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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wortlos zu; nur dann und wann blinzelten ihre Äuglein. Endlich fragte sie:
    «Ein Buch schreiben Sie?»
    «Jawohl.»
    «Auf Englisch?»
    «Gewiss.»
    «Aber Sie sind doch Ausländer?»
    «Allerdings.»
    Sie ließ den Blick zu mir wandern. «Sind Sie sein Sekretär?»
    «J-ja», antwortete ich.
    «Können Sie anständig Englisch schreiben?»
    «Ich hoffe es.»
    «Wo haben Sie studiert?»
    «Eton.»
    «Dann können Sie’s nicht!»
    Ich musste diesen vernichtenden Vorwurf gegen einen altehrwürdigen Sitz der Gelehrsamkeit unwidersprochen lassen, denn Miss Peabody wandte sich erneut an Poirot. «Eine Biografie von General Arundell wollen Sie schreiben, eh?»
    «Ja. Sie kannten ihn, glaube ich.»
    «Ja, ich kannte John Arundell. Er trank. Aber über Indien kann ich Ihnen nichts erzählen. Ehrlich gesagt, hörte ich ihm nie zu, wenn er davon begann. Nichts Langweiligeres als diese alten Herren mit ihren Reminiszenzen.»
    «Sie waren auch mit der Familie gut bekannt, nicht wahr?»
    «Ja, ich kannte sie alle. Matilda war die Älteste. Eine verdrehte Person. Unterrichtete in einer Sonntagsschule. Dann Emily. War eine fabelhafte Reiterin. Die Einzige, die ihren Vater herumkriegen konnte, wenn er seinen Rappel hatte. Wagenladungen Flaschen wurden aus dem Haus weggeführt. Bei Nacht vergraben. Warten Sie, wer kam dann? Arabella oder Thomas? Thomas, glaube ich. Tat mir immer leid. Ein Mann und vier Frauen. Aber er war selber ein altes Weib, gewissermaßen. Niemand hätte gedacht, dass er je heiraten würde. War eine ungeheure Überraschung.»
    Miss Peabody kicherte stillvergnügt, in Erinnerungen verloren. «Dann kam Arabella. Nichtssagend. Gesicht wie ein Karpfen. Heiratete trotzdem. Einen Chemieprofessor in Cambridge. Ziemlich alter Mann, mindestens sechzig. Arabella war auch kein Backfisch mehr. Vierzig oder so. Na, jetzt sind sie beide tot. War eine glückliche Ehe. Dann war da Agnes, die Jüngste – die Hübsche. Lustiges Ding, fast frivol. Und gerade sie hat nie geheiratet. Komisch!»
    «Inwiefern», fragte Poirot, «kam Mr Thomas Arundells Verheiratung unerwartet?»
    Abermals kicherte die alte Dame. «Ach, das war ein Riesenskandal! Hätte es ihm nie zugetraut – ein so stiller, schüchterner, zurückgezogener Mann, der nur für seine Schwestern lebte!»
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: «Es gab da einen sensationellen Fall – Mrs Varley. Soll ihren Mann mit Arsen vergiftet haben. Schöne Frau. Aufsehenerregender Prozess. Sie wurde freigesprochen. Um es kurz zu machen, Thomas Arundell verlor den Kopf. Las alle Verhandlungsberichte und schnitt die Bilder Mrs Varleys aus den Zeitungen. Ob Sie’s glauben oder nicht, nach dem Freispruch fuhr er nach London und machte ihr einen Heiratsantrag! Der stille Thomas!»
    «Und was geschah weiter?»
    «Oh, sie heiratete ihn tatsächlich.»
    «Das muss für die Schwestern wohl ein großer Schock gewesen sein?»
    «Das will ich meinen! Schnitten ihre Schwägerin. Kann es ihnen nicht verdenken. Thomas war tödlich beleidigt. Lebte irgendwo ganz zurückgezogen und ließ nichts mehr von sich hören. Weiß nicht, ob sie ihren ersten Mann wirklich vergiftet hat. Den zweiten, Thomas, jedenfalls nicht. Er überlebte sie um drei Jahre. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Hübsches Paar, der Mutter nachgeraten.»
    «Kamen sie oft zu ihrer Tante auf Besuch?»
    «Erst nach dem Tod der Eltern, als sie schon fast erwachsen waren, kamen sie über die Ferien. Emily stand damals allein in der Welt, und die beiden jungen Arundells und Bella Biggs waren ihre einzigen Angehörigen.»
    «Biggs?»
    «Arabellas Tochter. Fade Person – ein paar Jahre älter als Theresa. Beging auch einen Blödsinn. Heiratete einen Ausländer! Griechischer Arzt. Sieht schauderhaft aus, hat aber reizende Manieren, muss ich zugeben. Na ja, die arme Bella hatte keine große Auswahl. Half die ganze Zeit ihrem Vater bei der Arbeit und hielt ihrer Mutter die Wolle. Der Mann war exotisch, und auf das fiel sie herein.»
    «Ist die Ehe glücklich?»
    «Scheint so. Zwei Kinder, gelb wie Zitronen. Leben in Smyrna.»
    «Aber jetzt sind sie in England?»
    «Ja, kamen im März. Werden wohl bald wieder heimfahren.»
    «Hatte Miss Emily Arundell ihre Nichte gern?»
    «Ob sie Bella gern hatte? O ja. Langweilige Person, lebt nur für die Kinder.»
    «War die Tante mit dem Mann einverstanden?»
    Miss Peabody lachte. «Einverstanden gerade nicht, aber ich glaube, er gefiel ihr ganz gut. Er hat Köpfchen, wissen Sie. Wenn Sie

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