Der Ball spielende Hund
mich fragen – er verstand es, sie richtig zu behandeln. Der Mann hat eine gute Nase für Geld.»
Poirot hüstelte. «Miss Arundell hinterließ, wie ich höre, ein beträchtliches Vermögen?»
Die alte Dame lehnte sich in den Stuhl zurück. «Ja, eben deswegen war der ganze Wirbel. Niemand ahnte im entferntesten, wie reich sie war. Der alte General hinterließ seinen fünf Kindern ein ganz nettes Stück Geld, das zum Teil günstig neu angelegt wurde. Thomas und Arabella nahmen natürlich ihre Anteile, als sie heirateten. Die drei Schwestern lebten hier und gaben nicht den zehnten Teil ihrer gemeinsamen Einkünfte aus; alles wurde wieder angelegt. Matilda hinterließ ihr Geld Emily und Agnes zu gleichen Teilen, und Agnes vermachte ihr Geld Emily. Sie gab nach wie vor wenig aus. Fazit: Sie starb als reiche Frau – und die Lawson kriegt alles!»
Triumphierend stieß Miss Peabody die letzten Worte hervor.
«Überrascht Sie das, Miss Peabody?»
«Offen gestanden, ja. Emily hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass nach ihrem Tod ihr Geld an den Neffen und die Nichten fallen sollte. So lautete auch das ursprüngliche Testament. Legate für das Hauspersonal und so weiter, alles andere zu gleichen Teilen an Theresa, Charles und Bella. Mein Gott, gab das einen Aufruhr nach ihrem Tod, als sich herausstellte, dass sie ein zweites Testament zu Gunsten von Miss Lawson gemacht hatte!»
«Wurde dieses Testament kurz vor ihrem Tod verfasst?»
Miss Peabody warf Poirot einen scharfen Blick zu. «Sie wittern Beeinflussung? Nein. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf! Dieses arme Häschen, die Lawson, hatte weder Verstand noch Nerven genug zu so was. Sie war genauso überrascht wie alle anderen – oder behauptet es wenigstens!»
Poirot musste über den Zusatz lächeln.
«Das Testament wurde etwa zehn Tage vor ihrem Tod geschrieben», fuhr Miss Peabody fort. «Der Anwalt sagt, es geht in Ordnung. Na, kann sein.»
Poirot beugte sich vor. «Sie meinen –?»
«Irgendein Hokuspokus, erkläre ich Ihnen. Etwas faul dabei.»
«Haben Sie vielleicht eine Ahnung, inwiefern?»
«Keine blasse. Woher auch? Ich bin kein Rechtsanwalt. Aber etwas stimmt da nicht, das sage ich Ihnen.»
Langsam fragte Poirot: «Besteht die Absicht, das Testament anzufechten?»
«Theresa hat, glaube ich, das Gutachten eines Anwalts eingeholt. Wird ihr wenig nützen! Wie lauten solche Gutachten in den meisten Fällen? ‹Nicht prozessieren!› Fünf Rechtsanwälte rieten mir einmal von einer Klage ab. Und ich? Ich klagte. Und gewann den Prozess.»
«Vermutlich», sagte Poirot vorsichtig, «ist die – äh – Stimmung zwischen Miss Lawson und den Arundells ziemlich gespannt?»
«Das war doch zu erwarten. So sind die Menschen nun einmal. Wenn jemand stirbt und noch kaum kalt ist, kratzen die tief trauernden Hinterbliebenen einander schon die Augen aus.»
Poirot kam auf etwas anderes zu sprechen. «Ist es wahr, dass Miss Arundell sich mit Spiritismus befasste?»
Miss Peabodys durchdringender Blick verweilte auf ihm.
«Wenn Sie vielleicht glauben, dass John Arundells Geist zurückkehrte und Emily befahl, ihr Geld Minnie Lawson zu hinterlassen, was Emily prompt tat, dann sind Sie auf dem Holzweg. Emily war nicht so albern. Meiner Ansicht nach fand sie Spiritismus eine Kleinigkeit unterhaltender als Patience oder Whist. Kennen Sie die Tripps?»
«Nein.»
«Eben – sonst wüssten Sie, was für ein Blödsinn das Ganze ist. Unerträgliche Weiber! Richten einem immer Botschaften von Verwandten aus, lauter ganz verkehrte. Und glauben daran. Auch Minnie Lawson glaubte daran. Na, ein Zeitvertreib ist so gut wie der andere.»
Poirot wechselte das Thema erneut. «Sie kennen den jungen Charles Arundell? Wie ist der junge Mann?»
«Ein Taugenichts. Ein Charmeur. Immer blank, immer verschuldet, wird überall zurückgeschickt wie ein falscher Fünfziger. Weiß die Frauen herumzukriegen. Komisch, dass der langweilige alte Thomas einen solchen Sohn hatte! Der war ein Muster an Rechtschaffenheit. Der Junge muss mütterlicherseits schlechtes Blut in sich haben. Bitte, ich persönlich kann ihn gut leiden. Aber er ist der Typ, der ohne weiteres seine Großmutter für ein paar Pfund umbringen würde. Keine Spur von Moral.»
«Und seine Schwester?»
«Theresa?» Kopfschüttelnd antwortete Miss Peabody: «Tja, ich weiß nicht. Exotische Person. Ungewöhnlich. Mit dem langweiligen Doktor verlobt. Kennen Sie ihn?»
«Doktor Donaldson?»
«Ja. Tüchtiger Arzt. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher