Der Bademeister: Roman (German Edition)
Anweisungen und Warnungen deutlich rief, aber jetzt stürzen sie rücklings von den Leitern und schlagen auf dem Beckengrund auf. Keiner hält sie auf. Sobald etwas geschehen ist, scheint es, als wäre es immer so gewesen. Das Schwimmbad ist geschlossen, und keiner sagt ein Wort, die Leute gehen weiter, sie haben sich daran gewöhnt, manchmal höre ich Geräusche, aber keiner antwortet, wenn ich rufe, keiner fragt, warum niemand das Licht einschaltet, warum die Heizöfen erloschen sind. Die Rohre pochen, bald werden sie ganz ausgekühlt sein. Über dem einen Rohr hängen die beiden Handtücher, mit denen ich mich in der ersten Nacht zugedeckt habe. Sie riechen modrig, und ich habe sie ausgebreitet, damit sie nicht schimmeln, doch auch die Wände sind feucht, und wenn man mit dem Finger darüberfährt, fühlt man die dünne, schmierige Schicht.
Wenn es dunkel wird, ist es unheimlich in der Halle. Das Licht fehlt. Früher gab es die Notbeleuchtung, und war sie ausgeschaltet, dann reflektierte das Wasser selbst noch das schwache Licht der Straßenlampen. Es war ja nur die Nacht zwischen zwei Tagen. Gleich morgens kamen die Badegäste, verschwanden in den Auskleidekabinen, dann duschten sie, bevor sie in die Halle traten, um zu schwimmen. Die meisten kannte ich, ihre Bewegungen und Atemzüge, wie lang, wie schnell sie schwammen, ihr bedächtiges Atmen anfangs, das hastig wurde, wenn sie sich erschöpft hatten. Und blieben auch im Lauf der Jahre viele weg, so kamen doch immer andere dazu, sogar im Sommer, wenn das Freibad geöffnet war, und viele schwimmen lieber draußen, im Freibad oder in einem See. Das Hallenbad ist mit einem See nicht zu vergleichen, und der Hausmeister hat vor ein paar Jahren vorgeschlagen, das Bad den Sommer über zu schließen. Mit lauter Stimme hat er es den anderen vorgeschlagen und mich dabei angegrinst: wir können ja Hugo hier lassen, damit er aufs Wasser aufpasst. Dann hat er leise zu mir hin gesagt: Du kannst dir ja endlich überlegen, was mit dem alten Bademeister vorgefallen ist. Wo ist er geblieben?
Ich habe nichts getan.
Er wollte mir Angst einjagen. Und einer muss aufpassen, sonst wird das Wasser trübe, einer muss Acht geben, dass keiner ertrinkt. Das ist schon immer so, war schon so, bevor ich hier war. Die Badegäste kommen, leise gehen sie in die Auskleidekabinen, sie kommen nackt wieder heraus. Sie stehen nackt am Beckenrand. Es ist zu kalt, sie werden sich erkälten.
Wie Tritte klingt das Pochen, wie Tritte eines Menschen, der rastlos hin und her geht. Es wird allmählich lauter. Vielleicht sind Leute in den anderen Räumen, oben, wo die Wannen standen, im Treppenhaus oder am Eingang, es klingt nicht nach einzelnen Schritten, die sich von da nach dort bewegen, die Ordnung ist gestört, es klingt, als würde jeder Schritt gezählt, als würden die Atemzüge aufgelistet, ich höre sie, sie werden immer lauter. Frau Karpfe und der Hausmeister sind fort, die anderen kommen wieder, als hofften sie, noch einmal hier zu schwimmen, vermissten das Hin und Her, und einer achtet streng darauf, dass keiner untergeht. Beim Gehen kann man die Kacheln zählen, sie liegen noch ordentlich nebeneinander aufgereiht, so ordentlich wie Gräber, auch wenn einige lose sind. Wir haben lange gewartet, jetzt warten wir noch immer und sind frei zu gehen, gehen noch immer auf und ab, in einer Stunde viermal hin und her, in einer Stunde fünfmal um das Becken, es gibt Anforderungen, Verordnungen, keiner, der ertrinkt, der Bademeister schläft nicht ein. Die Badegäste kommen wieder. Ich habe sie gehasst, nackte Körper, die unablässig vom einem zum anderen Ende schwimmen, die Augen starr geradeaus gerichtet, im Wasser keine Spur, nur ein Geruch bleibt zurück, noch immer, auf den verstaubten Kacheln, und sie kommen, alle, die hier waren, als könnten sie etwas wiederfinden, Badeschuhe, ein Handtuch, die gleiche Uhrzeit täglich, und dann ein weiterer Tag, der gleiche Tag von Anfang an.
Ich muss die Kacheln zählen. Sie werden sogar die Kacheln davontragen, so wie die Schränke und die Bank, das ganze Gebäude tragen sie davon, und es ist besser, nicht zu schlafen.
Vielleicht ist es am besten, im Becken selbst zu bleiben. Die Kacheln schmecken bitter, aber meine Füße sind nackt, wie es die Regeln vorsehen.
Der Staub schmeckt bitter. Können Sie mich hören? Ich bin müde, und bald wird es dunkel sein, ich muss mich setzen.
Es ist so still, als wäre selbst die Straße, das Viertel, die ganze
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