaft begrüßen, und lachten mit. In Anzügen und Straßenschuhen kamen sie herein, blieben kaum einen Augenblick, mein Gott! hörte ich den einen sagen, dann gingen sie zu den Treppen, die in den Heizungskeller führen, es stinkt nach Fisch, sagte der andere und blieb stehen, das Wasser prüfen, forderten sie laut und beachteten mich nicht. Ich wollte ihnen in den Weg treten, als sie hinausgingen, sie hatten mich vielleicht nicht bemerkt, hatten mich in meinem Bademantel für einen Badegast gehalten, sie hatten keine Frage an den Bademeister, wussten vielleicht nicht, dass von der Qualität des Wassers alles abhängt und dass der Bademeister dafür zuständig ist.
    Vollständige Sanierung oder Schließen, sagten sie schon im Gehen, Kostenvoranschlag, traten mit ihren Schuhen bis an den Beckenrand und schüttelten den Kopf, das lohnt sich nicht, erklärte einer laut dem Hausmeister, dann wandten sie sich zum Ausgang. Ich folgte ihnen, um alles zu erklären, aber sie schienen mich nicht zu sehen, drehten die Köpfe kurz zu mir und schauten mich nicht an, nur Frau Karpfe warf mir einen Drohblick zu, die

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