Der Bademeister: Roman (German Edition)
nicht mehr gebraucht, einen sollen sie erschlagen haben, hat sich hier eingeschlichen, doch sie haben ihn erkannt, der Vorgänger des alten Bademeisters erkannte ihn, da ist ein Jude! hat er gerufen, vielleicht haben sie ihn auch ertränkt. Und später war ich Gehilfe des Bademeisters, immer schon, es kommt nicht darauf an, seit wann wir hier sind, denn wie das Wasser und die Badegäste, so bleiben auch wir uns letztlich gleich.
Wenn er nichts sagt, dann hat er etwas zu verbergen, sagte der Hausmeister hinter mir und machte plötzlich das Deckenlicht an, so dass Frau Karpfes Silhouette für einen Augenblick verschwand und ich schwankte, er ist betrunken, schrillte ihre Stimme, das ist es, und ich dachte an die Schwimmer, die allein in der Halle zurückgeblieben waren. Der Hausmeister löschte das Licht und lachte, du kannst vor uns nichts geheim halten.
Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, hören Sie? Das Schwimmbad ist jetzt geschlossen, es wird keiner ertrinken, das Becken ist leer, und meine Augen sehen nichts, all die Tage, die ich um das Schwimmbad gehe, ich habe nachgedacht, als müsste ich jetzt das Vergehen finden, als wäre ich eingesperrt zu diesem Zweck, denn nie mehr öffnet sich der große Eingang, ich habe den Schlüssel nicht, und hätte ich ihn auch, so würde doch niemand kommen, da es kein Wasser gibt.
Eine Handbewegung, ein Befehl hat genügt, mich zu vertreiben. Keiner hat sich aufgelehnt, jeder folgsam getan, was erwartet wurde, so wie ich es mein Leben lang getan habe, und geschwiegen, ich habe nie viel gesprochen und meine Stimme allenfalls gehoben, um die Hinweisschilder laut zu lesen, bin mit den anderen gegangen, als Frau Karpfe es forderte, zurückgeblieben, als sie es wollten, und als meine Mutter mir auftrug, den alten Globus endlich wegzuwerfen, habe ich nichts dagegen vorgebracht.
In meinem Zimmer habe ich mich nur zum Schlafen aufgehalten, kam spät nach Hause, musste schlafen, am Morgen bin ich aufgestanden und gegangen; ein Bett steht dort, ein kleiner Tisch, ein Stuhl, ein Fenster, und im Regal, in dem früher meine Bücher waren, stand nur der Globus. Wenn ich mich hinlegte, nicht gleich einschlief, betrachtete ich das bläuliche Licht, die Kontinente und die Länder, das Meer, die großen blauen Flächen, und es gibt dort Plätze, die nie jemand gesehen hat, und keiner hat sie berührt, denn es ist nur das Wasser, das niemandem gehört, und auch wenn einer reist und alle Länder kennt, weiß er über das Wasser nicht mehr als ich, der es jeden Morgen wiedersah, still die Wasserfläche, unberührt, wie es seit jeher war. Hören Sie? Ich habe begriffen, dass keiner mir etwas voraushat, und ich lasse mich nicht davonjagen wie ein Hund.
Sie haben sich nicht umgedreht. Der Hausmeister hat den Haupteingang zugeschlossen, und keiner hat ein Wort gesagt. Die anderen wussten nicht, dass ich oft als Letzter das Gebäude durch den Heizungskeller verließ, dass der Hausmeister mir den Schlüssel zum Seiteneingang gegeben hatte, sie dachten, die ganze Nacht bliebe ich eingeschlossen, und Klaus schlich tags darauf heimlich herauf, um mich zu fragen, ob ich hier geschlafen hätte. Von allen, die dort gearbeitet haben, war er als Einziger freundlich gewesen, und als meine Mutter beschloss, der alte Globus gehöre in den Müll, nahm ich ihn und trug ihn durch den hinteren Hof an den Kohlen vorbei zum Heizungskeller und gab ihn Klaus zum Aufbewahren. Ich wusste, dass er sich Fische hielt, und wo einer Fische hält, kann auch ein Globus sein, selbst wenn seine Grenzen und Namen nicht mehr stimmen.
Die Grenzen ändern sich, und ohne einen Schritt zu tun, ohne aufzustehen und fortzugehen, wacht man auf und ist in einem anderen Land, ich habe das begriffen, und wer nicht mitkommt, bleibt zurück. Am Ende regelte sich alles von allein, man muss sich keine Sorgen machen, am Ende ist nie etwas geschehen. Es gibt nur eine Grenze. Ich habe es begriffen: das Wasser ist die Grenze, das Wasser und der Verfall. Im Wasser warten die Totenfische, wenn Sie es mir nicht glauben, können Sie hinuntergehen in den Keller, dort schwimmen sie im Aquarium auf und ab, müssten längst tot, verhungert sein, aber die Zeit ist stehen geblieben, so wie das Wasser hinterlässt sie keine Spuren, nur unsichtbar, versteckt, und alles ist noch da, alles ist aufbewahrt im Geruch des Wassers, der an den Kacheln haftet, an den Wänden und überall, im ganzen Gebäude.
Inzwischen habe ich in einem Laden, der
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