Der Bademeister: Roman (German Edition)
Bademantel habe ich zu den Mülltonnen getragen. Kannten Sie ihn? fragten mich die beiden spöttisch. Haben Sie seine Kleider etwa verbrannt? Sie wollten wohl seine Stelle?
Hören Sie? Ich habe darüber mit niemandem gesprochen. Dass Bademeister ein seltsamer Berufswunsch sei, höhnten sie, was denn meine Mutter dazu sagen würde und ob ich gar keinen Ehrgeiz hätte?
Es wurde Zeit, sagte der eine mir, als sie mich in die Nähe meiner Wohnung gefahren hatten, dass es endlich wieder einen Bademeister gab in diesem Schwimmbad. Es hätte leicht, sagte er, ein Unglück geschehen können. Stellen Sie sich vor, jemand wäre ertrunken. Das wollen Sie doch nicht?
Keiner ist ertrunken. Hören Sie? Der Bademantel war verfleckt und auch die Kacheln. Alle waren längst gegangen, das Schwimmbad schon geschlossen, und auch der Hausmeister und der Verwalter waren fort; nur mich hatte der Bademeister dabehalten. Ich sollte bleiben, hatte er mich aufgefordert, müsste endlich lernen, das Wasser abends zu chloren, müsste es bald selbst versorgen. Am nächsten Tag war ich der Bademeister, einen anderen hatte es nie gegeben. Nicht lange danach kam ein neuer Hausmeister, kam Frau Karpfe, und alles war nur ein Gerücht.
Ob ich mich erinnerte? fragten die zwei Männer. Aber woran? sagte der eine, woran denn auch?
Ein Kind sei ihm ertrunken, hieß es später, oder dass er abgehauen sei. Ich wusste nichts davon. Sie hatten die Schlüssel: Sie brachten ihn hinunter in den Heizungskeller und durch den Seiteneingang hinaus, während ich noch in der Schwimmhalle stand und wartete, wartete, bis die zwei zurückkehrten, der eine mich beschimpfte, warum ich das Blut nicht aufgewischt hätte. Es waren nur ein paar Tropfen, da, wo der Bademeister gestürzt war. Er hatte wohl Nasenbluten gehabt, das kommt vor. Dann schickten sie mich in den Heizungskeller und befahlen mir, den Bademantel und den Lappen in den Müll zu werfen, schlossen die Eisentür zum Hinterhof auf, und ich ging nach Hause.
Ich stand allein am Rand des Beckens. Man muss nur etwas Wasser aus dem Becken schöpfen, um Flecken und Verunreinigungen abzuwaschen, bückt sich oder hockt sich an den Beckenrand, taucht die Hände ins Wasser; das ist alles. Mit den Händen schöpft man etwas Wasser auf die Kacheln. Man muss nicht eigens Wasser holen, und einen Eimer braucht man nicht. Ein Lappen genügt, man wäscht ihn leicht im Becken aus. Dem Wasser sieht man nichts an, das Wasser ist immer, wie es vorher war, keine Spur bleibt zurück, wenn man es nicht anders weiß, es riecht nach Chlor wie immer. Von der Qualität des Wassers hängt viel ab. Die Badegäste zogen sich aus und sind geschwommen wie sonst auch. Sie haben nichts bemerkt, stiegen wie immer aus dem Wasser, man sah ihnen nichts an, und auch sie sahen nichts. Es war da nichts zu sehen, und ich habe nichts gesagt. War abends spät nach Hause zurückgekehrt, schaltete das Licht des Globus ein und legte mich ins Bett und sagte nichts, und meine Mutter fragte nicht. Ich hatte das Schwimmbad gehasst vom ersten Tag, hatte als Gehilfe ein Jahr am Beckenrand gestanden, ohne ein Wort zu sagen. Jetzt war ich der Bademeister.
Auf die Qualität des Wassers habe ich streng geachtet, aber Chlor und Flockungsmittel sind ausgegangen, und als die Verwaltung einen Beamten schickte, gab es Gründe zur Beanstandung.
Keiner von den Badegästen hat nach dem alten Bademeister gefragt. Sie sahen mich am Beckenrand, sahen, dass ich allein war, und sagten nichts, und auch der Hausmeister und der Verwalter fragten nicht. Dann wurden sie versetzt, ein neuer Hausmeister und Frau Karpfe kamen, und alles blieb beim Alten, nie war das Geringste vorgefallen, und vor mir nie ein anderer Bademeister da gewesen. Ich habe nichts gesagt; als sie drei Tage später vor dem Schwimmbad auf mich warteten, hatte ich nichts zu verbergen. An was soll er sich auch erinnern? fragte der Zweite und zeigte mir ein Foto; er war doch noch ein Kind. Und Kinder waren auf dem Foto, lagen übereinander in einem Graben, an dessen Rand ein Mann stand, der meinem Vater ähnelte.
Ich hatte nichts gesehen, keiner ist ertrunken, kein Blut war auf den Kacheln, den Bademantel habe ich zu den Mülltonnen getragen.
Das Hemd hier ist verfleckt. Ich glaubte vorhin, dass ich mich im Wasser spiegele, sah das verfleckte Hemd, das bärtige Kinn. Ein alter Mann, verwahrlost. Für einen Augenblick, als ich mich über das leere Becken beugte, schien mir, da wäre Wasser und mein
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